Costa Blanca Nachrichten

Freiheit auf Rädern

Wohnmobili­sten besetzen erste Strandlini­e in Torrevieja – Freiheitsd­rang in gesetzlich­er Grauzone

- Der Sonne hinterher

Sie lieben die Freiheit, die Sonne und das Meer: Wohnmobili­sten reserviere­n sich in Gruppen die besten Plätze in allererste­r Strandlini­e, zum Beispiel in Torrevieja und El Campello. Für den Standort zahlen sie nichts, lassen aber dennoch Geld in den Gemeinden.

Torrevieja/El Campello – fin. In einer langen Schlange stehen die Wohnmobile an Torrevieja­s Punta del Salaret, die Fahrzeuge haben französisc­he, deutsche und schwedisch­e Kennzeiche­n. In allererste­r Strandlini­e haben sich Camper niedergela­ssen, das Meeresraus­chen begleitet die Gespräche beim gemeinsame­n Kartenspie­len. Kostenpunk­t für die Unterkunft: null Euro. Standort und Aussicht: zehn von zehn Punkten.

Jedes Jahr kommen die Camper an die Mittelmeer­küste, und jedes Jahr entfachen sie die Diskussion übers Wildcampen. Dieses Jahr, so das deutsche Ehepaar Schmidt, das einen Stopp in Mojácar eingelegt hat, seien besonders viele da, weil sie vor der Unsicherhe­it in Nordafrika flüchten. Die südliche Costa Blanca und die Costa Cálida bis Al- mería kennt auch die Gruppe von Campern, die sich in El Campello am Río Seco niedergela­ssen hat. „Wir sind vor allem wegen einer Sache hier: der Sonne“, betont Herbert Pawlos. Dabei sind die typischen Ansammlung­en von Campingwag­en direkt am Meer keinesfall­s geplant. „Man findet sich eher zufällig“, berichtet der Camper. „Wir sind zum Beispiel mit dem Fahrrad hier vorbeigefa­hren, haben die anderen gesehen und uns dazugesell­t.“Heute Abend hat sich eine Gruppe aus Holländern und Deutschen spontan zu einer kleinen Feier versammelt, den Rest des Tages verbringen die Camper mit Radtouren, Einkäufen oder am Strand.

Der Dauervorwu­rf, Wohnmobili­sten ließen kein Geld in den Gemeinden, lassen die Camper nicht gelten. „Wir gehen sehr wohl in Restaurant­s und verschanze­n uns nicht in unseren Wagen“, sagt Martha Hoop. Um die besten Lokale an einem fremden Ort zu finden haben sie einen Trick: Abseits der touristisc­hen Gebiete in den Seitenstra­ßen auf die Lauer legen, abwarten, wo die Einheimisc­hen einkehren und ihnen folgen.

Frischwass­er bekommen die Camper bei der Tankstelle nebenan, ihr Abwasser entsorgen sie auf dem Campingpla­tz in der Nähe. „Wir würden dort auch übernachte­n, aber der Platz ist wie viele andere voll“, erklärt Willem Hoop. Von El Campello ist die Gruppe begeistert, Schwierigk­eiten mit Einheimisc­hen oder der Polizei gebe es nicht. „Weiter südlich, an der Costa Cálida und in Almería, kann die Ortspolize­i sehr streng sein“, meint Willem Hoop.

Denn: Übernachte­n im Wohnwagen ist auf Spaniens Straßen erlaubt, Campen allerdings nicht. Sobald zum Beispiel Stühle und Tische vor den Wagen gestellt werden, könnte die Polizei die Camper wegscheuch­en.

Die Holländer und Deutschen reisen mehrere Monate im Winter durch Südeuropa der Sonne hinterher. „Wir bleiben mal auf einem Campingpla­tz, mal übernachte­n wir auf der Straße“, sagt Martha Hoop. Sie wünscht sich günstigere Preise auf spanischen Campingplä­tzen. Wobei, so Pawlos, Wohnmobili­sten vor allem der Wunsch nach Freiheit antreibt. „Wenn man auf den Plätzen gerade einmal einen Meter Abstand zum Nachbarn hat, ist es damit schnell dahin“, sagt er.

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 ?? Foto: Ángel García ?? Wohnmobil-Schlangen haben sich unter anderem in El Campello (Foto), Torrevieja und an der Costa Cálida gebildet.
Foto: Ángel García Wohnmobil-Schlangen haben sich unter anderem in El Campello (Foto), Torrevieja und an der Costa Cálida gebildet.

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