„Seid fruchtbar und mehret euch...“: Kinder – ein Segen
Von Zeit zu Zeit überkommt meine Frau und mich der Drang aufzuräumen. Je nach Jahreszeit oder Notwendigkeit, weil die Garage droht unbenutzbar zu werden, zieht es uns an den Ort des Geschehens. Während eines Rundgangs durch den Garten oder den Keller, das Büro oder den Kleiderschrank werden Dinge aussortiert und für die Abgabe im STEP vorbereitet. So stießen wir auf eine Reihe von Fotoalben, die nun wirklich im Weg standen. Wohin damit? Schaut die noch einer an?
Beim näheren Betrachten entdecken wir Fotos von unseren Kindern, deren Kindern, den Großeltern, Urgroßeltern, deren Hochzeitsfoto – es gab nur eins wegen der Kosten! – der Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen und vor allem Kinder.
Viele Kinder zu bekommen galt über Tausende von Jahren hinweg als ein Segen – eine Garantie für Zukunft. Kinder sicherten das Weiterleben ab, oft sogar das Überleben. Viele Kinder starben jung. Deshalb mussten möglichst viele Kinder geboren werden, um die Todesfälle auszugleichen. Meine Urgroßeltern – sie wären demnächst 120 Jahre alt geworden – hatten sieben Kinder. Oma hat oft gesagt: „Gott sei Dank haben wir viele Kinder, da muss ich mir keine Gedanken machen.“
In den hoch industrialisierten Gesellschaften in Europa und Nordamerika hat sich dieses Denken in rasanter Geschwindigkeit verändert. Heute können Menschen gelassen sagen: Ich brauche keine Kinder, um im Alter versorgt zu sein. Dieses Motiv fürs Kinderkriegen fällt auf der Nordhalbkugel weitgehend weg. Unsere Großeltern und Eltern haben, so sagen sie, hart dafür gearbeitet, dass wir heute in einem Wohlstand leben, den andere Länder nicht haben.
Das stimmt.
Das andere stimmt auch: Das gute Leben hier bei uns verursacht Kosten, die die Menschen des globalen Südens mitbezahlen. Noch gelingen Aufschübe. Die Weltbevölkerung insgesamt wächst. Oft heißt es, das sei das Problem. Aber das verschleiert, worum es eigentlich geht: um eine verkehrte Lebensweise. Nämlich, dass wenige Menschen einen Großteil der Ressourcen für sich beanspruchen. Ich fürchte, dass wir nicht erst in den letzten 50 bis 100 Jahren den göttlichen Schöpfungsauftrag gründlich missverstanden haben: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über…“– quasi über alles, so werden diese Worte auf den ersten Seiten der Bibel verstanden (1. Mose 1,28).
Wir verwechseln die ausbeuterische Weise, wie wir heute mit der Erde umgehen, mit dem Umgang, den Gott gebietet. Was vor Tausenden von Jahren in der biblischen Schöpfungserzählung aufgeschrieben wurde, wurde einer kleinen Menschheitstruppe als große Verheißung zugesagt: ‚Mehret euch, füllet die Erde.‘ Vermutlich haben die Menschen gelacht: Die ganze Erde füllen? Wir?
In dieser Verheißung ist kein Platz für die abwegige Vorstellung, es würden sich einmal wenige Menschen enorm viel an Lebens-Mitteln und Lebens-Möglichkeiten sichern, so dass die Erde am Ende zu klein für alle sein könnte.
Die kleine Menschheitstruppe in der Schöpfungserzählung dagegen hört und versteht das Verheißungsvolle daran: ‚Bringt Kinder auf die Welt und macht euch keine Sorgen.‘ Denn es gibt auf der Erde genügend Lebens-Mittel und Lebens-Möglichkeiten für alle, die schon leben und die noch geboren werden. So verstehe ich Gottes Verheißung: Fürs Leben der Menschen ist alles im Überfluss da – doch es wartet darauf, gerecht verteilt zu werden. Genau darum geht es. Nicht Kinder- und Bevölkerungszahlen sind unser Problem, sondern ob wir unsere Lebensweise verändern – das ist die Aufgabe.
Wir haben uns für Fotobücher entschieden, in denen an die Highlights platzsparend erinnert wird und die die zahlreichen Fotoalben mit ihrer Bilderflut ersetzen. Sie durchzuschauen und den Fortgang der Familiengeschichte mit zu erleben, das bedeutet Erinnerung und lässt die Familienchronik weiterleben.