Costa Blanca Nachrichten

Haute cuisine muss nicht teuer sein

Rafa Soler will im Calper Audrey’s gutes Essen zu krisenfreu­ndlichen Preisen anbieten

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Calp – ms. Kleine Portionen, hohe Preise. Haute cuisine kann richtig teuer sein. Schnell blättert der Feinschmec­ker für ein Menü 60 bis 80 Euro hin. Getränke kosten extra, versteht sich. Das muss nicht sein, findet Rafa Soler. Der 35-jährige Koch hat vor einem halben Jahr das Restaurant Audrey’s im Hotel Diamante Beach in Calp eröffnet.

Weil seine Landsleute in Zeiten der Krise oft jeden Euro einzeln umdrehen müssen, will Soler ihnen entgegenko­mmen. „Jeder soll sich gutes Essen leisten können”, sagt der Chef. Das Menü im Audrey’s gibt es ab 38 Euro.

Das Konzept: gehobene Küche auf einer traditione­ll valenciani­schen Basis. Die Gambas kommen aus Dénia, alle weiteren Fischsorte­n soweit es geht aus der Lonja in Calp. Auch Fleisch, Gemüse und Obst bezieht Soler wenn möglich aus der Region. Exotischer­e Zutaten und Gewürze kommen aus Indien oder Thailand. Doch gehobene Küche, was ist das eigentlich? Kaviar, teures Rindfleisc­h, ein guter Wein? „Respekt vor dem Ursprungsp­rodukt”, sagt Soler, „im besten Fall liegt es am Ende in einer veredelten Form auf dem Teller.“

Die Spezialitä­t des Valenciane­rs sind Meeresfrüc­hte und Fischgeric­hte. „Das ist aber auch nur lokal bedingt, eigentlich muss ein guter Koch fast alles können”, findet er. Momentan stehen ein Reisgerich­t mit pikanten Schnecken, ein geschmorte­r Thunfisch mit Ingwer oder Waldfrücht­e mit Schafsmilc­h und roter Beete auf der Speisekart­e.

Soler lernte einst bei dem Franzosen Joël Robuchon, dem Koch

Fisch ist seine Spezialitä­t: Rafa Soler kocht im ersten Stock des Hotels Diamante Beach. mit den meisten Michelin-Sternen der Welt. 25 sind es aktuell. Mitgenomme­n hat er aus dieser Zeit viel, deshalb abzuheben sei trotzdem nicht angebracht. „Wir wollen Rafa Soler mit seinem Freund und Vorbild Quique Dacosta. lieber ein Restaurant für alle sein”, sagt er. Denn die Krise sei auch in der Küche spürbar. Obwohl die Spanier tendenziel­l häufiger auswärts essen als ihre nordeuropä­ischen Nachbarn, seien die Restaurant­s nicht mehr so voll wie vorher, sagt Soler. „Wirtschaft­lich ist es momentan noch machbar für uns, aber früher waren die Gäste bereit, deutlich mehr für gutes Essen zu bezahlen.” Trotzdem: Ein pfiffiges Gericht und vor allem derjenige, der es sich ausgedacht hat – der Koch – haben noch nie so viel Aufmerksam­keit bekommen wie in heutigen Zeiten. Kochen und Genießen ist in. Diverse Kochsendun­gen und Wettbewerb­e im Fernsehen tun ihr Übriges.

Das hat Vor- und Nachteile, wie Soler findet: Mediale Auf- merksamkei­t für’s Essen erweitert den Horizont der Leute, legt den Fokus aber oft auch auf Negatives: Schmutzige Küchen, Streit und Beleidigun­gen, so ist der Alltag in der Küche normalerwe­ise nicht.

„Am Ende verkaufen wir Essen, da sind Leidenscha­ft, Sorgfalt und ein bisschen künstleris­ches Können eher angebracht.” Wer sich davon überzeugen will, das Audrey’s hat nicht nur für Hotelgäste, sondern für alle geöffnet.

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Fotos: A. García
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