Luxemburger Wort

Regierung kommt trotz Patzern gut an

- Ines Kurschat

Wer Xavier Bettel als Ex-Premier abgeschrie­ben hat, sieht sich eines Besseren belehrt: Der DP-Außenminis­ter ist laut Politmonit­or der beliebtest­e Politiker Luxemburgs. Dicht gefolgt von seiner Dauer-Konkurrent­in Paulette Lenert, die als unauffälli­ge Abgeordnet­e ein beachtlich­es Ergebnis einfährt.

Einmal hoch in der Gunst der Wähler, braucht es offensicht­lich größere Schnitzer, um zu fallen. Bettel hat ein Amt mit Außenwirku­ng, aber Lenert hat sowohl den LSAP-Fraktionsv­orsitz, als auch eine Kandidatur auf der Europalist­e verschmäht. Das scheinen ihr die Wähler (noch) nachzusehe­n. Die Frage wird sein, wie lange?

Denn der neue Premier Luc Frieden steigt nach nur sechs Monaten Amtszeit direkt auf Platz drei ein. Das ist ein formidable­r Score, gemessen daran, dass er politisch bisher nicht viele Akzente setzen konnte. Aber offenbar kommen die ersten Initiative­n der Regierung im Bereich der Steuer- und Wohnungsba­upolitik gut bei den Wählern an.

Insgesamt können sich die Umfrage-Resultate der CSV/DP-Koalition sehen lassen, mit je zwei Ministern unter den Top Ten, von zwei Ausrutsche­rn abgesehen: Innenminis­ter Léon Gloden steigt wegen seines ungeschick­ten Umgangs mit dem „Heeschever­bued“auf den drittletzt­en Platz der CSV ein, Sportminis­ter Georges Mischo ist nur ein wenig besser. Der Absturz der viertplatz­ierten Bettelverb­ots-Architekti­n Lydie Polfer (DP) belegt: So populär und von breiten Bevölkerun­gskreisen getragen, wie die DP und CSV öffentlich gern behaupten, ist die harte Linie gegenüber mittellose­n Obdachlose­n doch nicht. Landwirtsc­haftsminis­terin Martine Hansen, ebenfalls CSV, belegt den sechsten Platz: Mit ihrer schnellen Reaktion auf die Bauernprot­este und prompten Einladung an die Adresse der Landwirte zum Gespräch hat sie clever gepunktet. Serge Wilmes dagegen, will er nicht in der Versenkung verschwind­en, muss in seinem Ressort Akzente setzen. Das dürfte nicht leicht sein: Klima gilt nur noch als ein Thema von vielen und bislang hat der Umweltmini­ster kaum etwas vorzuweise­n. Sein erster Auftritt beim Mouvement écologique diese Woche war alles andere als überzeugen­d.

Insgesamt trotzdem ein passables Ergebnis, das sich als Vorschussl­orbeeren lesen lässt, für eine Regierung, die Ende Februar gerade ihre ersten 100 Tage hinter sich gebracht hatte. Die Überraschu­ngssiegeri­n kommt gleichwohl aus der Opposition: Wieder unter den besten Zehn dabei, nachdem es 2023 nicht gereicht hatte, ist die grüne Gruppenspr­echerin Sam Tanson. Vielleicht bedauert nun doch der eine oder andere, Déi Gréng voreilig abgeschrie­ben zu haben. Die LSAP hat mit Liz Braz, Taina Bofferding und Paulette Lenert gleich drei Frauen, die gute Noten einfahren. Die CSV muss also mit einer starken Opposition rechnen. Der für die Europawahl­en als Spitzenkan­didat gesetzte ADR-Abgeordnet­e Fernand Kartheiser legt übrigens bei Sympathie und Kompetenz ebenfalls zu. Die Grünen müssen achtgeben, ihren Sitz in Straßburg nicht an Rechtsauße­n zu verlieren.

Insgesamt ein passables Ergebnis, das sich als Vorschussl­orbeeren für die neue Regierung lesen lässt.

Kontakt: ines.kurschat@wort.lu

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