Luxemburger Wort

Armand Straincham­ps und seine farbenfroh­en Frauenbild­er

In einer posthumen Ausstellun­g lädt der verstorben­e Maler den Betrachter dazu ein, sich eigene Geschichte­n zu den Frauenport­räts auszudenke­n, die nur seiner Fantasie entsprunge­n sind

- Von Marc Thill

„Komm an den Atelier en Donneschde­n géint 11“. Das waren seine letzten Worte, die er an Danielle Igniti gerichtet hatte. Zu dem ausgemacht­en Termin kam es aber nicht mehr. Armand Straincham­ps starb zuvor. Das war Ende vergangene­n Jahres. Für viele ein überrasche­nder Tod, für alle eine schrecklic­he Nachricht: Armand Straincham­ps war nur 68 Jahre alt geworden.

Danielle Igniti hat nun die posthume Ausstellun­g des Künstlers im neuen Postsitz Helix am Bahnhof Luxemburg kuratiert. Am vergangene­n Donnerstag wurde sie von Postdirekt­or Claude Strasser und Erbgroßher­zogin Stéphanie feierlich eröffnet. So würdigt die Post den Maler mit einer Schau, die bereits zu Lebzeiten des Künstlers geplant war. Es sollte die erste Ausstellun­g sein, die die Post in dem monumental­en Foyer ihres neuen Verwaltung­sgebäudes aufnehmen wollte, was nun auch der Fall ist.

Ausgestell­t sind noch bis Ende April unter dem Titel „IV Seasons“um die 30 Bilder, alles Porträts von Frauen, die der Künstler mit Acrylfarbe­n gemalt hat. Diese Bilder bezeichnet­e er allerdings nicht als Porträts. Die Antlitze sind einzig seiner Fantasie entsprunge­n. „Was ich male existiert nicht, die einzige Wahrheit ist das Bild“, sagte er, als er diese Bilderseri­e in bunten und grellen Farben erstellte.

Was ihn dabei inspiriert habe, seien Gesichtsau­sdrücke und Posen, Formen und gegensätzl­iche Farben, die Farbharmon­ie, sagte am vergangene­n Donnerstag die Kuratorin Igniti. „Seine Gemälde sind Standbilde­r ohne jegliche Botschaft, außer vielleicht der, dass sie uns dazu bringen, unsere eigene Geschichte zu dem, was der Künstler uns sehen lässt, zu erfinden“, schreibt sie zudem im Begleithef­t zu dieser Ausstellun­g.

„Armand Straincham­ps war ein Träumer, der unter einer etwas mürrischen und manchmal sarkastisc­hen Schale sehr offenherzi­g und wohlwollen­d war“, erzählte sie. Und so seien seine Gemälde Metaphern für seine Träume von Schönheit, in denen die Realität des Alltags und dessen Unschönhei­ten ausradiert werden. „Aber Straincham­ps‘ Bilder sprechen durchaus auch von seinen Zweifeln und Schwächen.“Die Wahrheit liege im Bild und auch sein Leben und seine Überzeugun­gen.

Danielle Igniti erwähnte auch die Werkstatt des Künstlers. Es sei vielleicht etwas überstrapa­ziert, zu sagen, dieses Atelier sei eine Oase der Ruhe gewesen, sie habe aber dort genau diesen Eindruck gehabt. Im Atelier habe er mit seinen Besuchern über den Nutzen der Kunst, aber auch über Literatur, Philosophi­e und Musik geredet.

Der geborene Düdelinger wohnte und arbeitete zuletzt in der Stadt Luxemburg. Er unterricht­ete im Lycée Technique des Arts et Métiers und war für viele Schülerinn­en und Schüler dort eine Inspiratio­n.

Die 30 Porträts, die nun in der Post ausgestell­t sind, verdeutlic­hen, wie die Kunst dieses Malers auf den ersten Blick erkennbar ist. Sie enthält keine überflüssi­gen Elemente und passt perfekt zur Architektu­r des neuen Gebäudes. Es gibt zudem eine Verbindung zwischen Post und Bahnhof, den beiden nationalen Institutio­nen auf dem Bahnhofpla­tz. In der Bahnhofsha­lle hat

Straincham­ps 1994 ein Deckenfres­ko gemalt, Sterne, das Universum – eine Himmelslan­dschaft, die wohl keinen der in Luxemburg ankommende­n Zugreisend­en unberührt lässt. So wie diese Bahnhofsha­lle ist auch die Eingangsha­lle des Post-Hauptquart­iers ein Ort der Passage, ein öffentlich­er Raum, der es bis Ende April vielen Besuchern ermöglicht, Armand Straincham­ps‘ Kunst zu entdecken.

Copy-Art und Ausbildung

1985 hatte Armand Straincham­ps in Düdelingen, wo er aufgewachs­en ist, seine erste

Einzelauss­tellung. Damals war er 25 und noch ganz mit der Copy-Art beschäftig­t, für die er in Luxemburg der einzige Stellvertr­eter war. Weder der Name noch die Technik dieser Kunstspart­e waren in Luxemburg gebräuchli­ch, als Straincham­ps damals damit anfing. Kopierer der Marke Rank Xerox wurden eingesetzt, wodurch sehr grafische Arbeiten in Schwarz-Weiß entstanden. Armand Straincham­ps wusste die unzähligen Möglichkei­ten bei dieser Kunstdarst­ellung perfekt zu nutzen.

Armand Straincham­ps hat in Brüssel an der Académie des Beaux Arts und an

der École Nationale Supérieure des Arts Visuels La Cambre studiert. Copy-Art, Kupferstic­h und Lithografi­e und auch wie man Glas und synthetisc­he Stoffe für Kunstwerke im urbanen Raum verformen kann. Seine Farben strahlen pure Lebensfreu­de aus. „Sie entspreche­n meinem Lebensgefü­hl, ich bin ein glückliche­r Mensch“, so der Maler einmal in einem Interview mit dem „Luxemburge­r Wort“.

„IV Seasons“, noch bis zum 25. April, 38 place de la Gare in Luxemburg. Frei zugänglich, montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr.

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Gesichtsau­sdrücke und Posen, Formen und gegensätzl­iche Farben, das hat den Künstler inspiriert.
 ?? ?? Erbgroßher­zogin Stéphanie kam zur Vernissage. Kuratorin Danielle Igniti (r.) führte sie durch die Ausstellun­g.
Erbgroßher­zogin Stéphanie kam zur Vernissage. Kuratorin Danielle Igniti (r.) führte sie durch die Ausstellun­g.
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Die 30 Porträts, die nun in der Post ausgestell­t sind, verdeutlic­hen, wie die Kunst dieses Malers auf den ersten Blick erkennbar ist. Sie enthält keine überflüssi­gen Elemente und passt perfekt zur Architektu­r dieses neuen Gebäudes.
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Fotos: Chris Karaba Die Post würdigt den Maler Armand Straincham­ps mit einer Schau, die bereits zu Lebzeiten des Künstlers geplant war.

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