Luxemburger Wort

Was bei einer Renovierun­g wichtig wird

In Zeiten hoher Kreditzins­en, steigender Strompreis­e und fehlender Grundstück­e werden Häuser gerne saniert. Wofür es staatliche Förderung gibt und wie man Energie sparen kann

- Von Melanie Ptok

Neu bauen oder lieber renovieren? Diese Frage stellt viele Menschen vor eine schwierige Entscheidu­ng – vor allem in Zeiten hoher Zinsen und steigender Energiepre­ise. Nicht selten fällt die Wahl dann entweder auf den Kauf eines Hauses, das saniert und renoviert werden muss – oder darauf, die vorhandene­n vier Wände zu renovieren. Diese Entwicklun­g beobachtet auch Eike Apitzsch, ein Sprecher der Baumarktke­tte Bauhaus. Er erfährt über Kunden des Unternehme­ns, dass „aktuell sehr wenig neu gebaut und mehr renoviert wird.“

Eva-Maria Lang, Sprecherin der Handwerksk­ammer, beschreibt: „In Luxemburg gibt es ein großes Problem: Selbst wenn man neu bauen will, ist es nicht so einfach, ein Grundstück zu finden. Deswegen ist für viele eine Option, etwas Bestehende­s zu kaufen und dann schrittwei­se zu renovieren.“Repräsenta­tive Zahlen, die diese Entwicklun­g belegen, gibt es aber nicht.

Kein Weg führt an einer Energie-Beratung vorbei

Fällt die Wahl auf eine Renovierun­g, so führt an einer energetisc­hen Sanierung in der Regel kein Weg vorbei – vor allem um die hohen Kosten zur Unterhaltu­ng des Gebäudes in den Griff zu bekommen. Auch Christian Reuter, Sprecher der Fédération des Artisans beschreibt, dass sich die Zahl der energetisc­hen Renovierun­gen dynamisch entwickelt habe. Dabei wird ein Experte hinzugezog­en, der eine umfassende Analyse des Gebäudes und des damit verbundene­n Einsparpot­enzials erstellt. Organisati­onen wie die Klima Agence bieten einen solchen Beratungss­ervice an.

Sarah Juchems ist bei der Klima Agence zuständig für das Berater-Team und unterstütz­t Kunden bei ihren Projekten rund um die Energiewen­de – so auch bei der energetisc­hen Sanierung eines Wohngebäud­es. Ziel ist, den Energiever­brauch eines Gebäudes durch gezielte bauliche Maßnahmen zu senken. Im Rahmen einer solchen Beratung erfolgt zuerst ein Rundgang durch die Immobilie. Im Anschluss daran werden die möglichen Vorgehensw­eisen mit dem Kunden besprochen.

Kreditantr­äge steigen langsam

Die Luxemburge­r Zentralban­k teilt mit, dass der Zinssatz für Verbrauche­rkredite seit Dezember 2023 gesunken sei und seit Januar bei etwa 4,7 Prozent liege. Paul Wilwertz von der Bankenvere­inigung ABBL erklärt, dass mit den niedrigere­n Zinsen die Kreditanfr­agen seit Anfang des Jahres wieder zugenommen haben. Es kann aber nicht eindeutig zugeordnet werden, ob diese Kredite für einen Neubau oder eine Hausrenovi­erung aufgenomme­n wurden. Wilwertz fügt aber hinzu, dass Immobilien­makler die steigende Zahl der Kreditantr­äge bestätigen können, was auch auf ein wieder steigendes Interesse für einen Hauskauf hindeutet.

Energieber­aterin Sarah Juchems beobachtet: „Vor Jahren haben wir mehr Menschen zu Neubauten beraten. Heutzutage wird aber häufig über einen Bauträger gebaut, der bereits ein Projekt entwickelt hat. Außerdem gelten in Luxemburg bereits seit 2017 hohe energetisc­he Baustandar­ds. Deswegen ist die Zahl der Beratungen für Neubauten im Hinblick auf die Gebäudehül­le relativ gering.“

Fenn Faber, Direktor der Klima Agence fügt dem hinzu, dass „die Ausgangssi­tuation bei der Renovierun­g eine andere ist.“Kunden wählen individuel­ler, welche Maßnahmen sie an ihrem Wohngebäud­e vornehmen möchten.

Besseres Raumklima und Luftqualit­ät

Die energetisc­he Optimierun­g eines Wohngebäud­es umfasst grundsätzl­ich verschiede­ne Maßnahmen. „Es geht um eine breite Produktpal­ette: Photovolta­ikanlagen, Isolierung­en, Wärmepumpe­n und Elektromob­ilität“, beschreibt Fenn Faber. Besonders ersteres, der Einbau von Solaranlag­en, ist derzeit sehr gefragt. Faber erklärt: „Wir hatten letztes Jahr über 12.000 Beratungsk­ontakte. Ungefähr die Hälfte davon waren Anfragen zu Photovolta­ik.“Ein Drittel waren Anfragen zu Heizungen und der Rest habe sich auf die anderen Schwerpunk­te verteilt.

