Selbst Freunde reden nach dem geplatzten FLF-Traum nicht miteinander
Im Lager der Fußball-Nationalmannschaft ist die Enttäuschung riesig. Einige Führungsspieler finden klare Worte
In der Kabine war es totenstill. Die meisten Spieler blickten auf den Boden, niemand wollte reden oder die Partie analysieren. Die 0:2-Niederlage gegen Georgien am Donnerstagabend in Tiflis hat bei den luxemburgischen Fußball-Nationalspielern Spuren hinterlassen.
„In solchen Momenten bringt es nichts, etwas zu sagen. Man hat gesehen, wie enttäuscht alle sind“, erklärte Laurent Jans eine Stunde nach dem Halbfinale der EM-Play-offs. Für den FLF-Kapitän hätte das 100. Länderspiel ein großes Fest werden können. Die Fans trugen Pullover mit seinem Konterfei und der Aufschrift „Legend“. Doch Helden wurden Jans und Co. in Tiflis nicht. „Unser Traum ist geplatzt“, sagte der 31Jährige, dem nur noch ein Einsatz fehlt, um mit Rekordnationalspieler Mario Mutsch gleichzuziehen.
Die Chance, sich in seinem 101. Länderspiel mit Luxemburg für die Europameisterschaft zu qualifizieren, bleibt Jans verwehrt. Das Finale der Play-offs findet ohne die FLF-Auswahl statt. Georgien trifft am Dienstag in Tiflis auf Griechenland, Luxemburg spielt am selben Tag ab 20.45 Uhr zu Hause gegen Kasachstan, das im zweiten Halbfinale mit 0:5 gegen Griechenland verloren hatte. Die Begegnung wird als Testspiel gewertet.
„Wir haben alle auf dieses Finale gehofft“, meinte Nationaltrainer Luc Holtz. „Die Enttäuschung ist riesig“, so Mathias Olesen. „Wir wollten diesen Sieg mehr als alles andere, schließlich haben wir in den vergangenen Monaten an nichts anderes gedacht.“
Unzufrieden mit der eigenen Leistung
Maxime Chanot hatte das Stadion lange vor seinen Teamkollegen und dem FLFTrainer verlassen. „Ich bin genervt“, sagte er. Der Innenverteidiger war in der 58.‘ wegen einer Notbremse vom Platz gestellt worden. Schiedsrichter José Maria Sanchez hatte zunächst kein Foul erkannt, sich die Aktion aber nach Rücksprache mit dem Video Assistant Referee noch einmal angesehen und Chanot dann Rot gezeigt. Besonders bitter für die Luxemburger war, dass deshalb das kurz darauf erzielte 1:1 durch Gerson Rodrigues nicht gegeben wurde.
„Wir sitzen alle in einem Boot. Es bringt jetzt nichts, mit dem Finger aufeinander zu zeigen“, so Chanot, der die Leistung der Gäste kritisch betrachtete. „In der ersten Halbzeit hatte ich das Gefühl, dass wir Angst hatten. Schließlich war dieses Spiel etwas ganz Neues für uns. Wir haben gegen eine Mannschaft verloren, die nicht besser ist als wir, vielleicht etwas erfahrener, aber nicht besser.“
Torhüter Anthony Moris stimmte seinem Mannschaftskameraden zu: „Wir haben uns selbst geschlagen. Wir sind nicht richtig ins Spiel gekommen. Die Qualitäten, die uns bis hierher gebracht haben, haben gefehlt. Wir hatten Glück, dass es zur Halbzeit nur 0:1 stand. Es wäre zu einfach, sich jetzt hinter den Schiedsrichterentscheidungen zu verstecken.“
Holtz rätselte nach dem Schlusspfiff, warum seine Mannschaft vor dem Seitenwechsel so große Probleme hatte. „Wir müssen analysieren, woran es lag, an den Emotionen, den Zuschauern oder dem Druck.“Nach der Pause wirkten die Luxemburger wie ausgewechselt. „In der zweiten Halbzeit habe ich eine andere Mannschaft gesehen“, erklärte der FLFTrainer. „Wir sind stark aus der Kabine gekommen und haben Georgien überrascht. Ich hatte ein gutes Gefühl“, so Olesen. „Wir hätten das Spiel drehen können, leider hat es am Ende nicht gereicht.“
Dass die FLF-Auswahl nach Platz drei in der EM-Qualifikation auch über den zweiten Weg die Chance auf das Endrundenticket verpasst hat, war für Marvin Martins nur schwer zu verkraften. „Das ist bitter. Wir waren so nah dran.“Sein Trainer dachte an diesem bitteren Abend auch an die Anhänger, von denen über 400 nach Tiflis gekommen waren. „Es tut mir leid für die Fans. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung in den vergangenen Tagen. Wir haben das gespürt.“
Als Holtz am nächsten Morgen mit den Spielern in Tiflis auf den Abflug wartete, wurde schon deutlich mehr geredet als am Abend zuvor. Beim Gruppenfoto mit dem Flughafenpersonal konnten sich allerdings nur wenige zu einem Lächeln durchringen.
: Wir wollten diesen Sieg mehr als alles andere, schließlich haben wir in den vergangenen Monaten an nichts anderes gedacht. Mathias Olesen, Nationalspieler