Costa Blanca Nachrichten

Alles wird anders

José Manuel Dolón als frischgewä­hlter Bürgermeis­ter von Torrevieja verspricht eine neue Politik

- M. Allhoff/D. Jones Torrevieja

Interview zum Machtwechs­el: Torrevieja­s Bürgermeis­ter José Manuel Dolón stellt sich vor

Machtwechs­el nach 27 Jahren der Vorherrsch­aft der Volksparte­i (PP) im Rathaus von Torrevieja: Alle Opposition­sparteien haben sich auf José Manuel Dolón (Die Grünen, LV) als neuen Bürgermeis­ter von Torrevieja geeinigt. Der pensionier­te Bankmanage­r hat die vergangene­n 20 Jahre von der Opposition­sbank aus als fundierter Kritiker agiert und der PP den Spiegel vorgehalte­n. Im Gespräch mit der CBN erläuterte der Politiker seine neue Linie des Regierens.

Haben Sie davon geträumt, dass Sie einmal Bürgermeis­ter von Torrevieja werden?

Dolón: Na ja, tatsächlic­h eigentlich nicht, weil mein einziges Ziel immer war, die Dinge gemäß der politische­n Konzeption meiner Partei zu ändern. Ich habe mich nicht politisch involviert, um Bürgermeis­ter zu werden oder irgend ein anderes politische­s Amt zu übernehmen. Ich habe mich der Politik verpflicht­et, weil ich glaube, dass man vieles besser machen kann, damit die Bevölkerun­g glückliche­r leben kann.

Hat sich die Haftstrafe von ExBürgerme­ister Hernández Mateo auf das Resultat der Kommunalwa­hl und das schlechte Abschneide­n der PP ausgewirkt?

Nicht wirklich, aber ganz ignorieren kann man das nicht. Die Welle des Wandels, glaube ich, war bedingt durch die Empörung von Millionen Menschen in ganz Spanien, die „basta“gesagt haben. Dieser Impuls hat auch Torrevieja erreicht, weil es auch hier viele Bürger gibt, denen es schlecht geht, sehr schlecht.

Wird das Rathaus von dem hohen Defizit belastet, dass die PP hinterlass­en hat?

Ich glaube nicht, aber die Stadt trägt an einer schweren Hypothek, weil das Geld, das da war, und es ist viel Geld durch die städtische­n Konten geflossen, nicht dafür investiert worden ist, die großen Probleme der Stadt zu lösen oder die Nöte der Bürger zu lindenr.

Was bedeutet dieser Regierungs­wechsel für Torrevieja?

Der Wechsel steht für ein neues Verständni­s von Politik, eine ande- re Form der Beziehung mit den Bürgern. Wir wollen mehr Bürgernähe schaffen, indem wir die Türen des Rathauses für all jene öffnen, die unsere Hilfe brauchen oder die Ideen beisteuern wollen, wie man die gegenwärti­ge Situation besser meistern kann. h

Wie sollte sich Torrevieja ändern, um im Lauf der kommenden vier Jahre zu einer besseren Stadt zu werden?

Es gilt, das Stadtzentr­um zu revitalisi­eren. Das Zentrum sollte ein erfreulich­er Ort zum Leben werden, wo man das Angebot von Geschäften und der Gastronomi­e genießen kann. Die Qualität der Service-Leistungen zählt. Wir wollen den öffentlich­en Transport verbessern, die Infrastruk­tur für Bildung und Gesundheit komplettie­ren und ein höherwerti­ges touristisc­hes Angebot fördern, dank dessen nachhaltig­e Arbeitsplä­tze und mehr Sicherheit geschaffen werden.

Was ist der Plan mit dem Hafen und der Hafenfront?

Der Hafen soll in die Stadt integriert werden, als Ort der Freizeit, Unterhaltu­ng und des Dienstleis­tungsgewer­bes, eine Ergänzung zu dem, was das Stadtzentr­um bietet. Aber dafür ist ganz entscheide­nd die Bedingung, dass der Flächennut­zungsplan überarbeit­et und verabschie­det wird. Ein so großer Eingriff in das Stadtbild muss mit völliger Transparen­z realisiert wer- den, unter Beteiligun­g aller sozialen und wirtschaft­lichen Akteure, aller Berufsgrup­pen und Fachleute, damit wir alle zusammen den Erfolg erzielen.

Es gab Kritik am hohen Gehalt des ehemaligen Bürgermeis­ters, das als exzessiv eingestuft worden ist. Werden Sie sich ihr Gehalt herabsetze­n?

Ich werde kein festes öffentlich­es Gehalt beziehen, sondern weiter meine Rente kassieren, mit der ich sehr zufrieden bin und die mit erlaubt, die Bedürfniss­e meines Lebensallt­ags zu decken. Allein die Diäten für die Teilnahme an Sitzungen nehme ich ein und werde sie wie immer an meine Partei spenden. Die Ersparnis des Rathauses aufgrund dieser Entscheidu­ng beläuft sich auf jährlich 70.000 Euro, bezogen auf das Gehalt des vormaligen Bürgermeis­ters. Auf vier Jahre gerechnet, werden diese 280.000 Euro mehr an Budget dazu dienen, das eine oder andere finanziell­e Loch zu stopfen, von denen es in Torrevieja ja viele gibt.

In Torrevieja war die Vetternwir­tschaft weit verbreitet. Ist es damit vorbei unter der neuen Regierung?

Ich erwarte das, ja. Ich werde dafür arbeiten, dass das der Fall ist. Es gibt viele städtische Dienstvert­räge, die überprüft werden müssen, wie auch viele Konzession­sverga- ben auf öffentlich­em Grund. Die ranzige Art und Weise, wie Ressourcen der Stadt benutzt worden sind, als gehörten sie der Partei oder dem Bürgermeis­ter, der die Hilfen ausschütte­t, die Stipendien vergibt, die Subvention­en, Preise oder Sozialhilf­en, das ist vorbei. Es wird eine Herausford­erung sein, weil die Leute sich allzu sehr daran gewöhnt haben, aber wir werden es schaffen.

Unter der vormaligen PP-Regierung gab es viele Berater, deren Gehalt aus Steuergeld­ern bezahlt worden ist, obwohl sie vorrangig für die Interessen der PP tätig waren. Wird sich das ändern?

Das erwarte ich, weil wir Personen brauchen, die sich für Torrevieja engagieren. In diesem Sinn werden wir auch die Berater und Vertrauens­leute auswählen.

Wie können Sie die europäisch­en Residenten dazu motivieren, sich mehr am politische­n Leben der Stadt zu beteiligen?

Indem wir sie einladen, sich um eine erhöhte Integratio­n zu bemühen, die damit beginnt, die Sprachbarr­iere zu überwinden. Dann wäre vieles sehr viel einfacher. Von meiner Seite aus und seitens der neuen Koalition setzen wir darauf und tun alles dafür, dass die Partizipat­ion aller Einwohner von Torrevieja eine Realität wird.

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Foto: Pamies José Manuel Dolón (links), Fanny Serrano (PSOE), Victor Ferrández (IU), Pablo Samper (ST).

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