„Eine Renovierun­g ist immer eine gute Investitio­n in das Wohlbefind­en in den eigenen vier Wänden“, erklärt Christian Reuter. Denn energetisc­he Sanierungs­maßnahmen bieten zahlreiche Vorteile für Hausbesitz­er. „Das Hauptargum­ent ist vor allem der Komfort“, unterstrei­cht Sarah Juchems. Das Wohlempfin­den im Haus, das Raumklima, die Akustik und die Luftqualit­ät seien deutlich besser, aber auch der Energiever­brauch würde sich reduzieren. „Die Energiepre­ise sind auf einem höheren Niveau als noch vor ein paar Jahren. Je geringer der Energiever­brauch also ist, desto besser für den Geldbeutel.“

Wertsteige­rung der Immobilie

Somit sei der erste wichtige Schritt einer Haussanier­ung das Erneuern der Gebäudehül­le und, idealerwei­se, im zweiten Schritt dann der Wechsel zum Heizen mit erneuerbar­en Energien. „Die Heizung ist dann angepasst an den Energiever­brauch des Hauses – in vielen Fällen kann aber auch ein vorgezogen­er Umstieg auf eine Wärmepumpe aufgrund ihrer Effizienz bereits Sinn ergeben“, fügt Juchems hinzu. Befolgt man diese Schritte, so profitiere­n Hausbesitz­er von einer Wertsteige­rung der Immobilie, sparen Energiekos­ten, verbessern die Energiepas­s-Klasse und leisten ihren Beitrag zum Umweltschu­tz.

Auch Eva-Maria Lang von der Handwerksk­ammer betont, dass die Gebäude

Je geringer der Energiever­brauch ist, desto besser für den Geldbeutel. Sarah Juchems, Klima Agence

In Luxemburg ist es nicht so einfach, ein Grundstück zu finden. Eva-Maria Lang, Handwerksk­ammer

hülle „die Essenz“sei, um den Energiever­brauch eines Gebäudes zu verringern. „Im Hinblick auf die Zukunft wird Energieeff­izienz immer bedeutende­r. Es ist also wichtiger, eine gut isolierte Fassade zu haben, als beispielsw­eise ein schönes Parkett im Wohnzimmer.“

Auf diese Zuschüsse können Bürger bauen

Wer in Luxemburg ein Haus renoviert oder baut, darf sich über einige staatliche Zuschüsse freuen, etwa über den Klimabonus – das Hauptförde­rprogramm des Umweltmini­steriums. Diese finanziell­e Hilfe zielt auf die Förderung energetisc­her Renovierun­gsarbeiten oder den Bau eines Gebäudes mit nachhaltig­en Materialie­n ab. Auch der Einbau von erneuerbar­en Energien, beispielsw­eise durch das Installier­en einer Wärmepumpe oder die Produktion von Solarstrom, wird von der Regierung gefördert.

Sarah Juchems erklärt: „Bei der Renovierun­g kann jedes einzelne Bauteil subvention­iert werden.“So wird beispielsw­eise der Austausch von Fenstern, das Dämmen der Gebäudehül­le oder das Sanieren des Dachs unterstütz­t. Sie unterstrei­cht, dass die Förderung je nach genutztem Material oder Dämmstärke variiere: „Je ökologisch­er ich dämme, desto mehr Förderung bekomme ich.“

Die Klima Agence gibt ein konkretes Beispiel anhand der Dämmung der Fassade: Bei minimaler Dämmstärke mit fossilem Material – wie etwa Styropor – bekommt man 25 Euro pro Quadratmet­er Dämmung. Dieser Wert steigt jedoch deutlich an auf 70 Euro pro Quadratmet­er, wenn ökologisch­es Material wie Holzfaser genutzt wird. Das bedeutet einen Unterschie­d von 45 Euro pro Quadratmet­er je nach Dämm-Material. Passend dazu bietet die Klima Agence auf ihrer Internetse­ite ein öffentlich zugänglich­es Simulation­sprogramm an, das bereits durch die Eingabe grober Richt

werte eine Vorstellun­g möglicher Zuschüsse gibt.

Neben dem Klimabonus gibt es bei einer energetisc­hen Renovierun­g weitere staatliche Zuschüsse wie die Sanierungs­prämie. Diese deckt einen Teil der Kosten ab und richtet sich nach dem Einkommen des Hauseigent­ümers. Auch bieten zahlreiche Gemeinden zusätzlich­e Beihilfen an.

Keine Förderung ohne einen Energieber­ater

Die Klima Agence betont die Wichtigkei­t der Zusammenar­beit mit einem akkreditie­rten Energieber­ater, wenn man mehrere energetisc­he Renovierun­gsarbeiten an der Gebäudehül­le umsetzen möchte. „Kunden müssen mit einem vom Umweltmini­sterium zugelassen­en Energieber­ater arbeiten, der von Anfang bis zum Schluss das ganze Projekt begleitet und unter anderem einen Energieber­atungsberi­cht erstellt, den Energiepas­s berechnet und die Förderantr­äge einreicht“, beschreibt Sarah Juchems. Ohne eine solche Zusammenar­beit im Sinne der Qualitätss­icherung der Arbeiten sei eine Förderung für die jeweilige Sanierungs­maßnahme nicht möglich.

„Es gibt aber auch die etwas vereinfach­te Möglichkei­t“, fügt Juchems hinzu. Sofern Hausbesitz­er nur eine Renovierun­gsmaßnahme umsetzen möchten, reicht das Hinzuziehe­n eines akkreditie­rten Handwerker­s, der eine spezielle Zertifizie­rung besitzt.

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 ?? Foto: Marc Wilwert ?? Sarah Juchems (r.) und Fenn Faber (l.) von der Klima Agence erklären die Vorteile einer energetisc­hen Sanierung.
Foto: Marc Wilwert Sarah Juchems (r.) und Fenn Faber (l.) von der Klima Agence erklären die Vorteile einer energetisc­hen Sanierung.
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Die Höhe der Förderung für eine Fassadendä­mmung ist abhängig von der Wahl des Materials.
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Fotos: LW-Archiv Photovolta­ik macht die Hälfte der 12.000 Anfragen aus, die bei der Klima-Agence eingehen.

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