Höchste Zeit für Kirschen
Niemand kann den roten Früchtchen widerstehen – ob pur, eingelegt, als Sorbet oder Crumble
Für die Japaner sind die Blüten des Kirschbaums Symbol der Reinheit, Schönheit und des Glücks; vom Wind mitgenommen, stellen sie den idealen Tod dar. Eine serbische Legende wiederum erzählt von in Wolken, Wäldern und Bergen lebenden Feen, die bevorzugt unter dem Schatten von Kirschbäumen tanzen. Viele Geschichten gibt es um den Baum aus der Familie der Rosengewächse, dessen Früchte mit den letzten Frühlingstagen auf den Märkten erscheinen.
In ihrer wilden Form wurden Kirschen schon von den Steinzeitmenschen gesammelt, was Ausgrabungen versteinerter Kerne in den Höhlen unserer Vorfahren belegen. In ihrer Urheimat Vorderasien wurden sie bereits zu Zeiten der Römer kultiviert. Die ersten brachte der Feldherr Lucullus von seinen Reisen nach Europa. So leitet sich das Wort Kirsche auch vom iranisch-kurdischen „keras“und dem lateinischen „cerasus“ab. Es heißt, die alten Römer seien große Kirschenliebhaber gewesen und hätten überhaupt erst für die weite Verbreitung der Frucht auf dem Kontinent gesorgt. Als sie quer durch Europa zogen, haben sie wohl mit dem Ausspucken der Kerne für reichlich Nachwuchs gesorgt.
Wegen ihrer dünnen Schale und des saftigen Fruchtfleischs sind Kirschen sehr empfindlich. Das macht sich am Preis bemerkbar: Kirschen sind in der Regel teuer. Von allem Steinobst sind sie die am schwierigsten und deshalb von Hand zu erntenden Früchte, denn zu früh gepflückt, reifen sie nicht mehr nach und erreichen auch nicht ihre optimale Qualität. Sollte es zur Erntezeit dann noch regnen, platzen sie oft auf.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei große Gruppen: Süßkirschen und Sauerkirschen – so genannte guindas –, die sich wiederum in hunderte Sorten aufgliedern. Guindas sind besonders gut für Kuchen, Konserven, Sirup, Likör oder Desserts geeignet und in erster Linie als kandierte Kirschen bekannt. Unter den Süßkirschen sind vor allem die frühe Burlat, die verbreitete Napoleón und die Picota anzuführen, die sich unbeschadet ohne Stiel transportieren lässt. Sie wird fast ausschließlich im Jerte-Tal bei Cáceres im Norden der Extremadura kultiviert, dem größten Anbaugebiet Spaniens. Aber auch der Norden der Provinz Alicante mit beispielsweise Alcoy, Villena, Castalla, Confrides, den Tälern Vall de Ebo, Gallinera oder Laguart sowie Ontinyent und Bocairent im südlichen Valencia können als Kirschenparadies bezeichnet