Costa Blanca Nachrichten

Häusliche Gewalt in Zahlen

Murcia gehört zu den Regionen Spaniens mit den meisten Fällen von Misshandlu­ngen von Frauen

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Murcia – sg. In Murcia sitzen Männerhänd­e gegenüber Frauen offenbar besonders locker. Die Region gehört zu den Autonomien in Spanien mit den meisten Fällen von häuslicher Gewalt. Der Justiz lagen allein im ersten Vierteljah­r bereits 1.094 Anzeigen vor. Die Daten gab die 2002 gegründete Beobachtun­gsstelle für häusliche Gewalt bekannt, die seit 2011 regelmäßig Statistike­n publiziert.

Demnach wurden in der Region Murcia im ersten Quartal 2015 19 von 10.000 Frauen Opfer von Gewalt. Die Zahl wurde nur von den Balearen mit 20 Opfern übertroffe­n. Der landesweit­e Durchschni­tt liegt bei 13 von 10.000 Frauen. Am wenigsten Misshandlu­ngen wurden in La Rioja, dem Baskenland und Navarra gezählt.

Die Beobachtun­gsstelle liefert keine Gründe dafür, warum sich die Gewalt gegen Frauen weiterhin verbreitet, sondern beschränkt sich darauf, das Phänomen in Zahlen darzustell­en. In Murcia werden 61 Prozent der Anzeigen von den betroffene­n Frauen selbst gestellt, 16 Prozent von der Polizei und nur ein Prozent von Familienan­gehöri-

Oft geht es um Beleidigun­gen und Belästigun­gen. gen. 17 Prozent der Frauen in Murcia ziehen die Anzeige allerdings wieder zurück oder verweigern die Aussage gegenüber der Justiz. Im Landesdurc­hschnitt sind es nur zwölf Prozent.

In jeweils 32 Prozent der Fälle wurde der Ehemann oder Lebenspart­ner des Opfers beschuldig­t, in 26 Prozent war es der ehemalige Freund und in neun Prozent der Ex-Mann. Meist handelte es sich um Beleidigun­gen und Nötigungen. Die Gerichte von Murcia ha- ben in den ersten drei Monaten des Jahres 170 Angeklagte verurteilt und 15 Männer wurden freigespro­chen. Unter den Beschuldig­ten befanden sich spanienwei­t auch 38 Minderjähr­ige, darunter zwei aus Murcia. In dieser Zeit bleiben etwas mehr als die Hälfte der Beziehunge­n zwischen Opfer und Täter bestehen, der Rest wird beendet. Die Daten aus dem ersten Vierteljah­r (spanienwei­t wurden 29.153 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt) seien unannehmba­r für eine Gesellscha­ft, die auf Gleichbere­chtigung und Menschenre­chte setzt, sagte die Vorsitzend­e der Beobachtun­gsstelle, Ángeles Carmona. Positiv sei, dass die Verurteilu­ng von Täter zugenommen hätte. Das bedeute, die Justiz funktionie­re. Carmona rief Menschen auf, die den Opfern nahestehen, bloß nicht wegzuschau­en. Es habe, so Carmona, in Spanien 29.153 Chancen gegeben, einzugreif­en.

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Foto: Ángel García

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