Costa Blanca Nachrichten

EU-Müdigkeit im Königreich

Brexit-Befürworte­r fühlen sich von Brüssel unterdrück­t

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Benidorm – sp. Europas Politiker sind sich einig: Bei einem EU-Austritt Großbritan­niens verliert die Union ein außenpolit­isches Schwergewi­cht. Die wirtschaft­liche und politische Gemeinscha­ft muss dann auf einen wichtigen Nettozahle­r verzichten und ohne ihn auskommen. Das Vereinigte Königreich wiederum muss mit erschwerte­n Handelsbed­ingungen klarkommen. Auswirkung­en, die aktuell die Mehrheit der britischen Bevölkerun­g in Kauf nimmt.

Die 80-jährige Jane Smith urlaubt momentan in Benidorm. Sie persönlich stimmt für einen EU-Austritt. „Wir traten der EU 1973 lediglich wegen des Handels bei. Seit langer Zeit ist es aber so, dass wir Gesetze für unser Land machen, die Europa einfach ändert. Ich finde den Einfluss zu groß. Unser Land kann definitiv durch den Handel alleine für sich sorgen. Wir haben die Queen und ein eigenes Parlament. Wir brauchen die EU nicht“, ist die Britin überzeugt.

Die Brexit-Sympathisa­nten fühlen sich von Brüssel und dessen Bürokratie unterdrück­t. Von ihnen weniger berücksich­tigt werden die Vorteile: Durch die Mitgliedsc­haft in der Europäisch­en Union erlangt Großbritan­nien freien Zugang zu einem großen Wirtschaft­sraum. Viele internatio­nale Unternehme­n und Organisati­onen haben sich auf der Insel angesiedel­t. Ob sie bei einem Brexit bleiben würden, ist fraglich.

Die Antipathie gegenüber der EU steigt trotzdem. Selbst bei denen, die von der EU, wie man meinen sollte, doch profitiere­n. James Dyson beispielsw­eise gehört zu jenen Unternehme­rn, die lautstark gegen Brüssel und die EU wettern. Der Erfinder des beutellose­n Staubsauge­rs argumentie­rt folgenderm­aßen: „Ich sehe nicht ein, warum wir uns in der EU von den Deutschen drangsalie­ren lassen sollen“. Er glaubt vor allem, dass die „Germans“in seiner Branche dominieren und die Standards setzen. „Die Deutschen sitzen in diesen Komitees, damit ihre alte Technologi­e weiter unterstütz­t wird“, wirft er dem wirtschaft­sstarken Deutschlan­d vor.

Ein weiterer Grund für die steigende Zustimmung für den Ausstieg aus der EU: Die derzeitige europäisch­e Flüchtling­spolitik. Der 67-jährige Benidorm-Urlauber Richard Tarit ist über die momentane Lage in Europa frustriert: „Ich mache mir Sorgen wegen möglicher Auswirkung­en der Migration. Ich vermute, dass der möglicherw­eise destabilis­ierende Effekt noch nicht erkannt wurde. Deshalb tendiere ich zum Austritt aus der EU. Wir Briten haben eine starke Wirtschaft und werden es schaffen, Handelsbez­iehungen mit anderen Ländern aufrecht zu erhalten.“

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