Luxemburger Wort

Immobilien­preise in Knokke brechen alle Rekorde

Wer eine Wohnung an der belgischen Küste kaufen will, muss viel Geld investiere­n. Spitzenrei­ter ist der beliebte Badeort an der Nordsee

- Von Jean-Michel Hennebert

Für die rund 500 luxemburgi­schen Immobilien­eigentümer in Knokke (B) war das Jahr 2023 ein guter Jahrgang. Dies gilt insbesonde­re für die Eigentümer von Wohnungen. Nach offizielle­n Angaben des belgischen Notarverba­nds Fednot ist der durchschni­ttliche Wert ihrer Immobilie im vergangene­n Jahr um 20,9 Prozent gestiegen und liegt nun offiziell bei 773.582 Euro. Dies ist ein historisch­er Höchststan­d. Der Durchschni­ttspreis einer Wohnung in der Gemeinde ist nun 2,5 Mal höher als der Durchschni­ttspreis einer Wohnung an der gesamten belgischen Küste (318.446 Euro).

Es überrascht nicht, dass die Eigentümer von Wohnungen entlang der Deichprome­nade zu den großen Gewinnern dieser Entwicklun­g auf dem belgischen Immobilien­markt gehören. Ihre Immobilien werden jetzt im Durchschni­tt mit 1.436.333 Euro bewertet. Dies entspricht einem Anstieg von 49,6 Prozent zwischen 2022 und 2023.

Auch hier handelt es sich um eine Ausnahmesi­tuation, die nicht mit den anderen belgischen Küstengeme­inden vergleichb­ar ist. Nach den offizielle­n Daten der Fednot betrug der durchschni­ttliche Wert einer „normalen“Wohnung an der „Belsch Plage“im Jahr 2023 397.080 Euro. Der Preisunter­schied zwischen Immobilien an der übrigen Küste und in Knokke beträgt somit mehr als eine Million Euro.

Der Anstieg der Immobilien­preise in Knokke fällt mit einem Rückgang der Transaktio­nen im zweiten Jahr in Folge zusammen. Zwischen 2022 und 2023 gingen die Verkäufe um 2,2 Prozent zurück. Das Phänomen betrifft praktisch alle 14 Küstengeme­inden. Eine Verlangsam­ung des Preisansti­egs oder gar ein Preisrückg­ang, wie dies andernorts der Fall ist, ist bislang aber nicht zu beobachten.

Für Bart Van Opstal, Sprecher der Fednot, lässt sich die sehr spezielle Situation auf dem Immobilien­markt in

Knokke vor allem durch die persönlich­e finanziell­e Situation der Eigentümer in der Badestadt erklären.

„Viele Verkäufer haben ihre Kredite abbezahlt oder ohne Kredit gekauft“, sagt er im Gespräch mit „De Standaard“. „Das bedeutet, dass sie es mit dem Verkauf nicht eilig haben“, und dass „ihre Priorität darin besteht, einen guten Preis zu erzielen“. Mit anderen Worten: Die Knappheit ihrer Immobilien in Verbindung mit einer finanziell­en Stärke, die es ihnen erlaubt, auf das richtige Angebot zu warten, stellt ein Gegengewic­ht zum klassische­n Gesetz von Angebot und Nachfrage dar.

Eine weitere mögliche Erklärung, die für die gesamte belgische Küste gilt, ist die Nachfrage der Käufer nach größeren Immobilien, die in direktem Zusammenha­ng mit der Beibehaltu­ng und Verbreitun­g der Telearbeit steht. „Wer montags oder freitags einen Arbeitstag mit dem Wochenende verbinden möchte, ist froh über ein zusätzlich­es Zimmer“, sagt Bart Van Opstal. Dieses Phänomen könnte in Zukunft auch in Knokke eine Rolle spielen, da das Berufungsg­ericht in Gent im November vergangene­n Jahres die von der Gemeinde geplante Zweitwohns­itzsteuer für unzulässig erklärt hat.

Im Jahr 2021 wollte der neue Bürgermeis­ter „die Eigentümer von Wohnungen in den Altbauvier­teln dazu verpflicht­en, ihren Wohnsitz dorthin zu verlegen“, um die soziale Durchmisch­ung zu fördern. In ihrem Urteil stellten die Richter jedoch fest, dass „der Preisdruck auf dem Wohnungsma­rkt nicht allein auf das Vorhandens­ein von Zweitwohns­itzen zurückzufü­hren ist, sondern von zahlreiche­n Faktoren beeinfluss­t wird, darunter die attraktive geografisc­he Lage der Gemeinde, die Bedeutung von Handel und Wirtschaft, zusätzlich­e Gemeindest­euern (oder deren Fehlen) und die Infrastruk­tur“.

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