„Man kann es nie allen recht machen“
Beim Kongress des Radsportverbands wird Präsident Camille Dahm im Amt bestätigt. Er spürt allerdings auch ein wenig Gegenwind
Der alljährliche Kongress des Radsportverbands fand am Freitagabend in Holzem statt. Ganze drei Stunden dauerte die Veranstaltung. Im Anschluss war klar: Die FSCL setzt auf Kontinuität. Neuer und alter Präsident der Föderation ist Camille Dahm. Der Diekircher ist seit 2016 im Amt. Damals setzte er sich in einer Stichwahl gegen den Ex-Profi Benoît Joachim durch und wurde so zum Nachfolger des allseits geschätzten Jean Regenwetter. Vier Jahre später gab es keinen Gegenkandidaten für den heute 71-Jährigen. Damals stimmten 30 von 32 Clubs für den ehemaligen Direktor der ENEPS (Ecole nationale de l‘éducation physique et des sports). Und auch in diesem Jahr gab es für Dahm keinen Gegenkandidaten. Zur Wahl kam es dennoch: 24 Clubs sprachen Dahm das Vertrauen aus, dies bei fünf Gegenstimmen und vier Enthaltungen. Oder anders ausgedrückt: Neun Vereine stärkten Dahm nicht den Rücken. Bei 36 Clubs, die der FSCL angehören – nicht alle waren in Holzem präsent – entspricht das einer Quote von exakt 25 Prozent.
Georges Engel am Präsidentenposten interessiert?
„Das Resultat geht so in Ordnung. Ich bin immerhin schon acht Jahre im Amt. Da haben vielleicht einige Leute nun genug von mir“, erklärt Dahm. Er sagt auch: „Die Vereine, die nicht mit mir als Präsidenten einverstanden sind, können jederzeit mit mir reden. Meine Tür steht offen. Ich finde es schade, wenn man vier Jahre lang nichts hört und sich dann bei der Generalversammlung einige gegen einen stellen. Aber das ist ihr gutes Recht.“
Wer die erwähnten Clubs sind, weiß Dahm nicht. „Ich kann es mir bei ein paar denken. Aber mit Sicherheit weiß ich es nicht. Es ist eigentlich auch egal. Man kann es nie allen recht machen. Ich kann sehr gut mit dem Wahlausgang leben. Es ist ein ordentliches Resultat.“
Als gewählt wurde, hatte sich der Diekircher im Festsaal zurückgezogen. Nach einigen Minuten verkündete Bruno Mergen das Resultat. Dahm atmete auf. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Die Erleichterung war ihm deutlich anzumerken. Denn im Vorfeld war er sich nicht ganz sicher gewesen, ob er noch einmal wiedergewählt werden würde.
„Es wird eine Opposition geben. Und es wird abgestimmt werden, auch wenn es offiziell keinen Gegenkandidaten gibt. Es gibt 36 Vereine in der FSCL. 19 müssten sich gegen mich stellen, um mich abzuwählen“, rechnete er am Mittwoch vor. Die Ungewissheit hatte einen guten Grund: Hartnäckig hielt sich das Gerücht, dass sich Georges Engel als Nachfolger in Stellung gebracht habe. Der ehemalige Sportminister und LSAP-Politiker soll seine Kandidatur zunächst angekündigt, dann aber wieder zurückgezogen haben. In den Tagen vor dem Kongress liefen die Telefone heiß. Die Gerüchteküche brodelte. Von Kandidaten und unzufriedenen Vereinen war die Rede. Es schien sich tatsächlich Widerstand zu mobilisieren, der sich aber am Abend des Kongresses eher als laues Lüftchen denn als heftiger Gegenwind erwies.
Der FSCL-Präsident hatte sich vorbereitet. Er ging in seiner Rede auf die Aspekte ein, die er und sein Team im Zentralvorstand realisiert hatten: „Es ist viel passiert. Vor allem finanziell. Die Unterstützung aus den Ministerien wurde drastisch erhöht. Dadurch hat die FSCL viel Geld gespart.“Mehr als 60.000 Euro wurden eingespart.
In den vergangenen acht Jahren ist der Verband in seiner Funktionsweise regelrecht explodiert. Aktuell gibt es bei der FSCL sechs Vollzeitposten, daraus sollen in naher Zukunft neun werden: Ein Trainer für die Piste wird eingestellt. Er wird spätestens dann gebraucht, wenn das Velodrom in Mondorf funktioniert. Der Posten des Chargé de développement et de formation wurde bereits vom Sportministerium bewilligt und es soll eine zusätzliche Bürokraft kommen.
Gesamtbudget von knapp 900.000 Euro
Wie groß der ganze Apparat mittlerweile ist, zeigt der Blick ins Budget für 2024: Die Gehälter samt Entschädigungen belaufen sich
auf fast genau 500.000 Euro. Bei einem Gesamtbudget von 880.000 Euro sind das 56 Prozent aller Kosten. Die Gehälter werden alle bis zu einer festgelegten Obergrenze vom Sportministerium bezahlt. Alle Sponsoreneinnahmen kombiniert sollen sich im Jahr 2024 auf 162.000 Euro belaufen.
An der finanziellen Entwicklung hat Dahm einen großen Anteil. „Ich war stets uneigennützig unterwegs. Für mich geht es weiterhin darum, den Luxemburger Radsport nach vorne zu bringen. Ich werde nicht müde, immer wieder bei den Verantwortlichen in den Ministerien und beim Nationalen Olympischen Komitee anzuklopfen und vorstellig zu werden. Das gehört dazu. Und ich mache es gerne. Ich packe die Probleme an und suche nach unkomplizierten Lösungen. Das gefällt vielleicht nicht jedem, aber es ist meine Art und Weise.“
Nicht ohne Stolz verweist Dahm darauf, dass sich in den vergangenen Jahren der Skoda Cross Cup und der Youth Cup etabliert haben und im administrativen Bereich so manches im Sinn der Vereine vereinfacht wurde. Das Gründungsmitglied des Wiltzer Vereins weiß auch, wo der Schuh noch drückt. „Im Bereich des Nachwuchses werden den Vereinen demnächst Änderungsvorschläge vorgelegt. Im April soll es eine Versammlung geben. Der ganze Bereich des Cyclotourismus mit den Randonnées muss modernisiert werden. Prozeduren müssen vereinfacht werden. Im Frauen-Radsport ist noch Luft nach oben.“
Es bleibt demnach noch eine Menge zu tun. Dahm will am Ball bleiben. Noch vier Jahre lang. Dann möchte er den Staffelstab weiterreichen. Auf die nächsten Wahlen verzichtet er freiwillig.
Für mich geht es weiterhin darum, den Luxemburger Radsport nach vorne zu bringen. FSCL-Präsident Camille Dahm