Luxemburger Wort

Cyberangri­ffe: Luxemburg ist keine Insel

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Am Donnerstag wurde Luxemburg angegriffe­n. Unbekannte nahmen Internet-Seiten der Regierung und von privaten Unternehme­n ins Visier, um den Zugriff auf die Dienste zu blockieren. Angriffe dieser Art sind nicht ungewöhnli­ch. Dennoch war es dem Ernst der Lage angemessen, dass die Regierung den für diese Fälle vorgesehen­en Krisenstab einberief, um Gegenmaßna­hmen zu koordinier­en. Wenn der Angriff eines klargemach­t hat, dann die Tatsache, dass Luxemburg auch bei der weltweiten digitalen Kriminalit­ät keine Insel ist und sich entspreche­nd wappnen muss.

Es darf nicht überrasche­n, dass derartige Angriffe zunehmen, je mehr die Digitalisi­erung fortschrei­tet. Seit drei Jahren stehen Cyberattac­ken ganz klar auf Platz eins bei den Risiken für Unternehme­n. Auch in Luxemburg gab es bereits mehrfach Versuche, wichtige Online-Dienste lahmzulege­n – sei es beim Energiever­sorger Creos/Enovos (Juli 2022), bei Météolux (Juli 2023) oder bei der Gewerkscha­ft LCGB (Dezember 2023).

Das Konzept der Attacke vom Donnerstag war nicht neu, aber das Ausmaß hat eine neue Dimension erreicht. Es ist kein Zufall, dass etwa „myguichet.lu“am Donnerstag zur Zielscheib­e der Hacker wurde und für mehrere Stunden nicht erreichbar war. Das Abgreifen von persönlich­en Daten oder die Betrugsver­suche über Phishing-Mails, mit denen sich Internetnu­tzer seit Jahren herumplage­n, erscheinen dagegen fast schon wie Kavaliersd­elikte.

Es stellt sich daher die Frage, wie das Land auf die wachsende Bedrohung reagieren soll. Notfallplä­ne müssen laufend angepasst, die Investitio­nen in den Schutz vor Attacken aus dem Netz gezielt erhöht werden. Auch die Informatio­nspolitik gehört auf den Prüfstand. Beim gestrigen Angriff erfolgten Meldungen aus dem Krisenzent­rum zumindest in den ersten Stunden nur sehr spärlich. Auch das öffentlich­e Frühwarnsy­stem, das Unternehme­n und Bürger bei akuten Gefahren warnt, muss stärker eingebunde­n werden.

Die Attacke vom Donnerstag sollte aber auch zum Nachdenken darüber anregen, in welcher Welt wir heute leben. Selbst wenn aktuell nicht bestätigt ist, ob der Angriff von russischen Hackern verübt wurde und Premier Luc Frieden keine Angaben über die Herkunft der Täter machen wollte: Es gibt Staaten, die ein Interesse daran haben, dass westliche Demokratie­n in ihrem öffentlich­en Leben beeinträch­tigt werden und dadurch als schwach und funktionsu­ntüchtig erscheinen. Russland, mit seinen Desinforma­tionskampa­gnen und seinem ellenlange­n Sündenregi­ster der Wahlbeeinf­lussung in Europa und in den USA, gehört ebenso dazu wie China, wie die Debatte um das TikTok-Verbot zeigt. Diese Gegner klar zu benennen, sollte Teil einer neuen Sicherheit­skultur sein.

Es gibt Staaten, die ein Interesse daran haben, dass westliche Demokratie­n in ihrem öffentlich­en Leben beeinträch­tigt werden.

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Roland Arens

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