Was bei einer Renovierung wichtig wird
In Zeiten hoher Kreditzinsen, steigender Strompreise und fehlender Grundstücke werden Häuser gerne saniert. Wofür es staatliche Förderung gibt und wie man Energie sparen kann
Neu bauen oder lieber renovieren? Diese Frage stellt viele Menschen vor eine schwierige Entscheidung – vor allem in Zeiten hoher Zinsen und steigender Energiepreise. Nicht selten fällt die Wahl dann entweder auf den Kauf eines Hauses, das saniert und renoviert werden muss – oder darauf, die vorhandenen vier Wände zu renovieren. Diese Entwicklung beobachtet auch Eike Apitzsch, ein Sprecher der Baumarktkette Bauhaus. Er erfährt über Kunden des Unternehmens, dass „aktuell sehr wenig neu gebaut und mehr renoviert wird.“
Eva-Maria Lang, Sprecherin der Handwerkskammer, beschreibt: „In Luxemburg gibt es ein großes Problem: Selbst wenn man neu bauen will, ist es nicht so einfach, ein Grundstück zu finden. Deswegen ist für viele eine Option, etwas Bestehendes zu kaufen und dann schrittweise zu renovieren.“Repräsentative Zahlen, die diese Entwicklung belegen, gibt es aber nicht.
Kein Weg führt an einer Energie-Beratung vorbei
Fällt die Wahl auf eine Renovierung, so führt an einer energetischen Sanierung in der Regel kein Weg vorbei – vor allem um die hohen Kosten zur Unterhaltung des Gebäudes in den Griff zu bekommen. Auch Christian Reuter, Sprecher der Fédération des Artisans beschreibt, dass sich die Zahl der energetischen Renovierungen dynamisch entwickelt habe. Dabei wird ein Experte hinzugezogen, der eine umfassende Analyse des Gebäudes und des damit verbundenen Einsparpotenzials erstellt. Organisationen wie die Klima Agence bieten einen solchen Beratungsservice an.
Sarah Juchems ist bei der Klima Agence zuständig für das Berater-Team und unterstützt Kunden bei ihren Projekten rund um die Energiewende – so auch bei der energetischen Sanierung eines Wohngebäudes. Ziel ist, den Energieverbrauch eines Gebäudes durch gezielte bauliche Maßnahmen zu senken. Im Rahmen einer solchen Beratung erfolgt zuerst ein Rundgang durch die Immobilie. Im Anschluss daran werden die möglichen Vorgehensweisen mit dem Kunden besprochen.
Kreditanträge steigen langsam
Die Luxemburger Zentralbank teilt mit, dass der Zinssatz für Verbraucherkredite seit Dezember 2023 gesunken sei und seit Januar bei etwa 4,7 Prozent liege. Paul Wilwertz von der Bankenvereinigung ABBL erklärt, dass mit den niedrigeren Zinsen die Kreditanfragen seit Anfang des Jahres wieder zugenommen haben. Es kann aber nicht eindeutig zugeordnet werden, ob diese Kredite für einen Neubau oder eine Hausrenovierung aufgenommen wurden. Wilwertz fügt aber hinzu, dass Immobilienmakler die steigende Zahl der Kreditanträge bestätigen können, was auch auf ein wieder steigendes Interesse für einen Hauskauf hindeutet.
Energieberaterin Sarah Juchems beobachtet: „Vor Jahren haben wir mehr Menschen zu Neubauten beraten. Heutzutage wird aber häufig über einen Bauträger gebaut, der bereits ein Projekt entwickelt hat. Außerdem gelten in Luxemburg bereits seit 2017 hohe energetische Baustandards. Deswegen ist die Zahl der Beratungen für Neubauten im Hinblick auf die Gebäudehülle relativ gering.“
Fenn Faber, Direktor der Klima Agence fügt dem hinzu, dass „die Ausgangssituation bei der Renovierung eine andere ist.“Kunden wählen individueller, welche Maßnahmen sie an ihrem Wohngebäude vornehmen möchten.
Besseres Raumklima und Luftqualität
Die energetische Optimierung eines Wohngebäudes umfasst grundsätzlich verschiedene Maßnahmen. „Es geht um eine breite Produktpalette: Photovoltaikanlagen, Isolierungen, Wärmepumpen und Elektromobilität“, beschreibt Fenn Faber. Besonders ersteres, der Einbau von Solaranlagen, ist derzeit sehr gefragt. Faber erklärt: „Wir hatten letztes Jahr über 12.000 Beratungskontakte. Ungefähr die Hälfte davon waren Anfragen zu Photovoltaik.“Ein Drittel waren Anfragen zu Heizungen und der Rest habe sich auf die anderen Schwerpunkte verteilt.
