Warum sich Luc Holtz nicht für Georgien freut
Die FLF-Auswahl beendet gegen Kasachstan eine lange Serie, aber die Frustbewältigung ist noch nicht abgeschlossen
Zum Abschluss einer spektakulären Kampagne gewann die FLF-Auswahl am Dienstagabend das Testspiel gegen Kasachstan mit 2:1. Welche Serie ist gerissen? Wie groß war das Zuschauerinteresse? Und wie reagierten die Luxemburger auf Georgiens Sieg im Play-off-Finale gegen Griechenland? Die wichtigsten Fragen und Antworten nach dem Heimerfolg.
Welche Bedeutung hatte das Testspiel?
Das Duell der beiden Halbfinalverlierer diente der Vorbereitung auf die nächsten Aufgaben, denn im September beginnt die Nations League, in der Luxemburg in der Gruppe 3 der Liga C auf Nordirland, Belarus und Bulgarien trifft.
Kasachstans Adilet Sadybekov brachte die Gäste am Dienstag bereits nach zwei Minuten in Führung, Gerson Rodrigues (24.‘) und Danel Sinani (45.‘) drehten die Partie noch vor dem Seitenwechsel. „Ich freue mich über die Leistung und den Sieg. Wir haben verdient gewonnen, weil wir in der ersten Halbzeit überragend gespielt haben“, meinte Nationaltrainer Luc Holtz.
„Wir haben nicht sofort ins Spiel gefunden und direkt ein Gegentor kassiert. Unsere Reaktion war optimal. Anders als gegen Georgien konnten wir unser Spiel durchziehen“, analysierte Florian Bohnert. Für die FLF-Auswahl war es der erste Testspielerfolg seit dem 5. Juni 2018, als Luxemburg Georgien mit 1:0 besiegte. Danach folgten 14 Freundschaftsspiele ohne Sieg.
Wie fiel die Reaktion auf Georgiens Finalsieg aus?
Nach dem Halbfinalerfolg gegen Luxemburg setzte sich Georgien auch im Playoff-Finale durch und löste damit das EMTicket. Gegen Griechenland siegte das Team von Trainer Willy Sagnol im Elfmeterschießen mit 4:2 und qualifizierte sich erstmals für ein großes Turnier.
„Wir haben uns das Spiel im Bus angeschaut. Ich wusste, dass es spannend werden würde“, erzählte Holtz. „Später habe ich erfahren, dass es ins Elfmeterschießen ging. Ich freue mich nicht unbedingt, dass Georgien an der EM teilnimmt.“
Wie viele Plätze blieben leer?
Da am Dienstag im Stade de Luxembourg kein Finale, sondern ein Testspiel stattfand, wollten einige Ticketbesitzer ihre Karten kurzfristig weiterverkaufen. Die Befürchtung, dass die FLF-Auswahl gegen Kasachstan vor leeren Rängen spielen würde, bestätigte sich nicht. 8.720 Zuschauer sahen den 2:1-Sieg.
Nach dem Spiel erhielt Bob Gebele vom Fanclub M-Block Fanatics 95 das Mikrofon, um sich im Namen der Anhänger über die Stadionlautsprecher bei der Mannschaft zu bedanken. „Das war extrem schön. Man hat wieder gesehen, dass die Zuschauer hinter uns stehen. Nach dem Spiel wären wir gerne noch eine halbe Stunde bei ihnen geblieben, wenn es nicht so kalt gewesen wäre. Solche Momente genießen nicht nur die Fans, sondern auch wir“, so Bohnert.
Auch FLF-Kapitän Laurent Jans, der mit seinem 101. Länderspiel den Rekord von Mario Mutsch einstellte, bedankte sich bei den Fans. „Es ist herzerwär
Völlig abschalten kann ich nur, wenn kein Fußball ist. Luc Holtz, Nationaltrainer
mend, zu sehen, was das für das Publikum bedeutet. Wir haben eine gewisse Fußballeuphorie entwickelt, die es in diesem Land noch nie gegeben hat.“Holtz wurde gefeiert. „Ich hatte Gänsehaut und Tränen in den Augen. Früher habe ich im Stade Josy Barthel oft vor 1.500 Zuschauern gespielt, jetzt haben wir regelmäßig ein volles Stadion.“
Wie kommt der Nationaltrainer auf andere Gedanken?
Auch nach dem Duell mit Kasachstan ging Holtz die Niederlage gegen Georgien nicht aus dem Kopf. „So ein Spiel lindert den Schmerz, heilt ihn aber nicht“, sagte er. „Ich will den Abend genießen, doch ich weiß, dass die Erinnerungen morgen zurückkommen. Es ist das erste
Mal in meinem Leben, dass ich so lange brauche, um eine Niederlage zu verarbeiten. Nach dem 0:9 in Portugal bin ich am nächsten Tag aufgewacht und wusste, dass es weitergehen muss.“
Der FLF-Trainer hofft, dass er sich etwas ablenken kann. „Ich weiß nicht, wie ich in ein paar Wochen damit umgehen werde. Je mehr Zeit vergeht, desto besser wird die Analyse.“Holtz will ein paar Tage verreisen, doch das Loslassen fällt dem 54-Jährigen schwer. „Ich bin fußballverrückt. Das darf man meiner Frau nicht sagen, aber auch im Urlaub sind meine Gedanken oft bei den Jungs, die für ihre Vereine spielen. Völlig abschalten kann ich nur, wenn kein Fußball ist.“