Unter die Lupe genommen
Akademiker und Literaten machen Bestandsaufnahme der spanischen Sprache – Kongressort Puerto Rico sorgt für Zündstoff
Bettina Hauser
Just dieser historische Konflikt ist es auch, der das Instituto Cervantes und die Real Academia Española – beide federführend in der weltweiten Pflege der spanischen Sprache – im Jahr 1997 dazu brachte, einen internationalen Sprachkongress ins Leben zu rufen. Alle drei Jahre treffen sich die Wortjongleure seither, stets darum bemüht, der Vielfalt der spanischen Sprache gerecht zu werden. Und nun war also Puerto Rico an der Reihe. Allein mit der Standortwahl hatten sich die Kongressmacher dieses Mal weit aus dem Fenster gelehnt. Der Grund: Die karibische Inselgruppe gehört als sogenannter Freistaat zu den Außengebieten der USA. Und hält schon allein mit ihrem Konflikt der beiden Amtssprachen Englisch und Spanisch Zündstoff bereit.
Wer dann auch prompt ins diplomatische Fettnäpfchen trat, war kein anderer als Spaniens König Felipe. Es sei ihm eine große Freude, wieder in die Vereinigten Staaten von Amerika zu reisen, so die Worte seiner Antrittsrede. Dass der Monarch damit den Nationalstolz des Gastlandes verlet- zen könnte, entging ihm wohl. Doch genau das geschah.
„Man könnte meinen, dass die Worte arglos waren, doch uns allen ist die Politik bekannt, mit der sein Land das Spanische verbreiten und in die USA vordringen möchte“, konterte der puertoricanische Schriftsteller Eduardo Lalo und nannte den königlichen Faux Pas einen „barbarischen Akt“.
Auch der Leiter des Instituto Cervantes, Víctor García de la Concha, wählte seine Worte nicht unbedingt mit Bedacht in Puerto Rico. Zum ersten Mal, so der Spanier, fände der Kongress außerhalb hispanoamerikanischen Bodens statt – und hielt so einen weiteren Seitenhieb für ein Land bereit, das angesichts seiner politischen Situation seit jeher mit Identitätsproblemen zu kämpfen hat.
Lediglich ein Fünftel des 3,6 Millionen Einwohner zählenden Inselstaats sieht sich demzufolge als zweisprachig – und das, obwohl Englisch und Spanisch gleichbe- rechtigte Amtssprachen sind. „Bei uns ist die Zweisprachigkeit politischer und legaler Natur, aber nicht natürlich gewachsen“, so José Luis Vega, der Leiter der dortigen Sprachakademie.
Puerto Rico, ein linguistisches Pulverfass. Vielleicht war es letztendlich gar keine so schlechte Idee, den Kongress dieses Mal just hier zu veranstalten, trotz der diplomatischen Fehltritte, die den Zusammenhalt der hispanischen Welt offensichtlich aufs Spiel setz-