„Eine Renovierung ist immer eine gute Investition in das Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden“, erklärt Christian Reuter. Denn energetische Sanierungsmaßnahmen bieten zahlreiche Vorteile für Hausbesitzer. „Das Hauptargument ist vor allem der Komfort“, unterstreicht Sarah Juchems. Das Wohlempfinden im Haus, das Raumklima, die Akustik und die Luftqualität seien deutlich besser, aber auch der Energieverbrauch würde sich reduzieren. „Die Energiepreise sind auf einem höheren Niveau als noch vor ein paar Jahren. Je geringer der Energieverbrauch also ist, desto besser für den Geldbeutel.“
Wertsteigerung der Immobilie
Somit sei der erste wichtige Schritt einer Haussanierung das Erneuern der Gebäudehülle und, idealerweise, im zweiten Schritt dann der Wechsel zum Heizen mit erneuerbaren Energien. „Die Heizung ist dann angepasst an den Energieverbrauch des Hauses – in vielen Fällen kann aber auch ein vorgezogener Umstieg auf eine Wärmepumpe aufgrund ihrer Effizienz bereits Sinn ergeben“, fügt Juchems hinzu. Befolgt man diese Schritte, so profitieren Hausbesitzer von einer Wertsteigerung der Immobilie, sparen Energiekosten, verbessern die Energiepass-Klasse und leisten ihren Beitrag zum Umweltschutz.
Auch Eva-Maria Lang von der Handwerkskammer betont, dass die Gebäude
Je geringer der Energieverbrauch ist, desto besser für den Geldbeutel. Sarah Juchems, Klima Agence
In Luxemburg ist es nicht so einfach, ein Grundstück zu finden. Eva-Maria Lang, Handwerkskammer
hülle „die Essenz“sei, um den Energieverbrauch eines Gebäudes zu verringern. „Im Hinblick auf die Zukunft wird Energieeffizienz immer bedeutender. Es ist also wichtiger, eine gut isolierte Fassade zu haben, als beispielsweise ein schönes Parkett im Wohnzimmer.“
Auf diese Zuschüsse können Bürger bauen
Wer in Luxemburg ein Haus renoviert oder baut, darf sich über einige staatliche Zuschüsse freuen, etwa über den Klimabonus – das Hauptförderprogramm des Umweltministeriums. Diese finanzielle Hilfe zielt auf die Förderung energetischer Renovierungsarbeiten oder den Bau eines Gebäudes mit nachhaltigen Materialien ab. Auch der Einbau von erneuerbaren Energien, beispielsweise durch das Installieren einer Wärmepumpe oder die Produktion von Solarstrom, wird von der Regierung gefördert.
Sarah Juchems erklärt: „Bei der Renovierung kann jedes einzelne Bauteil subventioniert werden.“So wird beispielsweise der Austausch von Fenstern, das Dämmen der Gebäudehülle oder das Sanieren des Dachs unterstützt. Sie unterstreicht, dass die Förderung je nach genutztem Material oder Dämmstärke variiere: „Je ökologischer ich dämme, desto mehr Förderung bekomme ich.“
Die Klima Agence gibt ein konkretes Beispiel anhand der Dämmung der Fassade: Bei minimaler Dämmstärke mit fossilem Material – wie etwa Styropor – bekommt man 25 Euro pro Quadratmeter Dämmung. Dieser Wert steigt jedoch deutlich an auf 70 Euro pro Quadratmeter, wenn ökologisches Material wie Holzfaser genutzt wird. Das bedeutet einen Unterschied von 45 Euro pro Quadratmeter je nach Dämm-Material. Passend dazu bietet die Klima Agence auf ihrer Internetseite ein öffentlich zugängliches Simulationsprogramm an, das bereits durch die Eingabe grober Richt
werte eine Vorstellung möglicher Zuschüsse gibt.
Neben dem Klimabonus gibt es bei einer energetischen Renovierung weitere staatliche Zuschüsse wie die Sanierungsprämie. Diese deckt einen Teil der Kosten ab und richtet sich nach dem Einkommen des Hauseigentümers. Auch bieten zahlreiche Gemeinden zusätzliche Beihilfen an.
Keine Förderung ohne einen Energieberater
Die Klima Agence betont die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit einem akkreditierten Energieberater, wenn man mehrere energetische Renovierungsarbeiten an der Gebäudehülle umsetzen möchte. „Kunden müssen mit einem vom Umweltministerium zugelassenen Energieberater arbeiten, der von Anfang bis zum Schluss das ganze Projekt begleitet und unter anderem einen Energieberatungsbericht erstellt, den Energiepass berechnet und die Förderanträge einreicht“, beschreibt Sarah Juchems. Ohne eine solche Zusammenarbeit im Sinne der Qualitätssicherung der Arbeiten sei eine Förderung für die jeweilige Sanierungsmaßnahme nicht möglich.
„Es gibt aber auch die etwas vereinfachte Möglichkeit“, fügt Juchems hinzu. Sofern Hausbesitzer nur eine Renovierungsmaßnahme umsetzen möchten, reicht das Hinzuziehen eines akkreditierten Handwerkers, der eine spezielle Zertifizierung besitzt.