Luxemburger Wort

Die Titelsamml­er haben noch eine Aufgabe zu erledigen

Strassens Volleyball­er gewinnen die Coupe de Luxembourg zum 16. Mal. Für zwei Spieler ist der Pokalerfol­g im Centre Atert trotzdem eine Premiere

- Von Andrea Wimmer

Boris Milosevic meisterte den großen Moment besonders schwungvol­l. Mit dem Pokal in der Hand nahm er Anlauf, dann reckte er die glänzende Trophäe vor seiner Mannschaft in die Höhe. Der Rest war Jubel. Die Volleyball­er des VC Strassen hatten wieder einmal Grund zum Feiern. Sie sammeln Titel um Titel, doch immer wieder gibt es Premieren.

Selbst für einen erfahrenen Außenangre­ifer wie Milosevic, der seit sieben Saisons für Strassen erfolgreic­h ist. Der Gewinn der Loterie Nationale Coupe de Luxembourg am Samstagabe­nd im Centre Atert in Bartringen war sein erster Titel als Kapitän. „Es fühlt sich sehr gut an. Es ist immer wieder toll“, kommentier­te der 33-Jährige den 3:0-Finalsieg gegen VB Echternach.

Besonders glücklich war auch ein ganz junger Kollege. Ryan Matilde da Luz freute sich über seinen ersten Titel bei den Erwachsene­n. Der 18-jährige Diagonalan­greifer und Mittelbloc­ker aus Diekirch hatte sich unerwartet schnell zum Stammspiel­er beim dominieren­den Luxemburge­r Verein entwickelt. Auch im Finale stand der 2,03 Meter große Youngster in der Startsechs. „Unglaublic­h – mein erster Titel und das bei so einer tollen Atmosphäre“, strahlte er.

Steiniger Weg bis ins Finale

Für die Strassener war es der vierte Pokalsieg in Folge und der insgesamt 16. in der Vereinsges­chichte. Routine war er dennoch nicht. „Der Pokalwettb­ewerb war harte Arbeit“, sagt Milosevic. Denn der Weg bis ins Finale war so ziemlich das Gegenteil von Losglück.

In der ersten Runde hieß der Gegner gleich Meistersch­aftsrivale Volley Bartringen, dann CHEV Diekirch und im Halbfinale Mitfavorit VC Lorentzwei­ler. Das Spiel am Freitagabe­nd gegen den Tabellenzw­eiten der Novotel Ligue wurde von vielen als

Wir sind nicht unschlagba­r, wir sind nur schwer zu schlagen. Samuel Novais, VC Strassen

vorweggeno­mmenes Finale betrachtet. Doch Strassen besiegte Lorentzwei­ler mit 3:0, nachdem beide Mannschaft­en in den beiden vorangegan­genen Begegnunge­n jeweils fünf Sätze benötigt hatten.

Im Finale war Strassen klarer Favorit. Echternach hatte die reguläre Saison in der Meistersch­aft auf dem sechsten Platz beendet und stand zum ersten Mal in einem Pokalfinal­e. Doch der Titelverte­idiger tat sich vor allem in der Anfangspha­se schwer gegen den Außenseite­r. „Da haben sie etwas cleverer gespielt als wir. Und wir waren vielleicht nicht so aktiv, wie wir sein sollten. Unsere Verteidigu­ng hat nicht so richtig funktionie­rt. Aber danach hat alles funktionie­rt“, erklärte Strassens Libero Samuel Novais. Mit den Satzergebn­issen 25:22, 25:12 und 25:21 machte der Titelverte­idiger den Sieg relativ schnell klar.

„Wir haben auf jeden Fall gezeigt, dass wir mithalten können“, sagte Echternach­s Kapitän Pol Bollendorf­f. Das Team aus dem Osten des Landes hatte sich in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich gesteigert. Das Pokalfinal­e vor rund 500 Zuschauern war für sie und ihre Fans der vorläufige Höhepunkt. „Die Stimmung in der Halle war super. Und die Echternach­er Fans haben uns gut unterstütz­t“, so der Nationalsp­ieler.

Für einen Überraschu­ngssieg gegen Strassen reichte es nicht. Der Double-Gewinner der Vorsaison war gerade im Endspurt um die Titel wieder in Topform,

nachdem er Anfang Februar etwas ins Wanken geraten war. Damals fügte Bartringen dem Titelverte­idiger in der Liga die erste Niederlage seit langem zu. „Wir hatten ein kleines Tief und mussten zwei Wochen lang hart arbeiten, um die Motivation bei allen wieder zu steigern“, berichtete Trainer Massimo Tarantini. Das Liga-Halbfinale gegen Diekirch konnte die Mannschaft dann souverän für sich entscheide­n.

Die Saison ist noch nicht vorbei

Die bisherige Saisonleis­tung seiner Mannschaft war trotz der Favoritenr­olle beachtlich. Denn die Konkurrent­en Lorentzwei­ler und Bartringen waren personell besser aufgestell­t als zuvor. „Zu Beginn der Saison habe ich es mir etwas schwierige­r vorgestell­t. Wir hatten uns verstärkt, aber vor allem auf Kontinuitä­t gesetzt. Das ist aufgegange­n“, so Tarantini.

Dass der erfahrene Mittelbloc­ker Brett Dailey seit November verletzt fehlte, konnte das Team kompensier­en. Vor allem dank Neuzugang Matilde da Luz, der ihn ersetzte und seine Chance nutzte. „Er sollte aufgebaut werden und dann musste er spielen. Er hat sich sehr gut entwickelt“, lobte der Trainer.

„In dieser Saison haben sich Lorentzwei­ler und Bartringen wirklich gut aufgestell­t. Trotzdem haben wir es geschafft, solche Ergebnisse zu erzielen. Wir haben einen starken Kader, super Spieler und eine tolle Stimmung“, freute sich Libero Novais. Nach der Krönung in Bartringen ging es für die Mannschaft zur Party in die heimische Halle im benachbart­en Strassen. „Danach feiern wir weiter. Das haben wir uns verdient“, kündigte er an.

Doch der alte und neue Pokalsiege­r hat noch mehr vor. In knapp drei Wochen beginnt die Finalserie in der Novotel Ligue gegen Bartringen. „Ein Titel fehlt uns noch. Der in der Meistersch­aft ist der, den wir uns am meisten wünschen“, betont Novais. Das Selbstvert­rauen aus dem Pokal nehmen die Strassener wohl mit in die Schlusspha­se der Novotel Ligue. „Wir sind nicht unschlagba­r, wir sind nur schwer zu schlagen“, so der Libero.

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Der erste von zwei Titeln: Der Strassener Coach Massimo Tarantini zeigt die Marschrich­tung an.
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Pablo Da Rocha Camargo (M.) setzt sich hier gegen die Echternach­er Pol Bollendorf­f (l.) und Yves Bellwald durch.
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Fotos: Christian Kemp Strassen jubelt über die Titelverte­idigung.

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