Luc Frieden sieht Zukunft für Kernkraft
Der Premierminister hebt die Bedeutung der Atomkraft für den Kampf gegen den Klimawandel hervor
In Brüssel fand gestern das erste internationale Gipfeltreffen für Atomenergie statt. In diesem Rahmen hat der Luxemburger Premier Luc Frieden sich auch zur Haltung der neuen Regierung gegenüber der Kernkraft geäußert. Zwar sei man weiter für die Schließung von grenznahen Kraftwerken in Frankreich und Belgien. Man sei aber „technologieoffen“, was die Zukunft der Entwicklung der Nuklearenergie angeht. „Wir werden in Luxemburg keine Atomkraftwerke bauen. Wegen der Größe des Staatsgebiets versteht sich das von selbst“, sagte er. „Aber wir schreiben anderen nicht vor, wie sie von fossilen Energien wegkommen sollen.“Man müsse die Nuklearforschung unterstützen, auch mit europäischen Mitteln. In Zukunft werde ein großer Teil der Energie in Europa, die nicht aus fossilen Quellen stammt, von der Atomkraft herrühren. Man solle das „weniger ideologisch“betrachten, fordert er. Die Nuklearenergie von morgen sei nicht die gleiche wie die vor 30 oder 40 Jahren.
Rund 30 Staaten wollen sich weltweit für den schnelleren Ausbau und eine einfachere Finanzierung von Atomkraftwerken einsetzen. „Wir verpflichten uns dazu, das Potenzial der Nuklearenergie voll auszuschöpfen“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung, die am Donnerstag dem Gipfeltreffen verabschiedet wurde.
Strom aus Atomkraftwerken sei für die Verringerung klimaschädlicher CO2-Emissionen unerlässlich, hieß es weiter. An dem Treffen nahmen unter anderem Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, den Niederlanden und Polen sowie hochrangige Vertreter aus den USA, China und Japan teil.
Die Politiker sprachen sich in ihrer Erklärung nicht nur für den Bau neuer AKW, sondern auch für die Verlänge
rung der Lebenszeit bestehender Anlagen aus. Weiter plädierten sie für den raschen Einsatz neuerer und kleinerer Reaktoren.
Finanzierung von Atomprojekten
Die Teilnehmer riefen internationale Finanzinstitutionen wie die Weltbank dazu auf, Atomprojekte verstärkt zu unterstützen und deuteten an, dass andere alternative Energieträger aus ihrer Sicht von Entwicklungsbanken bislang bevorzugt behandelt würden. Deutschland, das den Atomausstieg vollzogen hat, nahm nicht an dem Treffen teil, das von einem Protest der Umweltorganisation Greenpeace begleitet wurde.
Weltweit sind der Internationalen Atomenergiebehörde zufolge 415 Reaktoren zur Stromproduktion in Betrieb. Bereits bei der Weltklimakonferenz Ende vergangenen Jahres hatten rund 20 Staaten angekündigt, die Kapazitäten zur Atomenergieerzeugung bis 2050 zu verdreifachen. mit dpa