Den Asylbewerbern eine Chance geben
Wird in den Gemeinden ein neues Bauprojekt mit mehreren Häusern in die Wege geleitet, gibt es nur in Ausnahmefällen Einwände vonseiten der Bevölkerung. Immerhin benötigt Luxemburg dringend zusätzlichen Wohnraum, wobei das zum Teil starke Bevölkerungswachstum in der Gemeinde die Bürger dann kaum interessiert. Anders sieht es hingegen aus, wenn es darum geht, neue Strukturen für Asylbewerber oder weitere Sozialwohnungen zu schaffen.
Kaum wird ein solches Vorhaben angekündigt, beginnt das Munkeln um die Sicherheit, um Schlägereien und Kriminalität. Bei vielen Einwohnern – egal in welchen Teilen des Landes – werden schnell voreilige Schlüsse gezogen, Vorurteile und Schubladendenken stehen an vorderster Stelle.
Unsicherheit und die Angst, dass der Ort sich durch die Ankunft „fremder Einwohner“wandeln könnte, sind verständlich. Dabei ist dieser Zuwachs auch nichts anderes als ein Neubauprojekt. Auch dort kann man sich seine Nachbarn nicht aussuchen.
Wenn aber Worte fallen, die Nationen nach Kriminalitätsgrad einstufen, muss Schluss sein. Die Menschen, die in Luxemburg Schutz suchen, haben oft einen langen Weg hinter sich. Viele haben mit ihrer Familie und ihren Kindern eine Reise unter unmöglichen Zuständen erlebt und wollen endlich die Ruhe und Sicherheit finden, die sie in ihrem Land nicht mehr haben. Dafür haben sie alles hinter sich gelassen, ihr Hab und Gut, ihre Familie, ihre Freunde.
Dass sie dann hier in Zelten, in kleinen Zimmern und Flüchtlingsstrukturen leben müssen, nehmen sie in Kauf. Spricht man mit ihnen, geben fast alle die gleiche Antwort: „Wir wollen wieder ein normales Leben.“
Das geht aber nicht, wenn sie in den Ortschaften als Außenseiter, Unruhestifter und Kriminelle betrachtet werden. Normal wird es erst, wenn die Einheimischen sie auch akzeptieren, sie in das Gemeindeleben integrieren. Ihre Kultur, ihr Wissen, aber auch ihre Erfahrungen sind genau das, was MarieJosée Jacobs auch in Schimpach unterstrich: „Sie sind ein Mehrwert für uns.“