Bis zur Erlösung
Die Prozession an Palmsonntag in Elche läutet die Semana Santa ein
Tausende Zuschauer füllen die Straßen Elches, der Duft von Parfum weht über die frisch frisierten Köpfe: Alle haben sich herausgeputzt, um am Palmsonntag den Beginn der Semana Santa gebührend zu feiern. Die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten weißen Palmenkunstwerke stehen im Mittelpunkt und schmücken die Besucher: Ob als Blume im Haar, Accessoire am Kinderwagen oder Anstecknadel an Hemd oder Kleid – die geflochtenen Palmwedel sind überall präsent.
Nicht nur an, sondern auch zwischen den Menschen blitzen die weiß-gelblich schimmernden Palmblätter auf, die zu kunstvollen Figuren geformt in die Höhe gehalten werden. Die warme Frühlingssonne scheint auf die Besu- cher nieder und lässt die raffiniert geflochtenen und mit Schwefel gebleichten Palmstöcke in ihrem Licht golden glänzen. Elche ist weltbekannt für diese traditionelle Handwerkskunst, bei der die weißen Palmen bearbeitet werden. Sogar der Papst bekommt jedes Jahr aus Elche eines der aufwändig verzierten Gebilde.
„Mir gefällt die gesamte Semana Santa, aber die Palmsonntagsprozession hier in Elche, mit dem toll geschmückten Thron und der Musik, mag ich besonders gern“, erklärt Toñi Agueló, die sich die Prozession zusammen mit ihrem Mann ansieht. „Ich komme jedes Jahr wieder hierher“, erzählt sie. Und das tun viele: Rund 35.000 Menschen nehmen am Umzug teil. Die erste Palmenprozession fand im Jahr 1371 statt. Die Tradition hält sich bis heute.
Der Morgen beginnt mit der Segnung der weißen Palmwedel. Anschließend setzt sich die feierliche Prozession vom Paseo de la Estación aus in Gang und die vielen Zuschauer, die entlang der Straßen warten, blicken über ein wogendes Meer aus Palmenblättern, die die Mitglieder des Festzuges in der Hand halten. Langsam schreiten die Teilnehmer des Umzuges vorbei an den Springbrunnen vor dem Palacio de Altamira, weiter über die Brücke, die über einen Palmenhain führt.
Palmen über Palmen, begleitet von lauten Paukenschlägen und eindringlichen Trompetenklängen, die durch Elches Straßen schallen. Viele Anwohner haben die spanische Flagge über die Balkonbrüstung gehängt und sehen sich das Spektakel von oben an.
Die Mitglieder der Blaskapelle und die Trommler werden von ehrfürchtig dreinblickenden Kinderaugen bestaunt. Mit ernsten Mienen folgen die Costaleras de la Santa Mujer Verónica, die jungen Frauen, auf deren Schultern das schwere Podest mit der lebensgroßen Jesusfigur samt Esel thront. Und natürlich ist auch dieses Podest, der sogenannte „Pas de la Burreta“, mit weißen Palmenblättern verziert.
Nach der Segnung der Palmen setzt sich die Prozession in Gang
Bis zur Basilika Santa María
Im Gleichschritt, die schwere Last sanft hin und her wiegend, schreiten die jungen Frauen in ihren blau-weißen Uniformen durch die Menschenmassen, die rechts und links der Straßen Spalier stehen. Zwischendurch setzen sie das Podest ab. Auf ein Klopfzeichen hin wird es dann synchron wieder aufgenommen und der Weg fortgesetzt, während fotografierende Zuschauer zur Seite springen müssen, um dem feierlichen Konvoi Platz zu machen.
Hinter dem Thron folgen die Vertreter des Rathauses mit Bürgermeister Carlos González am Ende des feierlichen Umzugs. Als die Prozession an der eindrucksvollen Basilika Santa María eintrifft, läuten die Kirchenglocken. Langsam löst sich die feierliche Parade auf. Viele Besucher strömen in die ebenfalls mit Palmwedeln geschmückte Kirche.