Costa Blanca Süden
Eigner von Lo Ferris verbarrikadieren ihr Landeigentum: Erst Maschendraht, jetzt Beton
Verbarrikadierter Palmenhain: Mauer soll letztes Naturparadies von Torrevieja abschotten Gemeinsames Turnier: Orihuelas Golfplätze veranstalten Wettkampf Kollektives Wähler-Fischen: Mariano Rajoy besucht Santa Pola Bad in der grünen Suppe: Mar Menor wird Wahlkampfthema
Torrevieja – ma. Legal, illegal, scheißegal. So lautete das Motto der deutschen Punk-Band „Slime“, groß geworden in der antiautoritären Hausbesetzer-Szene der wilden 80er Jahre. Ähnliches haben sich offenbar die Eigner des Palmenhains Lo Ferris von Torrevieja dieserzeit gedacht. Eine Mauer soll in Kürze das letzte Naturparadies von Torrevieja abschotten. Die Fundamente werden exakt so verlegt, wie es das Küstenschutzgesetz reglementiert.
Es sind zwei betuchte Familien aus Madrid, denen die PalmenhainGrundstücke gehören, die an den Strand angrenzen. Die Stadt hatte es in den Jahren der Bonanza unter der Volkspartei (PP) versäumt, das Land zu kaufen und öffentlich zugänglich zu machen. Jetzt, in Zeiten der Krise des öffentlichen Haushalts, verschanzt sich das Bauamt hinter dem legalen Anspruch der Landbesitzer, ihr Eigentum zu sichern.
Erst wurde Anfang des Jahres auf Geheiß der Besitzer ein Maschendrahtzaun errichtet. Nun folgen die Fundamente für die Mauer nach offenbar ordentlicher Vermessung seitens der Techniker des Küstenschutzes. Der Palmenhain Lo Ferris, das letzte Naturparadies der Stadt, wird allerdings nicht wieder zu erkennen sein, wenn diese Mauer einmal steht.
Das Tourismusamt von Torrevieja wirbt auf seiner Homepage nach wie vor mit dem Idyll. „Gelegen zwischen Palmen und Dünen mit kristallinem Wasser, bietet Lo Ferris einen ruhigen Ort zum Baden, begleitet vom Zwitschern der Vögel und dem Rauschen der Brandung.“Wie Sarkasmus muss es den Einwohnern des alten Viertels Lo Ferris vorkommen sowie den Hunderten von engagierten Fans der FacebookSeite „Salvemos Lo Ferris“(zu deutsch: Lasst uns Lo Ferris retten).
Ähnlich wie Cala Mosca in Orihuela scheinen sich offenbar die Ansprüche der Großgrundbesitzer durchzusetzen. Mit einem Unterschied: Cala Mosca war als Bauland ausgewiesen.
Das Bauamt von Torrevieja hat in der Sache bereits kapituliert: Die Ansprüche seien juristisch berechtigt, die Schuld habe die PP-Vorgängerregierung, die das Land nicht gegen Schadensersatzzahlungen enteignet habe. Heute könne man an nichts mehr rütteln.
Ironie der Geschichte: Nach erfolgter Vermessung wird die Mauer weitere zehn Meter in Richtung Wasserlinie vorverlegt. „Alles legal, leider“, heißt es aus dem Rathaus. Die gute Nachricht: Man dürfe auf den Fincas nicht bauen, weil das Land nicht als Bauland ausgewiesen sei. „So lange ich hier bin, wird dort nicht gebaut“, erklärt stellvertretende Bürgermeisterin Fanny Serrano (Sozialisten, PSOE) im Gespräch mit der CBN. Und als verantwortliche Stadträtin für das Bauamt fügt sie an: „Nur über meine Leiche!“
Skepsis bleibt bestehen
Tatsache ist: Wer an der spanischen Mittelmeerküste die letzten Jahre verfolgt hat, wie sich die Interessen der Bauindustrie gegenüber den Anliegen der Allgemeinheit durchsetz, wird skeptisch bleiben gegenüber Beteuerungen seitens der Politik, dass Lo Ferris als Naturparadies erhalten bleibt.
Die Firma Lo Ferris Hills als eine der beiden Parteien allerdings wirbt auf ihrer Homepage mit luxuriösen Erschließungsprojekten in aller Welt. Immerhin: Die neue Mauer soll laut Informationen aus dem Rathaus nur eine Höhe von einem Meter haben. Es handle sich nur „um den Stolz der Besitzer“, dass die Mauer errichtet würde.