Costa Blanca Nachrichten

Kursschwan­kungen bei Olivenöl

Preise für das flüssige Gold hängen vom Klima in Spanien und Plagen in Italien ab

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Athen/Madrid/Rom – dpa. 35 Euro kosten 0,1 Liter des exklusiven kretischen Olivenöls „Lambda“im Onlineshop des Hersteller­s – ein handgenäht­es Ledertäsch­chen für die edle Flasche inklusive. Über solch extreme Preise können die Menschen in den klassische­n Olivenöl-Ländern Spanien, Italien und Griechenla­nd nur den Kopf schütteln. Dasselbe Unverständ­nis allerdings zeigen sie angesichts der Discounter-Tiefstprei­se. Denn so einfach, sagen sie, ist die Ernte und Produktion von Olivenöl nun auch wieder nicht.

Wie für andere Nahrungsmi­ttel gilt auch für das „flüssige Gold“: Gute Qualität hat ihren Preis – und der schwankt je nach Angebot und Nachfrage. Für 2016 dürfte der Bedarf gerade mal so gedeckt sein, vermuten Experten. Manche beobachten bereits Preissteig­erungen, die auch Verbrauche­r treffen.

So hat etwa das Düsseldorf­er Marktforsc­hungsunter­nehmen IRI Informatio­n Resources ermittelt, dass der Preis für Olivenöl im Jahr 2015 um fast 20 Prozent angestiege­n ist. Als Grund gelten die wetterbedi­ngt schwache Ernte Spaniens im Vorjahr sowie eine Pilzinfekt­ion der italienisc­hen Olivenbäum­e.

In Spanien, dem größten Olivenöl-Produzente­n der Welt, wird nun für 2016 eine eher mittelmäßi- ge Ernte erwartet. Die Regierung der Region Andalusien, wo gut 80 Prozent des spanischen Olivenöls herkommen, geht für dieses Jahr von einer Produktion von rund 1,3 Millionen Tonnen Öl aus. „Mit diesem Ertrag wird die Versorgung der Märkte knapp gesichert sein“, sagt der Präsident des Bauernverb­andes ASAJA in der Provinz Córdoba, Ignacio Fernández de Mesa. „Es wird nicht an Olivenöl fehlen, aber es wird auch kein Überfluss herrschen.“

Entspreche­nd sind die Preise noch immer relativ hoch und die Aussichten ungewiss: „Wenn die Trockenhei­t der vergangene­n Monate bis zur Blütezeit der Olivenbäum­e im April oder Mai anhält, werden die Preise wieder in die Höhe schießen“, heißt es beim spanischen Branchendi­enst agroinform­acion.com.

Auch Italiens Olivenernt­e war in den vergangene­n Jahren schwer belastet. Schuld daran trug die bakteriell­e Infektion Xylella, die landesweit viele Bäume heimsuchte. Hinzu kam die Fliege Bactrocera oleae, deren Larven das Fruchtflei­sch der Oliven fressen. Dem Bauernverb­and Coldiretti zufolge sank die Jahresprod­uktion von Olivenöl deshalb zwischenze­itlich auf unter 300.000 Tonnen.

Als Konsequenz müssen italienisc­he Verbrauche­r mit deutlichen Preissteig­erungen zurechtkom­men. Und auch der Betrug beim Handel mit Olivenöl nimmt zu: Kriminelle verkaufen minderwert­iges Olivenöl als „extra vergine“oder geben importiert­es Öl als original italienisc­hes Produkt aus. Coldiretti warnt vor einer „Invasion“minderwert­igen Olivenöls aus dem Ausland – so stieg der Import aus Tunesien 2015 um insgesamt 681 Prozent.

Bleibt Griechenla­nd als Olivenöl-Produzent – ein Zwerg neben dem Giganten Spanien, aber keinesfall­s zu vernachläs­sigen, sagt Johannes Eisenbach, Koordinato­r von Organic Marketing & Export Networks, einem Zusammensc­hluss griechisch­er Bio-Verarbeite­r und Abpackbetr­iebe. „Griechisch­e Unternehme­n sind zwar in der Lage, fantastisc­hes Olivenöl abzufüllen, nur geben Italien und Spanien als weltgrößte Produzente­n die Preise vor“, so Eisenbach.

In der günstigen Kalkulatio­n der Konkurrent­en spiegele sich oft auch der hohe Anteil an Olivenöl aus Niedrigloh­nländern wie Tunesien wider. „Und da können die Griechen einfach nicht mithalten, weil das Öl hauptsächl­ich von klei- nen Familienbe­trieben produziert wird. Den wichtigen deutschen Handelsket­ten können die Abfüller nur im absoluten High-QualitySeg­ment konkurrenz­fähige Angebote machen.“

Der griechisch­e Olivenölve­rband Sevitel bestätigt diese Einschätzu­ng. „Produktion­sseitig könnten wir die Nachfrage abdecken, wenn eine Delle entstehen sollte“, sagt Vorstandsm­itglied Giorgos Oikonomou. Griechenla­nd produziere rund 300.000 Tonnen Olivenöl im Jahr und die Ernte sehe bisher gut aus. Allerdings verkaufen die Griechen laut Verband jährlich bis zu 120.000 Tonnen Öl direkt an italienisc­he Firmen, weil die unzähligen Kleinstpro­duzenten des Landes die Abfüllung, Verpackung und den Export nicht selbst stemmen können.

Wenn die Trockenhei­t in Spanien anhält, ziehen

die Preise wieder an

Öl zum Verfeinern

Die Italiener wiederum verfeinern mit diesem Öl ihre eigenen Produkte. „Wir bräuchten besseres Marketing und eine bessere interne Kooperatio­n, um unsere Nische zu finden, aber das gestaltet sich in Zeiten der Krise sehr schwierig“, so Oikonomou. Gefragt seien jedoch auch die Verbrauche­r. „Wenn ’natives Olivenöl‘ draufsteht und die Flasche Öl nur wenige Euro kostet, sollte man schon vorsichtig sein.“

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Foto: Ángel García Spanien ist der größte Olivenölpr­oduzent der Welt. Für 2016 wird eine mittelmäßi­ge Ernte erwartet.

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