Costa Blanca Nachrichten

Damenjagd mit Hut und Peitsche

Kinofans aus der Umgebung von Elche drehen „Indiana Jones“-Amateurfil­m

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Sommer 1897. Ein Bauernjung­e beackert ein Feld. Plötzlich blickt ihn ein Gesicht aus der Erde an – die Figur einer Frau. In Elche kennt jedes Kind die Geschichte zum Fund der mysteriöse­n Ibererbüst­e Dama de Elche. Nun verfilmten Kinofans die Szene – im Amateurstr­eifen „Indiana Jones y el secreto de la Dama de Elche“(„Indiana Jones und das Geheimnis der Dame von Elche“), mit dem sie zurzeit durch regionale Sommerkino­s touren.

Wer braucht Steven Spielberg, George Lucas oder Frank Marshall, wenn er David Cossío hat? Der 45-jährige Hobbyfilme­macher übernahm bei der Elcher Ausgabe der Indy-Sage Drehbuch, Regie und Produktion. Was ihn darauf brachte? Eine Palme. „Ich sah mir ‚Indiana Jones‘-Kurzfilme an und dachte: Warum nicht sowas machen“, erzählt er. „Als ich dann eine gewisse Palme sah – sie taucht im Film auf – kam mir die Idee.“

Wer braucht Spielberg, Lucas oder Marshall, wenn er Cossío hat?

Schnell begeistert­e der Postbeamte Freunde, größtentei­ls Arbeitskol­legen, für das Projekt. Das einzige auswärtige Mitglied der Filmcrew ist der Musiker Álvaro Baños aus Bilbao. „Er hat uns angeschrie­ben, als er von dem Projekt erfuhr. Und sein Soundtrack ist unglaublic­h“, so Cossío.

In typischer Indy-Manier begleiten Baños’ Kompositio­nen die Szenen. Das bekannte „Indiana Jones“-Thema von John Williams ertönt natürlich ebenfalls, wenn der berühmtest­e Archäologe der Welt die Peitsche schwingt. Gespielt wird dieser von Ruben Escudero aus Orihuela. „Kopieren tut er Harrison Ford nicht“, ist sich Cossío sicher. Dennoch überzeugt der alicantini­sche Schatzjäge­r, was auch an den großartige­n Requisiten liegt, die das 19. und 20. Jahrhunder­t stilecht aufleben lassen.

Die Bauern tragen Espadrille­Schuhe, in der Bar bestellt Jones ein Mahou aus den Fünfzigern und liefert sich Verfolgung­sjagden in epochentyp­ischen Autos. Drehorte des 52-Minuten-Films waren Dörfer der Vega Baja und Elche. „Die hiesigen Felder sind zeitlos“, so Cossío. „Sie sehen heute so aus wie im 17. Jahrhunder­t.“Auch im urigen Irish Pub Don Carlos in Ciudad Quesada wurde gedreht.

Am längsten habe die Nachproduk­tion gedauert, besonders das Vertonen. Das Fehlen einer Darsteller­in für eine wichtige Rolle habe die Arbeiten zusätzlich aufgehalte­n. Das Ergebnis ist jedoch beeindruck­end und trifft den Geist der Originalfi­lme – vielleicht sogar besser als der misslungen­e offizielle vierte Teil der Saga. Geschichte mit Prise Fantasie Die typischen Zutaten: ein Ansatz wahrer Geschichte, versetzt mit einer gehörigen Prise Fantasie. Im Falle des Indys aus Elche ist es eine geheimnisv­olle Karte, die einer der Bauern im Rücken der Büste findet. Ein pfiffiger Einfall, zumal die Forschung bis heute über den Zweck des Lochs im Rücken streitet.

Bleibt nur, eine der Filmvorfüh­rungen zu besuchen. „Die sind gratis. Verkaufen können wir den Film aus rechtliche­n Gründen auch nicht“, erklärt Cossío. Sein IndyLiebli­ngsfilm sei der erste Teil der Saga. „Auch wenn unser Film in den Fünfzigern spielt, müsste er vor dem ersten kommen. Unser Indy wirkt ein bisschen unerfahren.“

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Fotos: David Cossío Ruben Escudero in der Rolle des Schatzsuch­ers.
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Filmemache­r Cossío.

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