Leitplanke auf zwei Rädern
Umstrittener Carril Bici im Test – Mit dem Leihrad in Benidorm unterwegs
Benidorm – su. Die Stadt Benidorm wirbt mit einem eng gestrickten Netz von Radwegen von der Cala de Finestrat bis zum Levante-Strand. Da er jedoch teilweise mitten auf der Straße verläuft, ruft der neue Carril Bici Kritik hervor. Radler fühlen sich unbehaglich, so eingeklemmt im Benidormer Verkehrsfluss. Mit einem Rad vom öffentlichen Fahrradverleih probiere ich aus, wie man sich als mobile Leitplanke fühlt.
An der Labici-Verleihstation des Tourismusamts schwärmt ein junges Paar von den günstigen Mietpreisen, schnappt sich zwei Räder und radelt davon. Auch ich fülle am Automatenbildschirm des Verleihs ein Formular aus, gebe meine Bankdaten ein, aber Fahrräder gibt es nur mit Kreditkarte und ich habe keine dabei. Just kommt ein Angestellter mit einer Lieferung von Rädern. „Seit fünf Jahren bieten wir jetzt schon an 20 verschiedenen Punkten der Stadt die Räder an. Leider müssen wir die Bikes oft reparieren“, erzählt Pedro Collado von Labici. Von ihm bekomme ich ein Velo gratis. Ich sähe vertrauenswürdig aus, sagt er.
Also fahre ich einmal Levante rauf und runter. Trotz Nieselregen ist viel los, nur einen markierten Radweg kann ich nicht sehen. Ich frage einen Polizisten, wie ich denn nun mit dem Fahrrad zum Poniente-Strand komme. Es folgt eine lange, komplizierte Erklärung, denn Radwege im Levante-Stadtteil gibt es außer den an der Promenade keinen. „Am besten du gehst kurz zu Fuß über den Mirador“, sagt er. Aber ich fahre natür- lich, durch enge Gassen, bergauf und bergab bis Poniente und treffe am Strandanfang auf den Radweg.
Von wegen Sicherheitsabstand
Tatsächlich leuchtet er hin und wieder rot markiert, verschwindet manchmal, um sich auf der anderen Straßenseite fortzusetzen, wechselt dann wieder von links nach rechts, von einer Seite zur anderen. Das Hin und Her quer über die Straße geht so lange bis der Radweg schließlich den Berg hinauf führt, weg von Poniente.
Auf der Avenida de Villajoyosa muss ich in der Mitte fahren, Autos kommen von vorne entgegen und überholen von hinten. Busse fahren knapp an mir vorbei, ohne 1,50 Meter Sicherheitsabstand einhalten zu können, denn dafür gibt es nicht genug Platz. Die Geschwindigkeit ist zwar auf 30 Stundenkilometer begrenzt, – aber was hat das schon in Benidorm zu sagen. Ich fühle mich unsicher und drehe lieber wieder um.