Pfarrer Jacobs sagt Lebwohl
Am 31. März übergibt der Vakanzvertreter an seinen Nachfolger – Abschiedsfeier am Ostersonntag
Dénia – ab. Als spannend bezeichnen Dorothée und Gerhard Jacobs die zehn Monate, die sie an der Costa Blanca am Aufbau des Tourismuspfarramts beteiligt waren. Der Vakanzvertreter, den die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) im Mai 2015 wegen seiner Auslandserfahrung nach Dénia entsandt hatte, sagt: „Das Schiff ist nach großen Schwierigkeiten auf einem guten Kurs.“
Nach zweimaliger Verlängerung ist für das Ehepaar Jacobs der Zeitpunkt des Abschieds gekommen. „Wir gehen mit einem guten Gefühl nach Deutschland zurück“, versichert Dorothée Jacobs. „Es war zwar eine schwere Zeit, aber sie hatte auch etwas Gutes.“Sie hätten vorher nie erlebt, dass Leute so engagiert an eine Sache herangehen, wie es hier der Fall gewesen sei. „Das ist für uns eine große Bereicherung“, meint die Pfarrersfrau. Gerhard Jacobs nickt zustimmend und sagt: „Wir gehen mit Zuneigung zu den Leuten.“
Zuneigung war nicht unbedingt das, was dem Ehepaar Jacobs bei der Ankunft uneingeschränkt entgegengebracht wurde. Die Glaubensgemeinschaft war gespalten, als die EKD an der Entscheidung festhielt, der Costa Blanca nur noch ein Tourismuspfarramt zu bewilligen. Dieses sollte Gerhard Jacobs aus Münster einrichten. Sein Auftrag: Mit den Menschen vor Ort nach Lösungen zu suchen.
„Als die beiden hier anka- men, war die Situation zerfahren“, sagt Sprecherratsmitglied Jürgen Bayer. „Einige Leute in Montebello waren der Meinung, wir müssten uns selbständig machen. Wir in Dénia hingegen waren davon überzeugt, dass wir es nie schaffen, finanziell unabhängig zu werden.“
Manche würden zwar noch immer an einer Selbständigkeit festhalten, der Großteil aber schaue wieder optimistisch in die Zukunft. „Die meisten Gemeindemitglieder freuen sich, dass wir wieder seel- sorgerisch versorgt sind und wissen, wo es hingeht.“
Das war beim Dienstantritt von Pfarrer Jacobs anders. Es gab keinen Gemeinderaum und die meisten Aktivgruppen hatten sich aufgelöst, weil sie nicht an den Fortbestand der Gemeinde glaubten. „Für das Ehepaar Jacobs gab es sicher herbe Enttäuschungen“, meint Bayer rückblickend. „Die, die bislang noch sehr aktiv gewesen waren, zogen sich zurück. Dem Pfarrer wurden so manche Steine in den Weg gelegt.“Doch Gerhard Jacobs sei es mit Unterstützung seiner Frau gelungen, dass wieder Zuversicht und Mut aufgekommen sei. „Er hat enorm viel Energie in die Gemeindearbeit gesteckt.“
Nach und nach hätten sich wieder Gruppen gebildet, allen voran der Kreativkreis, der immer pfarrerunabhängig gewesen sei. „Das streben wir auch für die Zukunft an“, betont Bayer. „Wir wollen von keinem Pfarrer mehr so abhängig sein, wie das früher einmal war.“Man betrachte sich auch nicht als streng evangelisch, sondern als eine offene ökumenische Gemeinde.
Die EKD erwarte von einer Tourismusgemeinde, „dass sie offen ist für alle Gäste, die sich in dieser Region einfinden“, erklärt Jürgen Bayer. Um als Tourismuspfarramt bekannter zu werden, gibt es Flyer mit allen Aktivitäten, die in Hotels und Tourismusbüros ausliegen.
Das Angebot kann sich sehen lassen. So gibt es neben Gottesdiensten, Pfarrer-Sprechstunden und Großveranstaltungen auch wieder Wanderungen, Busausflüge, Kaffee-Nachmittage mit selbst gebackenem Kuchen, deutschsprachige Stadtführungen mit Ilse Kübler, Musikveranstaltungen, Vorträge, Lesungen und Basteltreffs (Infos unter 966 421 541). „Wir freuen uns darauf, künftig viele neue Gesichter zu sehen“, betont Bayer. Das Gemeindeleben könne mit neuen Impulsen nur bereichert werden.
Pfarrer Jacobs übergibt Ende März an den Seniorpfarrer Joachim Hamer. Er wird das Tourismuspfarramt fortan leiten, bis die Pfarramtstelle im Sommer wieder fest durch einen Vollzeitpfarrer besetzt wird.
„Wir gehen mit Zuneigung
zu den Leuten“, sagt Pfarrer Gerhard Jacobs