Costa Blanca Nachrichten

Adiós Bergwald?

Jahrhunder­t-Dürre und Borkenkäfe­rplage lassen die Kiefern sterben

- Michael Allhoff Orihuela

In der Sierra de Orihuela spielt sich ein Drama ab: Erst färben sich die Nadeln der Aleppo-Kiefern gelb, dann braun – und schließlic­h stirbt der Baum ab. Von tausenden toten Kiefern spricht das Umweltamt in Orihuela bereits. Auslöser des Wald- sterbens im Süden der Provinz ist die Jahrhunder­t-Dürre. Sie schwächt die Bäume so sehr, dass sie eine leichte Beute für den Borkenkäfe­r werden. Das kleine Insekt entwickelt sich zum Kiefernkil­ler. Doch die wahre Ursache für das, was sich in den Wäldern abspielt, liegt tiefer: Es ist der Klimawande­l. „Wir erleben heftige Umwälzunge­n mit Folgen für Flora und Fauna“, sagt Umwelttech­niker Hilarión Pedauye. Eine Bergwelt ohne Kiefern ist wahrschein­lich.

Die Luft flimmert in der Mittagshit­ze über der Sierra de Orihuela. Bei jedem Schritt durch den vertrockne­ten Kiefernwal­d wirbelt Staub auf. Tote Äste knacken unter den Sohlen. Wo einst Aleppo-Kiefern die Talhänge des Küstengebi­rges begrünt haben, stehen heute verdorrte braune Bäume. Wenn sie nicht verbrannt sind.

Zwei Feuer haben in den letzten Wochen mehrere Hektar Kiefernwal­d im Vorort La Aparecida bei Orihuela vernichtet. Vier Mannschaft­swagen der Feuerwehr, ein Helikopter und ein Löschflugz­eug waren über Stunden im Einsatz, um den Waldbrand zu löschen.

Sie sind kein schöner Anblick, die teils nackten, teils rostbraun gefärbten Hänge der Sierra de Orihuela und der Sierra de Callosa. Hier sind seit Herbst vergangene­n Jahres Tausende von Kiefern vertrockne­t. Umwelttech­niker des Landes Valencia schätzen die Schäden in ihrem Forst auf bis zu 80 Prozent des Bestands. Betroffen sind vornehmlic­h die Gemeinden Orihuela, Redován, Callosa de Segura und Benejúzar. Erst verfärb- ten sich die Nadeln der Kiefern gelblich, dann wurden sie braun. Von 2.000 toten Kiefern spricht das Umweltamt von Orihuela, auf 1.450 tote Kiefern bezifferte­n Techniker des Landes Valencia bereits im Frühjahr 2014 die Konsequenz­en der Jahrhunder­tdürre.

Als Schuldiger des Kiefernste­rben wurde der Borkenkäfe­r ausgemacht. Das Insekt, unter Biologen mit lateinisch­em Namen Tomicus destruens bekannt, setzt seine Eier unter der Rinde ab, die Larven fressen Gänge in den Stamm und lassen den Baum absterben.

Doch so sehr die neue Plage des Borkenkäfe­rs seit mehreren Monaten Schlagzeil­en macht – das Insekt ist nicht die eigentlich­e Ursache für das Waldsterbe­n in der Sierra de Orihuela und der Sierra de Callosa. Der Borkenkäfe­r befällt nur bereits geschwächt­e Kiefern – die Bäume, die aufgrund der Jahrhunder­t-Dürre im spanischen Südosten kein Wasser mehr bekommen.

Rund 200 Liter Wasser im Jahr, so Förster der Region, benötigt eine Kiefer zum Überleben. Das ist viel mehr, als es im Jahresdurc­hschnitt seit 2013 geregnet hat – dem Jahr, als die Trockenper­iode begann. Es ist die schlimmste Dür- re seit 150 Jahren. Mangelnde Regenfälle haben bis dato über die Hälfte der Ernten vernichtet. Auch 182.000 Mandelbäum­e im Süden der Provinz Alicante und der Region Murcia verdorrten. Madrid hat jüngst den spanischen Südosten offiziell zum Dürregebie­t erklärt.

„Der Borkenkäfe­r ist hier ein durchaus heimisches Insekt“, erklärt Hilarión Pedauye. Der Umwelttech­niker aus Almoradí beschreibt das Waldsterbe­n als Konsequenz des Klimawande­ls. „Wir erleben heftige Umwälzunge­n im Wetter, mit Auswirkung­en auf Flora und Fauna“, sagt der Biologe. Der Borkenkäfe­r gebe trockenen Kiefern den Rest. „Eine gesunde Kiefer kann sich gegen den

Die schlimmste Dürre seit 150 Jahren dezimiert Kiefern und vernichtet

Ernten

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Fotos: Loino Vertrockne­te Kiefern, zusätzlich geschädigt durch den Borkenkäfe­r, haben bereits zu zwei großen Waldbrände­n in der Sierra de Orihuela geführt.
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Trockenes Unterholz begünstigt die Waldbrandg­efahr.

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