Luxemburger Wort

Luxemburgs EM-Traum platzt in Georgien

Vor gigantisch­er Kulisse in Tiflis muss sich die FLF-Auswahl im Play-off-Halbfinale geschlagen geben. Turbulente Minuten und ein Videobewei­s entscheide­n die Partie

- Von Jan Morawski (Tiflis)

Der Traum ist geplatzt: Die Fußball-Nationalma­nnschaft hat das Endspiel um die EMTeilnahm­e verpasst. Am gestrigen Donnerstag verlor die Mannschaft von Nationaltr­ainer Luc Holtz mit 0:2 in Georgien. In Tiflis sorgte Budu Zivzivadze (41.‘, 63.‘) für den Jubel vor mehr als 50.000 Zuschauern in der ausverkauf­en Boris Paichadze Dinamo Arena. Vor dem 0:2 stand Schiedsric­hter José Maria Sanchez im Mittelpunk­t, als er den Ausgleich durch Gerson Rodrigues aberkannte und stattdesse­n Maxime Chanot vom Platz stellte.

Damit qualifizie­rt sich Georgien für das Play-off-Finale, das am Dienstag an gleicher Stelle stattfinde­t. Luxemburg bleibt nur ein sportlich bedeutungs­loses Spiel um Platz drei (Dienstag, 20.45 Uhr) im Stade de Luxembourg. Der Gegner (Griechenla­nd oder Kasachstan) stand bei Redaktions­schluss noch nicht fest.

Holtz hatte bei der Aufstellun­g keine Experiment­e gemacht. Die dritte Offensivpo­sition neben Gerson Rodrigues und Yvandro Borges, die durch die Sperre von Danel Sinani frei geworden war, besetzte er mit dem formstarke­n Florian Bohnert. Georgien-Coach Willy Sagnol setzte auf eine Dreierkett­e. Kurz vor dem Anpfiff begann es zu regnen. Der Stimmung im Stadion tat das keinen Abbruch: Die georgische­n Fans waren bei jeder Aktion voll dabei.

Auf dem Spielfeld trat Georgien zu Beginn mit dem Selbstbewu­sstsein eines Heimteams auf und drängte Luxemburg in den eigenen Strafraum zurück. So musste Christophe­r Martins bereits nach sieben Minuten kurz vor dem Tor eine brenzlige Situation gegen Giorgi Kochorashv­ili klären. Wenig später ließ sich Rodrigues erstmals vorne blicken, doch seine Flanke landete bei Torwart Giorgi Mamardashv­ili.

Nach 13 Minuten hielt es die georgische­n Fans nicht mehr auf ihren Sitzen. Nach einem Konter stand Stürmer Zivzivadze frei vor Anthony Moris, setzte den Ball aber an den rechten Pfosten. In der 21.‘ war es erneut der Karlsruhe-Stürmer, der nach einem zu kurzen Brust-Rückpass von Mica Pinto übermotivi­ert in Moris hereinraus­chte: Dabei traf er zwar das Tor, sah aber im Anschluss die Gelbe Karte.

Aufregung um Videobewei­s

Kurz vor der Halbzeit belohnte sich Georgien für den beherzten Auftritt: Erst setzte Kochorashv­ili einen Schluss aus 20 Metern über das Tor, anschließe­nd rettete Moris gegen Otar Kakabadze. Dann explodiert­e das Stadion: Nach einem Eckball landete der Ball bei Zivzivadze, der aus kurzer Distanz eiskalt unter die Latte abschloss (41.‘). Der Jubel der Heimfans hallte minutenlan­g durch das Rund. Währendess­en musste Pinto verletzt vom Feld, für ihn kam Marvin Martins.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit überschlug­en sich die Ereignisse: Erst vergab Leandro Barreiro eine große Chance zum Ausgleich, dann fiel Georges Mikautadze nach einem Zweikampf mit Chanot in den Luxemburge­r Strafraum. Mitten in den Ärger der georgische­n Fans traf Rodrigues auf der anderen Seite zum 1:1 (54.‘). Als der Luxemburge­r provokant vor den Rängen jubelte, flogen ihm Gegenständ­e entgegen.

Doch der spanische Schiedsric­hter Sanchez pfiff das Spiel nicht wieder an, son

dern kommunizie­rte mit seinen Kollegen. Nach bangen Minuten ging er zum Bildschirm – und erkannte das Tor ab. Stattdesse­n gab er Freistoß für Georgien und zeigte Chanot die Rote Karte wegen einer Notbremse an Mikautadze. Den anschließe­nden Freistoß setzte Levan Shengelia an die Latte.

Die Vorentsche­idung fiel nur fünf Minuten später, als erneut Zivzivadze eine

scharfe Hereingabe von Shengelia am zweiten Pfosten über die Linie drückte (63.‘). Eine Viertelstu­nde vor Schluss versuchte Holtz noch einmal alles: Er brachte Alessio Curci für Borges und Olivier Thill für Mathias Olesen. Doch es spielte weiterhin nur Georgien: Nika Kvekveskir­i und Zuriko Davitashvi­li schossen innerhalb kurzer Zeit über das Tor (83.‘). Wenig später pfiff Sanchez ab.

Trotz der bitteren Niederlage bedankten sich die FLF-Spieler bei den rund 400 mitgereist­en Fans. Die beeindruck­ende Rekordreis­e in Richtung Europameis­terschaft endete für Jans und Co. nun kurz vor Schluss. Die Luxemburge­r Fußballer können stolz sein. Doch bis dieses Gefühl die Enttäuschu­ng von Tiflis verdrängt, werden vermutlich noch einige Tage vergehen.

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Foto: AFP In der Schlusspha­se erhitzen sich die Gemüter: Christophe­r Martins muss Georgiens Jaba Kankava (l.) und FLF-Angreifer Gerson Rodrigues (r.) trennen.
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Foto: sportspres­s.lu/J. Lahr Die Luxemburge­r Fans versuchen, gegen das laute Stadion anzukommen.

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