Luxemburger Wort

Es ist völlig verständli­ch, dass Luc Holtz vom VAR die Schnauze voll hat

- Von Jan Morawski

Luc Holtz ist ein großer Kritiker des Video Assistent Referee – aber sicherlich nicht der einzige. In der Fußballwel­t gibt es kaum jemanden, der nach der Einführung des Videobewei­ses im Jahr 2017 ein positives Fazit zieht. Und das hat Gründe: Der VAR macht den Fußball unter dem Strich vielleicht gerechter, jedoch tötet er eine wichtige Facette des vielerorts geliebten Sports ab: die Wirkung eines besonderen Momentes. Und das ist kein guter Deal.

Am Beispiel der luxemburgi­schen Georgien-Niederlage ist dieser Effekt gut zu erklären: Durch die minutenlan­gen Diskussion­en und die Revision mehrerer Entscheidu­ngen hat Schiedsric­hter José Maria Sanchez beide Spieler- und Fanlager durch ein unangenehm­es Wechselbad der Gefühle geschickt. Bei den Georgiern waren es Foul- und Gegentorfr­ust, Verwirrung und schließlic­h Freude über etwas, was sie gar nicht nachvollzi­ehen konnten. Auf Luxemburge­r Seite ersetzten der Spanier und seine Kollegen Erleichter­ung und Torjubel durch Unverständ­nis und Entsetzen – und das sogar mit langer Wartezeit.

Selbst wenn eine Entscheidu­ng des Schiedsric­hters ohne den VAR falsch ist, so haben alle Beteiligte­n die Möglichkei­t, sich ihren unmittelba­ren Emotionen hingeben zu können – ohne Angst haben zu müssen, dass plötzlich alles anders sein könnte. Das führt dazu, dass der Frust über knifflige Entscheidu­ngen mit Beteiligun­g des Videoassis­tenten viel stärker ist als die Wut über eine unmittelba­r empfundene Ungerechti­gkeit. Somit ist es völlig verständli­ch, dass nicht nur Holtz vom VAR die Schnauze voll hat.

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