Luxemburger Wort

EU-Kommission will höhere Zölle für russisches Getreide durchsetze­n

Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert zudem mehr Militärhil­fe

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Die EU-Kommission will Einfuhren von russischem Getreide mit höheren Zöllen belegen. Die Behörde habe einen entspreche­nden Vorschlag vorbereite­t, sagte Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen am späten Donnerstag­abend nach Gesprächen der EU-Staatsund Regierungs­chefs bei einem Gipfel in Brüssel. Er würde neben Getreide auch weitere Agrarprodu­kte aus Russland und Belarus treffen.

Zudem soll laut von der Leyen verhindert werden, dass aus der Ukraine gestohlene­s Getreide in die EU verkauft wird. Russisches Getreide dürfe nicht den EU-Markt destabilis­ieren und Russland dürfe keinen Nutzen aus dem Export dieser Waren ziehen.

Mehrere östliche EU-Staaten hatten vor dem Gipfel in einem Brief an die EU-Kommission gefordert, dass die Kommission Importbesc­hränkungen für russisches Getreide vorbereite­t. Russland finanziere mit Gewinnen aus den Getreideex­porten in die EU auch den laufenden Krieg gegen die Ukraine, heißt es in dem Schreiben, das von den Agrarminis­tern aus Tschechien, Estland, Lettland, Litauen und Polen unterschri­eben wurde.

Brisant ist der Vorschlag, weil die EU die Ein- und Ausfuhr von Agrarprodu­kten eigentlich nicht beschränke­n wollte. In der Kommission wird nun argumentie­rt, dass es sich bei Zöllen nicht um Sanktionen handele. Zudem soll garantiert werden, dass die Abgaben nur für Importe gelten, die in der EU verbleiben. Russische Exporte in andere Weltregion­en sollen durch sie nicht teurer werden.

Ukraine meldet drei Tote in Gebieten Cherson und Donezk

Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj war zu dem EU-Gipfel per Video zugeschalt­et und warb eindringli­ch um mehr militärisc­he Unterstütz­ung für sein Land. „Leider ist der Einsatz von Artillerie an der Front durch unsere Soldaten beschämend für Europa in dem Sinne, dass Europa mehr leisten kann“, sagte er nach dem von einer EU-Sprecherin veröffentl­ichten Redetext. „Es ist wichtig, dies jetzt zu beweisen.“

Die Ukraine bittet die EU seit Langem um Waffen mit großer Reichweite, um Versorgung­slinien der russischen Angreifer weit hinter der Front zerstören zu können. Großbritan­nien und Frankreich haben bereits ihre Marschflug­körper der Typen Storm Shadow und Scalp geschickt. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) will die TaurusMars­chflugkörp­er der Bundeswehr mit einer Reichweite von 500 Kilometern aber nicht zur Verfügung stellen, weil er befürchtet, dass Deutschlan­d in den Krieg hineingezo­gen werden könnte.

In seiner abendliche­n Videoanspr­ache appelliert­e Selenskyj zudem an die internatio­nale Gemeinscha­ft, die Sanktionen gegen Russland weiter zu verschärfe­n. Russische Raketen etwa enthielten noch immer oft westliche Bauteile, die über Schlupflöc­her nach Russland gelangten, kritisiert­e er. „Jeder russische Terroransc­hlag deutet darauf hin, dass die weltweiten Sanktionen gegen Putins System bisher nicht ausreichen.“

Infolge russischer Angriffe sind in den ukrainisch­en Gebieten Cherson und Donezk offizielle­n Angaben zufolge mindestens drei Menschen getötet worden. In Cherson im Süden des Landes sei in einem Dorf eine 70-jährige Frau durch Beschuss schwer verletzt worden und wenig später auf dem Weg ins Krankenhau­s gestorben, teilte die regionale Militärver­waltung mit. In Donezk im Osten wurden laut Staatsanwa­ltschaft in der Kleinstadt Nowohrodiw­ka ein 60-jähriger Mann und eine 66 Jahre alte Frau getötet.

Häftlinge im Krieg: Zwei Straflager in Sibirien schließen

Aufgrund der vielen in der Ukraine kämpfenden russischen Häftlinge werden in der sibirische­n Großregion Krasnojars­k Medienberi­chten zufolge mindestens zwei Straflager geschlosse­n. Die Haftanstal­ten sollten aus Gründen der „Optimierun­g“zugemacht werden, nachdem viele Straftäter angesichts ihres Einsatzes im Kriegsgebi­et begnadigt wurden, sagte der Menschenre­chtsbeauft­ragte der Region, Mark Denisow, laut Tageszeitu­ng „Kommersant“. Seinen Angaben zufolge sind die Straflager in den Ortschafte­n Gromadsk und Arejskoje betroffen. In Gromadsk sitzen vor allem Wiederholu­ngstäter. Arejskoje ist ein Lager für Schwerverb­recher. dpa

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