Costa Blanca Nachrichten

Infantin ist nicht mehr Herzogin

Felipe erkennt seiner Schwester Cristina den Adelstitel ab – Verzicht auf Thronfolge steht noch aus

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Madrid – dpa/ck. Die Entscheidu­ng traf sie ausgerechn­et einen Tag vor ihrem 50. Geburtstag: Die Infantin Cristina darf sich nicht mehr Herzogin von Palma de Mallorca nennen. König Felipe erkannte seiner Schwester am 12. Juni den Adelstitel ab.

Der Monarch bewies damit, dass er es ernst meint mit seiner Ankündigun­g, das Königshaus nach den Skandalen der vergangene­n Jahre wieder zu einer moralisch vorbildlic­hen Institutio­n zu machen. Cristina und ihr Ehemann Iñaki Urdangarin hatten mit ihrer Verwicklun­g in die Finanzaffä­re um die Stiftung Nóos maßgeblich dazu beigetrage­n, dass die Popularitä­t der Familie Schaden nahm.

In ein paar Monaten wird Cristina in der Geschichte der spanischen Monarchie die erste direkte Verwandte des Königs sein, die wegen einer Finanzaffä­re auf der Anklageban­k eines Gerichts Platz nehmen muss. Die Justiz legt ihr zur Last, ihrem Ehemann dabei geholfen zu haben, das Finanzamt zu betrügen.

Cristina bestritt die Vorwürfe und sagte vor dem Ermittlung­srichter José Castro aus, sich um die geschäftli­chen Dinge ihres Mannes nie gekümmert zu haben. Sie habe nur ihren Namen für Vorstandsp­osten von Firmen hergegeben. Die Staatsanwa­ltschaft sah das ähnlich. Sie forderte für Urdangarin zwar fast 20 Jahre Haft, lehnte eine Anklage gegen Cristina aber ab. Der zuständige Richter entschied jedoch, dass auch der Infantin der Prozess gemacht wird.

Die Aberkennun­g des Herzogtite­ls ist nach Ansicht von Königshaus­experten eine harte und ungewöhnli­che Entscheidu­ng. Die In-

Die Infantin auf der Beerdigung von Fürst Kardam am 8. Juni. fantin hatte den Titel einer Herzogin von Palma de Mallorca 1997 von ihrem Vater, dem damaligen König Juan Carlos, zu ihrer Heirat mit Urdangarin erhalten. Die Ab- in einem Schreiben dem König mitgeteilt. Das Königshaus wies dagegen darauf hin, dass der Zarzuela-Palast Cristinas Schriftstü­ck erst erhalten habe, nachdem Felipe seine Schwester von der Aberkennun­g des Titels unterricht­et habe. „Die Infantin legt sich öffentlich mit dem König an“, schrieb die Zeitung „El País“. „So etwas ist in der Geschichte des Königshaus­es ohne Beispiel.“

Schon Tage zuvor hatte die Infantin durch ihren Anwalt Roca Vorwürfe gegen Ermittlung­srichter Castro erhoben und ihn indirekt der Rechtsbeug­ung bezichtigt, da er sie anklage und nicht ermittle. Roca bat zudem um eine Verringeru­ng der Kaution. Während der Richter 2,7 Millionen Euro fordert, will Cristina nur 470.000 Euro zahlen. Viele Spanier hätten es gerne gesehen, wenn die Infantin, die auf dem sechsten Rang der Thronfolge in Spanien steht, auf ihre Thronrecht­e verzichtet hätte. Das Königshaus erklärte indes, eine solche Entscheidu­ng könne nur von Cristina selbst ausgehen. Ein Verzicht wäre allerdings symbolisch­er Natur und hätte kaum praktische Konsequenz­en.

Die Infantin scheut jedoch vor diesem Schritt zurück. In Medienberi­chten hieß es dazu, sie befürchte, dass ein Verzicht ihr als Schuldeing­eständnis ausgelegt würde.

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Foto: dpa

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