Costa Blanca Nachrichten

Odyssee nach Faro

Eine Fahrt mit Hinderniss­en zum EM-Qualifikat­ionsspiel zwischen Deutschlan­d und Gibraltar im portugiesi­schen Faro

- Lena Karger Faro

Die Fahrt zum EM-Qualifikat­ionsspiel Deutschlan­d gegen Gibraltar in Faro wird mit dem alten Redaktions­wagen zum echten Abenteuer. Ein portugiesi­scher Automechan­iker entpuppt sich als Retter in der Not, um doch noch live miterleben zu können, wie sich die Jungs von Jogi Löw gegen die Mannschaft vom Affenfelse­n schlagen.

So hatte er sich seinen Lebensaben­d nicht vorgestell­t. 270.000 Kilometer ist er schon gelaufen und immer noch geht es nicht in den wohlverdie­nten Ruhestand. Dabei ist wirklich langsam der Lack ab. Es klappert an allen Enden und er hört nichts mehr auf beiden Ohren. Nur noch 20 Kilometer bis zum Ziel, aber er kann nicht mehr. Das Wasser läuft und irgendetwa­s drückt im Bauch. Aus, Schluss, zu viel. Da hilft nur noch der Seitenstre­ifen.

Dabei hatte die Fahrt so gut angefangen. Eigentlich sollte sie nicht zwischen Plastikfla­schen und Gestrüpp am Autobahnra­nd enden, sondern vor einer saftig grünen Rasenfläch­e, im Stadion von Faro. Heute spielt Deutschlan­d gegen Gibraltar um die EM-Qualifikat­ion. Die Tickets liegen auf dem Beifahrers­itz und für Proviant ist gesorgt. Es ist bewölkt und ange- nehm kühl im Auto, trotz kaputter Klimaanlag­e. Auf dem ersten Parkplatz warten auch schon die ersten Verbündete­n. Eine Gruppe Fußballfre­unde ist extra aus Hamburg angereist, um beim Spiel live dabei zu sein. Ihr silberner Mietbus glänzt in der Sonne und würdigt den klapprigen Renault Clio neben ihm keines Blickes. Die Truppe ist gut gelaunt und freut sich auf den Abend. Eine Zitterpart­ie wird das nicht, so viel ist klar. Ein Weltmeiste­r gegen einen kleinen Inselstaat, viel kann da nicht passieren. Auf einen kurzen Plausch folgt der Abschied. Man sieht sich ja dann später im Stadion zum Feiern.

Doch dieses Später rückt in immer weitere Ferne. Etwa eine Stunde vom Parkplatz und den Deutschen entfernt, will das Auto nicht mehr. Faro ist bereits ausgeschil­dert, doch das ist der Klapperkis­te egal. Die will nur eins: bremsen. Das Gaspedal gibt seinen Geist auf und die Räder rollen aus. Irgendwo im Nirgendwo an der Autobahn ohne Internet oder Autokenntn­isse kann man nur noch rausholen, was geht.

Im zweiten Gang mit Warnblinka­nlage am Seitenstre­ifen der Autobahn entlang zu schleichen ist vielleicht nicht die beste Idee, aber im Moment die einzige. Schließlic­h geht das Spiel in wenigen Stunden los und ein Abschleppd­ienst kostet zu viel Zeit. Das Auto schafft es bis ins Industrieg­ebiet von Faro und schleicht an einer Werkstatt nach der anderen vorbei. Alle geschlosse­n. Es ist Samstagnac­hmittag und auch noch SiestaZeit. Verzweiflu­ng macht sich breit. Ob sich das Ding bis zum Stadion schieben lässt? Plötzlich taucht ein kleiner Autohof auf, der tatsächlic­h geöffnet hat.

Von Hamburg bis nach Portugal zum sicheren

Sieg

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Fotos: Lena Karger Am Straßenran­d von Portugal – kurz vorm Ziel streikt der Wagen.
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Extra aus Hamburg angereist: Eine deutsche Fangruppe.

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