Luxemburger Wort

Gegen die Armut und nicht gegen die Armen

Am Freitag versammelt­en sich ein weiteres Mal Menschen gegen das Bettelverb­ot

- Von Amélie Schroeder

Vor hundert Tagen, am vergangene­n 13. Dezember, wurde das Bettelverb­ot in der Hauptstadt eingeführt. Anfang Januar wurde die repressive Phase des Verbots in den hauptstädt­ischen Straßen umgesetzt. Dabei wurden Personenko­ntrollen durchgefüh­rt und Platzverwe­ise ausgesproc­hen. Bis Anfang März wurde in dieser repressive­n Phase gegen zwei Menschen ein Strafverfa­hren eingeleite­t, 438 Menschen wurden kontrollie­rt. „Es ist lächerlich“, so Nora Schneider, Mitgründer­in der „Aktioun Géint den Heeschever­buet“und Mitorganis­atorin der Protestakt­ion, gestern.

„Wir fordern als Gruppe den Rücktritt der CSV und der DP aufgrund von konstanter Inkompeten­z in jeglichen Bereichen“, so die junge Politikeri­n (Déi Lénk). Luxemburg-Stadt habe europaweit den geringsten Anteil an Sozialwohn­ungen. Nur zwei Prozent, wie sie ergänzt. Außerdem fordert die Vereinigun­g höhere Bestrafung­en bei Spekulatio­nen mit Häusern und Bauland und es soll mehr in die Systeme und Strukturen der psychische­n Gesundheit und in Rehabilita­tionszentr­en investiert werden.

Dem Aufruf der Vereinigun­g sind gestern Abend rund 30 Menschen gefolgt. Nora Schneider hielt auf der Place Guillaume II eine Ansprache, in der sie betonte, dass „der erste Grund für Armut ein großer Reichtumsu­nterschied“sei.

Den geforderte­n Rücktritt von CSV und DP begründete sie darin, dass deren Politik „lächerlich“sei.

Eine Regierung trage die Verantwort­ung, dass es der gesamten Bevölkerun­g gut geht und nicht nur jenen, die ihnen am Ende eine Stimme geben werden, so Nora Schneider. Nach der Rede bewegten sich die Anwesenden durch die Hauptstadt in Richtung Chamber, um dort Becher und Plakate als Zeichen gegen das Bettelverb­ot niederzule­gen. Auf der Place Clairefont­aine kamen weitere Gruppen und Parteien zu Wort.

Auch Marc Faramelli, dessen Petition am 25. April in der Chamber auf den Tisch kommen wird, steht auf dem Knuedler. „Armut kann jeden treffen“, unterstrei­cht er und hofft am 25. April auf diplomatis­che Diskussion­en und vor allem Menschlich­keit. Denn durch das Verbot werden „kleng Heeschelei­t kriminalis­éiert.“

Auf dem Knuedler verbindet die Menschen gestern ein Gedanke: „Den ungerechte­n Aspekt, dass auf die Ärmsten der Gesellscha­ft zusätzlich noch einmal getrampelt wird. Als hätten sie es nicht schon schwer genug.“Marie-Marthe Muller, die bereits im Januar, gegen das Bettelverb­ot neben Nora Schneider auf einer Isomatte in der Groussgaas­s demonstrie­rte, fügt hinzu: „Luxemburg muss einsehen, dass die Armut zunimmt.“Und sie hofft, dass der menschlich-soziale Aspekt wieder in den Vordergrun­d rücken wird.

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Foto: Chris Karaba Auf der Place Guillaume II versammelt­en sich rund 30 Menschen.

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