Viele linke Bürgermeister im Land
Konservative haben so manches Rathaus verloren – Nach 24 Jahren Wechsel in Madrid und Valencia
Ada Colau ist Bürgermeisterin von Barcelona. Madrid – dpa/ck. Die Vereidigung der Bürgermeister am Samstag in mehr als 8.100 Gemeindeparlamenten hat die politische Landkarte entscheidend verändert. Knapp ein halbes Jahr vor der Parlamentswahl wurde die konservative Volkspartei (PP) von Mariano Rajoy in mehreren Metropolen von der Macht verdrängt.
Ihr Gehalt will Madrids neue Bürgermeisterin Manuela Carmena um mehr als die Hälfte auf 45. 000 Euro im Jahr kürzen. Zur Arbeit werde sie mit dem Bus oder der UBahn ins Rathaus fahren, kündigte die pensionierte Richterin an. In den Schulen Madrids sollen die Kantinen in den Sommerferien Mahlzeiten für Kinder aus armen Familien ausgeben. „La abuela“(die Oma), wie die 71-Jährige von ihren Anhängern genannt wird, hat geschafft, was den Sozialisten (PSOE) in 24 Jahren nicht gelungen war: Sie jagte der PP, die seit 1991 in Madrid regiert hat, deren Hochburg ab.
Carmena kam mit Unterstützung der Linkspartei Podemos ins Amt. Eine erste Krise hat sie in zwei Tagen gelöst: Der von ihr ernannte Kulturstadtrat musste sofort wieder zurücktreten, da bekannt wurde, dass er in sozialen Netzwerken absolut geschmacklose Witze verbreitet hatte. Er bleibt aber Stadtrat.
Auch in Barcelona wurde die Kandidatin eines linken Bündnisses unter Beteiligung von Podemos vom Stadtrat zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Die 41-jährige Ada Colau, die sich als Sprecherin einer Protestbewegung gegen Zwangsräumungen von Wohnungen einen Namen gemacht hat, ist die erste Frau an der Spitze der katalanischen Metropole. „Jagt uns hier raus, wenn wir unsere Versprechen nicht einhalten“, rief Colau der jubelnden Menge zu.
Neben Madrid und Barcelona werden auch die großen Städte Valencia und Zaragoza und mittlere wie Cádiz und La Coruña von der alternativen Linken regiert. Die PP, die bisher in 37 von 52 Provinzhauptstädten die Bürgermeister gestellt hat, musste in 16 Metropolen die Macht abgeben. Die PSOE regiert in 17 Provinzhauptstädten, acht mehr als bisher.
Manuela Carmena regiert Madrid.
Die Sozialisten, die bei den Wahlen am 24. Mai ihr schlechtestes Ergebnis in der jüngeren Geschichte erzielt hatten, verdanken dies der Tatsache, dass sie in mehreren Stadträten die Unterstützung von Podemos und anderen Linksparteien erhielten. In manchen Rathäusern haben sich fünf unterschiedliche Gruppierungen zusammengetan.
Rajoy warf der PSOE vor, „Bündnisse mit Exzentrikern und Radikalen“eingegangen zu sein, die die Stabilität des Landes und damit das Vertrauen in den wirtschaftlichen Aufschwung gefährdeten. Die Zeitung „El Mundo“sprach von einer „Revolution in den Rathäusern“.