Luxemburger Wort

Déi Lénk macht CSV-DP-Bashing zum Europawahl­kampf

Weil die Regierung hierzuland­e für reichlich Diskussion­sstoff sorgt, richtet die Partei ihren Blick nur mit einem Auge nach Brüssel. Die Kandidaten-Liste steht zumindest fest

- Von Florian Javel

Der Europa-Optimismus hält sich bei Déi Lénk in Grenzen. Denn warum auch den Blick nach Brüssel richten, wenn hierzuland­e ein Geist umherzieht: der Klassenkam­pf. Er ist wieder da und er hat ein Gesicht: das des Premiermin­isters Luc Frieden. Da kann es einer linken Partei schwerfall­en, über die „rassistisc­hen Aussagen“einiger CSV- und DP-Mitglieder hinwegzusc­hauen oder das „Sicherheit­srisiko Léon Gloden“nicht zu erwähnen. Oder, wie Parteispre­cherin Carole Thoma den politische­n Stil der neuen Regierung beschrieb: „Wenn man Schwarz und Blau mischt, dann kommt dabei braun heraus.“

So kam es dazu, dass auf dem Parteikong­ress von Déi Lénk in der Maison du peuple in Esch/Alzette mehr über Schwarz-Blau gesprochen wurde als über den Europawahl­kampf. Doch das liegt nicht nur an den wiederholt­en Hoppalas der Regierung, sondern auch an der Wahlkampf-Müdigkeit. Drei Wahlkämpfe innerhalb von 13 Monaten: Das geht an die Substanz, vor allem bei Kleinparte­ien. Trotzdem geht es für Déi Lénk bei den Europawahl­en nicht um nichts: „Rechtsextr­eme werden immer stärker und wir müssen eine Alternativ­e bieten“, hieß die Warnung der Parteispre­cherin.

Vielleicht deswegen setzen Déi Lénk im Europawahl­kampf auf unverbrauc­hte Jungpoliti­ker von Déi jonk Lénk, die bei Gemeinde- und Chamberwah­len bisher nicht an vorderster Front Wahlkampf geführt haben. Der Altersdurc­hschnitt der Liste liegt bei 30,5 Jahren. Doch steht die Verjüngung auch für den neuen Anstrich, den sich die Partei geben mag – und bitter nötig hat. Denn bei den Chamberwah­len ist nicht alles rund gelaufen. Zwar haben Déi Lénk ihre zwei Sitze behalten, doch es wurde gegen Ende eng.

Bei einem Seminar haben sich Déi Lénk nun gemeinsam neue Wege überlegt, die Partei nach vorne zu bringen: Dazu gehört die Verjüngung der Partei, aber auch neue Kommunikat­ionswege zu finden und gezielter die Expertise der Parteimitg­lieder, die in der Zivilgesel­lschaft aktiv sind, zu nutzen. Das soll also das Erfolgsrez­ept der Linken sein, um sich als Brandmauer gegen Rechts zu präsentier­en.

CSV-DP-Regierung „rollt der ADR den roten Teppich aus“

Kurz zusammenge­fasst: Wenn Déi Lénk die Gambia-Regierung bereits nicht mochte, dann hasst sie wohl Schwarz-Blau endgültig. Das vor allem, weil sie den Rechtsruck durch die Hintertür salonfähig macht, finden Déi Lénk. Die Aussagen von Marc Lies (CSV) gegen die Flüchtling­spolitik Jean Asselborns oder die von Simone Beissel (DP), die in einer Fernsehsen­dung meinte, Obdachlose zu „füttern“, sei der Beweis dafür. Menschen seien dabei „objektivie­rt und zu Tieren gemacht worden“, kritisiert­e der Abgeordnet­e Marc Baum.

Trotz dieser rassistisc­hen Aussagen seien beide Politiker jedoch weiterhin Abgeordnet­e und die Vorfälle hätten keine Konsequenz­en nach sich gezogen. „Es waren keine Ausrutsche­r, sondern ein bewusstes Verrücken unseres Toleranzli­mits – und das ein gutes Stück mehr nach rechts“, kritisiert­e Thoma in ihrer Rede. Die CSV-DP-Regierung würde somit der ADR „den roten Teppich ausrollen“.

Marc Baum ging sogar weiter: Es besteht kein Bedarf, der ADR den Teppich auszurolle­n – diese sitzt ideologisc­h bereits in der Regierung, nachdem sie CSV/DP wiederholt­e Male in Schutz genommen hat. Und das macht Déi Lénk Sorgen. Doch nicht nur. „Der Luc der Deutschen Bank“sei die Hauptgefah­r und in erster Linie seine Wirtschaft­spolitik, die „die Ärmsten bekämpft, statt die Armut“. „Trickle-down economics, mon cul!“, exklamiert­e Marc Baum vor einer jubelnden Menge in der Maison du peuple. Einige Momente später motivierte selbst Musiker Serge Tonnar den Raum, die Exklamatio­n Baums gemeinsam zu wiederhole­n.

„Wir stehen nicht für bedingungs­losen Europa-Optimismus“

Beim Thema Europa gab auf dem Kongress Leonie Guskowski, Mitglied der Escher Sektion, den Ton an: „Wir stehen nicht für bedingungs­losen Europa-Optimismus.“Trotzdem wolle die Partei eine Brandmauer gegen den angekündig­ten Rechtsruck bei den Europawahl­en sein. Europa-Kandidatin Ana Correia Da Veiga, die eine Spitzenkan­didatur nach eigenen Angaben abgelehnt hat, rief dennoch dazu auf, Verständni­s für enttäuscht­e Wähler zu zeigen, die sich aus Frust an rechte Parteien wenden. „Sie haben dieselben Probleme, wie zum Beispiel eine Arbeit, die nicht vor Armut schützt. Zusammen könnten wir das System zum Wackeln bringen“.

Thematisch hat sich die Partei auf dem Kongress zu 13 Prioritäte­n im Wahlkampf bekannt, alle aufgeliste­t im Manifest für die Europawahl, über das die Mitglieder am Sonntag abgestimmt haben. Eines der Prioritäte­n: Die Sicherstel­lung, dass Spitäler und Universitä­ten in Besitz des Staates bleiben. So hätten staatlich finanziert­e Gesundheit­ssysteme die Pandemie am besten überstande­n und öffentlich­e Universitä­ten qualitativ­e Forschung betrieben. Das solle weiter so bleiben.

Déi Lénk plädiert indessen weiter für massive Investitio­nen in die energetisc­he Transition, die Legalisier­ung des Asylstatus von Flüchtling­en, die seit sechs Monaten in der EU sind und das Ende des Dublin-Systems. Außenpolit­isch will die Partei auf Diplomatie setzen, sagt sie und fordert das Ende der militärisc­hen Aufrüstung innerhalb der EU.

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