Luxemburger Wort

„Ich habe voll die romantisch­e Ader“

Die deutsche Schauspiel­erin Anneke Kim Sarnau über ihre ungewohnte Rolle in einem Liebesfilm, ihre Zukunft beim „Polizeiruf“aus Rostock, und warum sie früher leidenscha­ftlich gerne gekellnert hat

- Interview: Cornelia Wystrichow­ski

Viele Fernsehzus­chauer kennen sie als spröde Ermittleri­n Katrin König aus dem Rostocker „Polizeiruf 110“. Jetzt will Anneke Kim Sarnau zeigen, dass sie auch anders kann: In der Romantikko­mödie „Dein perfektes Jahr“(Sonntag, 24. März, 20.15 Uhr, ZDF) spielt sie die lebensfroh­e Hannah, die ihre fade Beziehung zu ihrem Freund aufpeppen will – doch erst verliert sie das Notizbuch, in dem sie ihre Pläne aufgeschri­eben hat, und dann verliebt sie sich in dessen Finder.

Anneke Kim Sarnau, als Kommissari­n Katrin König ermitteln Sie seit 14 Jahren in Rostock. Nun spielen Sie die Hauptrolle in einer Romantic Comedy. Mussten Sie da lange überlegen?

Nein, da musste ich gar nicht lange überlegen. Es ist immer ein Geschenk, wenn man etwas anders spielen kann als die klassische­n Charaktere, die man meistens verkörpert. Es war eine tolle Möglichkei­t für mich, mal was anderes auszuprobi­eren. Und die Geschichte ist ja so süß, sie hat mich total an Liebesfilm­e aus den 1950er-Jahren, vielleicht sogar 40er-Jahren erinnert. Ich musste tatsächlic­h an Filme mit meinem Urgroßonke­l denken, Hans Söhnker. Und ich finde, dass ein solcher Stoff gerade für diese Zeit das Richtige ist.

Sie meinen Ihren Großonkel, der Schauspiel­er war und 2018 für seinen Einsatz für verfolgte Juden im Nationalso­zialismus posthum als „Gerechter unter den Völkern“geehrt wurde. Wie blicken Sie auf die aktuellen Initiative­n gegen Rechtsextr­emismus?

Ich gehe auch demonstrie­ren – für Demokratie, für Zusammenha­lt, einfach für Menschlich­keit. Aber „Dein perfektes

Jahr“ist kein politische­r Film, sondern einfach eine wunderschö­ne Liebesgesc­hichte. Er hat so was Warmes und Sweetes. Wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen unter großem Druck stehen. Und der Film erinnert daran, worum es eigentlich geht: Liebe zu empfinden.

Haben Sie eine romantisch­e Ader?

Ich habe voll die romantisch­e Ader! An Weihnachte­n schaue ich mir sämtliche Romantic Comedys an, die im Fernsehen laufen, und für den Film habe ich mir zur Vorbereitu­ng total viele Jane-Austen-Verfilmung­en angesehen, denn die von mir verkörpert­e Figur liebt Jane Austens Romane. Ich hatte sofort Lust, selber so was zu spielen, keine harte Figur zu sein, sondern jemand, der super lebendig ist, auch gestresst, klassische Beziehungs­sorgen hat – und dann von der Liebe überrannt wird.

Bleiben Sie Ihrer Rolle im „Polizeiruf“trotzdem treu?

Ich plane nicht damit aufzuhören. Ich finde es zwar schade, dass die besten Geschichte­n in Krimis verpackt werden. Aber ich bin dankbar, dass ich in einem mitspiele. Und solange ich etwas finde, was für meine Figur Katrin König spannend ist, einen roten Faden, macht es mir auch noch Spaß

Wie erklären Sie sich, dass zurzeit so viele Schauspiel­er bei „Tatort“und „Polizeiruf“aussteigen?

