Eine Oase auf dem Escher Rathausplatz
Seit kurzem zeigt sich der Platz von einer ungewohnten Seite. Die neue Sehenswürdigkeit hat einen ernsten Hintergrund
Passanten in der Escher Innenstadt staunten in den vergangenen Tagen nicht schlecht. Der sonst oft als steril und grau kritisierte Rathausplatz hat sich binnen kurzer Zeit in eine kleine grüne Oase verwandelt. Im Halbkreis wurde ein grüner Pfad mit Pflanzen, Bäumen und Informationstafeln angelegt. Viele neugierige Passanten bleiben an der neuen Attraktion stehen. Einige überqueren den Pfad, andere nutzen die Steinbänke als Sitzgelegenheit. Den zuständigen Umweltschöffen Meris Sehovic (Déi Gréng) freut es: „Die Menschen nehmen das Angebot an“.
Der Garten ist aber mehr als nur ein kleines Naherholungsgebiet mitten in der Stadt, er hat einen durchaus ernsten Hintergrund. Der Pfad beherbergt nämlich eine Ausstellung über den Klimawandel. Jede der zehn Tafeln entlang des Weges beleuchtet einen anderen Aspekt der Erderwärmung, angefangen bei den Folgen für Wald und Wasser bis hin zu möglichen Gegenmaßnahmen. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Stadt Esch. „Es soll nicht um den Klimawandel im Allgemeinen gehen. Vielmehr sollen die Menschen sehen, welchen Einfluss die Erderwärmung konkret auf Esch und die Region hat und was wir als Gemeinde dagegen unternehmen“, erklärt Jeannot Behm vom zuständigen Ökologiedienst der Stadt Esch.
Klimawandel auch in Esch spürbar
So widmen sich zahlreiche Tafeln den bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels auf Esch und die Region. „Hitzewellen, Tropennächte und Wetterextreme gibt es mittlerweile auch bei uns“, erläutert Behm die Folgen der Erderwärmung für den Süden Luxemburgs und zeigt auf eine der Tafeln, die Fotos von der Zerstörungswut des Tornados im Raum Petingen vor fünf Jahren zeigt.
Ein weiteres Plakat zeigt die Folgen der Klimaerwärmung für den Wald. Behm zeigt zwei Satellitenaufnahmen des Escher Ellergronns. Die erste stammt aus dem Jahr 2018, die zweite aus dem Jahr 2022. Während auf der älteren Aufnahme noch ein dichter Wald zu sehen ist, ist davon vier Jahre später kaum noch etwas zu erkennen, viele Bäume mussten gefällt werden. Das Waldsterben macht auch vor Esch nicht halt.
Ausstellung wird im Ellergronn weitergeführt
Die Plakate zeigen aber auch, was in Esch gegen den Klimawandel oder zumindest dessen Folgen getan wird. So wurden beispielsweise im Ellergronn neue Bäume gepflanzt, die mit den höheren Temperaturen besser zurechtkommen, die Dipbach wird derzeit renaturiert, um die Hochwassergefahr zu minimieren, und zahlreiche öffentliche Gebäude der Gemeinde werden mit Solaranlagen ausgestattet, um deren Energiebedarf zu senken.
„Alle Tafeln sind in einfacher Sprache gehalten“, erklärt Behm das Konzept hinter der Ausstellung, an der seit vergangenem September gearbeitet wurde. Bis zum 5. Mai soll sie auf dem Rathausplatz bleiben, dann wandert sie weiter in den Ellergronn. Vom Rathausplatz wird die grüne Oase also wieder verschwinden. Es ist aber denkbar, dass in Zukunft neue Projekte entstehen, denen klare Grenzen gesetzt sind. „Wegen des Parkhauses unter dem Platz können zum Beispiel keine großen Bäume gepflanzt werden“, erklärt Sehovic. Zumindest in den kommenden Wochen können Besucher den Rathausplatz jedoch in seiner grünen Pracht entdecken.