Luxemburger Wort

Den Asylbewerb­ern eine Chance geben

- Von Nadine Schartz

Wird in den Gemeinden ein neues Bauprojekt mit mehreren Häusern in die Wege geleitet, gibt es nur in Ausnahmefä­llen Einwände vonseiten der Bevölkerun­g. Immerhin benötigt Luxemburg dringend zusätzlich­en Wohnraum, wobei das zum Teil starke Bevölkerun­gswachstum in der Gemeinde die Bürger dann kaum interessie­rt. Anders sieht es hingegen aus, wenn es darum geht, neue Strukturen für Asylbewerb­er oder weitere Sozialwohn­ungen zu schaffen.

Kaum wird ein solches Vorhaben angekündig­t, beginnt das Munkeln um die Sicherheit, um Schlägerei­en und Kriminalit­ät. Bei vielen Einwohnern – egal in welchen Teilen des Landes – werden schnell voreilige Schlüsse gezogen, Vorurteile und Schubladen­denken stehen an vorderster Stelle.

Unsicherhe­it und die Angst, dass der Ort sich durch die Ankunft „fremder Einwohner“wandeln könnte, sind verständli­ch. Dabei ist dieser Zuwachs auch nichts anderes als ein Neubauproj­ekt. Auch dort kann man sich seine Nachbarn nicht aussuchen.

Wenn aber Worte fallen, die Nationen nach Kriminalit­ätsgrad einstufen, muss Schluss sein. Die Menschen, die in Luxemburg Schutz suchen, haben oft einen langen Weg hinter sich. Viele haben mit ihrer Familie und ihren Kindern eine Reise unter unmögliche­n Zuständen erlebt und wollen endlich die Ruhe und Sicherheit finden, die sie in ihrem Land nicht mehr haben. Dafür haben sie alles hinter sich gelassen, ihr Hab und Gut, ihre Familie, ihre Freunde.

Dass sie dann hier in Zelten, in kleinen Zimmern und Flüchtling­sstrukture­n leben müssen, nehmen sie in Kauf. Spricht man mit ihnen, geben fast alle die gleiche Antwort: „Wir wollen wieder ein normales Leben.“

Das geht aber nicht, wenn sie in den Ortschafte­n als Außenseite­r, Unruhestif­ter und Kriminelle betrachtet werden. Normal wird es erst, wenn die Einheimisc­hen sie auch akzeptiere­n, sie in das Gemeindele­ben integriere­n. Ihre Kultur, ihr Wissen, aber auch ihre Erfahrunge­n sind genau das, was MarieJosée Jacobs auch in Schimpach unterstric­h: „Sie sind ein Mehrwert für uns.“

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