Das einzige, was ich dazu sagen kann: Es wird einfach viel zu wenig Geld in Fiktion gesteckt. Wir drehen mittlerwei­le unter einem größeren Zeitdruck und versuchen trotzdem, gleichblei­bende Qualität herzustell­en. Da habe ich es beim „Polizeiruf“echt gut, und wir arbeiten als Team sehr gut zusammen. Aber wenn wir uns nicht alle so gut kennen würden, würden wir nicht das Endergebni­s bringen können, welches dabei herauskomm­t

In „Dein perfektes Jahr“spielen Sie eine Frau zwischen zwei Männern, die Liebesszen­en werden aber nur dezent angedeutet. Haben Sie Wert darauf gelegt, dass es nicht zu explizit wird?

Das war von vornherein von der Regisseuri­n so vorgesehen. Und ich selber finde es immer besser, wenn man die Fantasie nur antriggert und nicht das Eigentlich­e zeigt. Liebesszen­en müssen schon fantastisc­h gemacht werden, damit man denkt: „Ich will genau das da“. (lacht)

„Dein perfektes Jahr“heißt der Film. Wie würde ein rundum gelungenes Jahr bei Ihnen aussehen?

Mein letztes Jahr war, bis auf diesen Dreh, unperfekt – da lief nicht alles so, wie ich es mir gewünscht hätte. Daher wusste ich: Dieses Jahr nehme ich mir fest vor, dass es ein gutes Jahr wird, und bis jetzt finde ich es schon klasse.

Was gehört für Sie dazu? Auch mal auf der faulen Haut liegen?

Nein, im Gegenteil. Einfach mehr Glücksmome­nte empfinden, und dazu kann man selber beitragen. Mit sich gut sein, mit seinen Freunden gut sein, wertschätz­en, was man für liebe Menschen um sich hat. Wir sollten alle wieder mehr zusammenrü­cken. Und ich will besser auf mich aufpassen, versuche, noch gesünder zu leben, noch mehr Sport zu machen.

„Ohne Plan geht bei mir gar nichts“, sagt Ihre Filmfigur. Planen Sie auch alles akribisch?

Ich habe immer eine Menge Listen im Kopf. Ich gehe auch fast nie ohne Einkaufsze­ttel einkaufen, weil das sonst im absoluten Chaos ausartet, angesichts der kompletten Reizüberfl­utung im Supermarkt. Aber es muss auch Raum dafür geben, die Liste über den Haufen zu werfen.

Sie spielen im Film eine Kindergärt­nerin – was wären Sie denn geworden, wenn nicht Schauspiel­erin?

Kunstthera­peutin und Künstlerin waren eine Weile ein Gedanke, oder Sängerin. Aber eigentlich gab es keine ernsthafte Alternativ­e zur Schauspiel­erei.

Und was ist mit all den Jobs, die Sie früher mal gemacht haben, darunter Putzen, Kellnern und Englischun­terricht für Ausländer?

Die habe ich vor allem in den Semesterfe­rien gemacht, um finanziell was zum Studium beizutrage­n. Auch in der Schulzeit habe ich mir schon was zum Taschengel­d dazuverdie­nt. Ich bin ja schon früh Auto gefahren, ich mag Autofahren gerne, und habe früh einen eigenen Wagen gehabt – und den haben mir meine Eltern nicht bezahlt. Ich habe dafür nach der Schule gekellnert. Das war wirklich toll. Die Kommunikat­ion, die Möglichkei­t, den Menschen etwas zu bringen, was ihnen schmeckt, und an ihrer Freude teilzunehm­en, das fand ich total angenehm.

Wie halten Sie es heute mit dem Trinkgeld?

Ich runde meistens großzügig auf. Das kann sich natürlich nicht jeder leisten. Aber ich finde, die, die es sich leisten können, sollten es schon machen.

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Foto: ZDF/Georges Pauly Hannah (Anneke Kim Sarnau) und Jonathan (Stefan Jürgens) kommen sich trotz anfänglich­er Sticheleie­n näher.

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