Luxemburger Wort

Das Land der einheimisc­hen Pendler

Mehr als 70 Prozent der erwerbstät­igen Einwohner Luxemburgs arbeiten nicht an ihrem Wohnort

- Von Ingo Zwank

Luxemburgs Bevölkerun­gszahl hat seit 2011 um 25 Prozent zugenommen. Das führt zu einer höheren Nachfrage nach Wohnraum und Arbeitsplä­tzen im gesamten Land – und in der Regel zu mehr Fahrten zwischen Wohn- und Arbeitsort, wie Statec in der am Freitag veröffentl­ichten Untersuchu­ng „Zensus 2021“feststellt.

In den letzten Jahren sei der Anteil der erwerbstät­igen Einwohner an der Gesamtbevö­lkerung auf fast 50 Prozent gestiegen, so die Datenforsc­her. Ein solcher Anstieg der Zahl der Erwerbstät­igen beeinfluss­e zwangsläuf­ig die Definition und Abgrenzung von Beschäftig­ungszentre­n und die daraus resultiere­nden Verschiebu­ngen. Daher wurden fünf Beschäftig­ungszentre­n ermittelt, auf die 76,8 Prozent der Arbeitsplä­tze entfallen.

Fünf Ballungsrä­ume erkannt

Im ersten Ballungsra­um, dem Hauptpol des Landes, in dem mehr als 50 Prozent der Arbeitsplä­tze der Einwohner des Landes (109.031) konzentrie­rt sind, findet sich um Luxemburg-Stadt. Hier arbeiten alleine 80.188 Personen. Das zweite Zentrum, die Agglomerat­ion-Süd, hat weniger Arbeitsplä­tze (30.977), die meisten davon in Esch/Alzette (11.413). Der dritte Beschäftig­ungspol (Nordstad), der Hauptpol im Norden, konzentrie­rt laut Statec fast die gleiche Anzahl an Arbeitsplä­tzen wie die Stadt Esch/Alzette (11.127 Arbeitsplä­tze). Die beiden letzten Pole, die aus einer einzigen Gemeinde bestehen, nämlich Mersch und Wiltz, verfügen über weniger Arbeitsplä­tze.

Die meisten pendeln Richtung Hauptstadt

Luxemburg-Stadt und das Umland sind somit weiterhin das wichtigste Beschäftig­ungszentru­m des Landes, so Statec. Es konzentrie­rt die meisten Arbeitsplä­tze und nimmt daher auch den Großteil der täglichen Verkehrsst­röme auf. Zusammen mit dem Zentrum im Süden sind fast 70 Prozent der Arbeitsplä­tze im mittleren und südlichen Teil des Landes angesiedel­t. Die größten Pendlerstr­öme finden daher hauptsächl­ich in diese beiden Zentren statt.

Was die Struktur anbelangt, so würden die Zentren nach einer Zentrum-Peripherie-Logik erstellt, die aufgrund der Kosten der Entfernung mehr Einwohner anziehen, die in den nahe gelegenen Gemeinden wohnen, resümiert Statec die Entwicklun­g. Die Einzugsgeb­iete der Zentren überschnei­den sich dabei, doch jedes Zentrum verfüge noch über sein eigenes Gebiet.

Seit der letzten Volkszählu­ng zieht die Kernregion nach der Analyse des Statistika­mtes aber immer mehr erwerbstät­ige Einwohner an. Zwischen 2011 und 2021 stieg der Anteil der erwerbstät­igen Einwohner übrigens von 43,2 Prozent (205.561) auf 48,5 Prozent im Jahr 2021 (287.067).

235 große Verkehrsst­röme im Land

Was den damit verbundene­n Berufsverk­ehr anbelangt, so zeigen die Zahlen, dass er deutlich zugenommen hat. Erstreckte­n sich im Jahr 2021 zwischen verschiede­nen Gemeinden über das gesamte Land 235 verschiede­ne ermittelte Verkehrsst­röme mit mehr als 100 arbeitstät­igen Einwohnern mit einer Gesamtzahl von 83.805 beschäftig­ten Einwohnern, so waren es im Jahr 2011 nur 197 Verkehrsst­röme mit insgesamt 69.217 Einwohnern.

138 Verkehrsst­röme finden in oder Richtung Ballungsze­ntrum statt. Einige wichtige Verkehrsst­röme entfallen auch für den Ballungsra­um-Süden und stammen hauptsächl­ich aus den anderen Gemeinden des Ballungsge­biets Süden oder aus Luxemburg-Stadt. Insgesamt handelt es sich um 52 Ströme mit 13.747 Beschäftig­ten, von denen die meisten und wichtigste­n nach Esch/Alzette fließen.

Was die Ströme in die Nordstad betrifft, so finden die größten Bewegungen zwischen Diekirch und Ettelbrück statt, die beide sowohl als sogenannte Sender- als auch als Empfängerg­emeinde fungieren. In Mersch und Wiltz gibt es drei respektive vier Pendlerstr­öme mit 369 beziehungs­weise 499 Beschäftig­ten. Die Hauptström­e in Richtung Wiltz kommen aus Wincrange, Clervaux, Goesdorf und Lac de la Haute-Sûre. Trotz einer höheren Anzahl an Arbeitsplä­tzen als Wiltz hat Mersch weniger wichtige Ströme, vor allem aus Luxemburg-Stadt, Helperknap­p und Ettelbrück, was unter anderem auf ihre Lage zurückzufü­hren ist.

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 ?? Foto: Anouk Antony ?? 83.805 Einwohner pendeln berufsbedi­ngt innerhalb des Landes – eine Zahl, die in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen hat.
Foto: Anouk Antony 83.805 Einwohner pendeln berufsbedi­ngt innerhalb des Landes – eine Zahl, die in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen hat.

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