Anne Simon gefällt die Rolle des Underdogs
Die Basketball-Nationalspielerin startet heute mit ihrem Team in die March Madness. In der ersten Runde wartet die Ohio State University
Anne Simon hat es endlich geschafft. Am vergangenen Wochenende krönte sich die luxemburgische Basketball-Nationalspielerin mit den Black Bears durch einen 64:48Sieg gegen Vermont zum Champion der America East Conference. „Ich bin so stolz, dass wir das geschafft haben“, freut sich die 24-Jährige über den Titel und die damit einhergehende Teilnahme an der prestigeträchtigen March Madness, dem Turnier der 68 besten College-Mannschaften der USA.
Im Finale gegen Vermont brillierte die Luxemburgerin mit 15 Punkten, sieben Rebounds und vier Assists. Nachdem sie bereits die Auszeichnungen zur besten Spielerin und Verteidigerin der East Conference gewinnen konnte, wurde sie außerdem zum MVP gewählt. Dass die Spielerin der Black Bears in ihrem fünften und letzten College-Jahr erstmals die Play-offs gewinnen konnte, bedeutet ihr viel: „Deswegen bin ich für ein fünftes Jahr zurückgekommen. Ich wollte unbedingt dieses Turnier gewinnen.“
Aufgrund der Corona-Pandemie darf Simon fünf statt nur vier Jahre für die Basketballerinnen der University of Maine spielen. Zwar hatte sie nach der vergangenen Saison einen Wechsel in Erwägung gezogen, sich letztendlich aber dazu entschieden, in Maine zu bleiben. „Ich war hierhergekommen, um bei der March Madness zu spielen und hatte es immer noch nicht geschafft. Ich wollte dem Team dadurch etwas zurückgeben“, erklärt Simon ihren Entschluss zu verlängern.
Der amerikanische Traum
Dass sie großes Potenzial hat, zeigte Simon schon bei der U18-Europameisterschaft. Mit einem Punkteschnitt von 16,4 pro Spiel und durchschnittlichen acht Rebounds, machte sie die Trainer der Colleges auf sich aufmerksam. „Ich hatte immer die Idee, einmal nach Amerika zu gehen“, meint die Sandweilerin. Als sie kurz darauf die ersten Anfragen aus den Staaten erhalten hatte, wurde aus der Idee ein Traum, den die 24-Jährige seit nunmehr fünf Jahren lebt.
Der Umzug in die USA ist ihr leicht gefallen. „Für mich war es kein Kulturschock“, scherzt die Basketballerin. Generell sei sie eine Person, die sich in neuen Umgebungen schnell wohlfühle und kein Problem damit habe, weit weg von zu Hause zu sein. An einige Veränderungen musste sie sich dennoch gewöhnen. „Das Essen ist natürlich anders“, lacht die beste Spielerin der East Conference, hat aber ansonsten „nichts Negatives über Maine zu sagen“.
Simon zieht sogar Parallelen zu ihrer Heimat: „Ich vergleiche Maine immer mit Luxemburg, weil es auch klein ist und jeder jeden kennt. Die Menschen sind super freundlich“. Insbesondere zu ihren Trainern und Mitspielerinnen hat die 24-Jährige ein sehr gutes Verhältnis. Die Nummer 3 der Black Bears gerät ins Schwärmen: „Die Trainer machen einen super Job und bereiten uns immer sehr gut vor.“
Das anstehende Erstrundenspiel der March Madness, das heute (17 Uhr Luxemburger Zeit) in Ohio stattfindet, ist da keine Ausnahme. Neben dem Fokus auf das eigene Spiel stand in der Vorbereitung vor allem die Videoanalyse des Gegners im Vordergrund. „Wir schauen uns die Offensive und Defensive genau an und konzentrieren uns auf deren Spielstil“, erklärt die Nationalspielerin.
Nichts zu verlieren
Die Reise zur Ohio State University traten Simon und Co. bereits vorgestern per Charter-Flug an. Die Vorfreude ist riesig, trotzdem bleibt die Luxemburgerin realistisch. „Natürlich ist es schön, dass wir am Turnier teilnehmen dürfen, wir wissen aber auch, dass die andere Mannschaft sehr gut ist.“
Dass die Black Bears als Underdog in die Begegnung gehen, empfindet die 1,75 m große Sportlerin als Vorteil. „Wir haben nichts zu verlieren. Niemand glaubt, dass wir gewinnen werden.“Ohio State dürfte als an Position zwei gesetztes Team also deutlich mehr Druck verspüren. Die klare Favoritenrolle der Buckeyes könnte ihnen laut Simon zum Verhängnis werden. „Sie spielen zu Hause, da ist es klar, dass einige Spielerinnen denken, dass sie easy gewinnen werden.“
Eine richtige Kampfansage gab es allerdings nicht, im Gegenteil. Die Sandweilerin stellte klar, dass sie sich die Spiele von Ohio State sehr gerne anschaut und machte zudem die Defensive als klare Stärke der Gegnerinnen aus. Gemeinsam mit ihrem Team will sie trotzdem versuchen, so lange wie möglich mit den Buckeyes mitzuhalten. Sie hat aber noch ein weiteres Ziel für das Spiel. „Es wäre schon schön, wenn uns die Überraschung gelingen würde, aber mir geht es einfach nur darum, Spaß zu haben und den Moment zu genießen.“
Wie es nach ihrem Abschluss für die Basketballerin weitergeht, weiß sie selbst noch nicht. „Darüber mache ich mir erst Gedanken, wenn ich fertig bin“, meint Simon. Ihr Ziel ist es, irgendwann professionell zu spielen. „Ich schaue natürlich auch die WNBA und das wäre ein Traum, auch nur mit einem Team zu trainieren.“Trotz ihrer herausragenden Leistungen will sich die Nationalspielerin nicht zu große Hoffnungen auf einen Profivertrag machen. Momentan liegt ihr Fokus ohnehin erst einmal auf der March Madness.
Natürlich ist es schön, dass wir am Turnier teilnehmen dürfen, wir wissen aber auch, dass die andere Mannschaft sehr gut ist. Anne Simon über die Ohio State University