Gesperrte Strände
Torreviejas Strände mit Roten Fahnen und ohne Rettungsschwimmer
Torrevieja hat einen gewaltigen Fehlstart in die Badesaison hingelegt. Am ersten Juliwochenende wehten überall an den Stränden der Urlaubshochburg die Roten Fahnen. Die Stadtverwaltung war über bürokratische Hürden gestolpert und hatte es nicht geschafft, die Rettungsschwimmer rechtzeitig auf ihre Posten zu bringen. Die Touristen schäumten vor Wut, die Opposition rieb sich genüsslich die Hände – und die Presse hatte ein willkommenes Sommerthema.
Viele Badegäste allerdings stiegen trotz Roter Fahnen ins Wasser – angesichts der bereits hohen Anzahl von Badeunfällen ein bedenkliches Signal. Am Mittwoch nahmen dann 64 Rettungsschwimmer ihren Dienst auf.
Torrevieja – ma. Torrevieja ist holprig in die Badesaison gestartet. Bis Dienstag musste die Stadt die Strände sperren, weil keine Rettungsschwimmer über die Sicherheit der Badegäste wachten. „Die machen mir hier meine Ferien kaputt!“Antonio Agudo ist empört. Der Madrilen machte für ein paar Tage Strandurlaub in Torrevieja. Am Montag saß er am Strand Los Náufragos und sollte nicht ins Meer, denn die Rote Flagge wehte am Mast. Nicht wegen gefährlicher Unterströmungen, sondern weil die Strandwache fehlt.
Viele Touristen schien die Warnung nicht zu beeindrucken. „Die Rote Fahne hat das Rathaus doch nur hissen lassen“, meint Agudo, „damit sich die Politiker ihre Hände in Unschuld waschen können, wenn was passieren sollte“. Am Strand plantschten Kinder im Wasser, manche Schwimmer kraulten raus aufs Meer.
Traditionell wachen ab dem 15. Juni rund 60 Rettungsschwimmer über die Sicherheit der Badenden von Torrevieja. Dieses Jahr war selbst drei Wochen nach Beginn der Badesaison Fehlanzeige mit „Socorristas“. Der Grund: Immer neue bürokratische Hürden bei der Konzessionsvergabe. Erst am Mittwoch holten 64 Rettungs- schwimmer die Roten Flaggen wieder ein und hissten die Grünen.
Dass alle Strände von Torrevieja gesperrt wurden, hatte für Pfeiffkonzerte vor dem Rathaus, für eine Demo von 200 Touristen beim Strand El Cura und landesweit für Schlagzeilen gesorgt. Ein gefundenes Fressen für die Opposition. Die Volkspartei (PP) forderte den Bürgermeister zum Rücktritt auf.
Bürgermeister José Manuel Dolón (Die Grünen, LV) stritt jedoch ab, dass die Rote Flagge vier Tage lang nur deshalb wehte, damit die Stadt im Fall eines Badeunglücks nicht in Regress genommen werden kann. „Angesichts voller Strände war es unsere Pflicht, die Leute über die Situation der unsi- cheren Strände aufzuklären“.
Das Hissen der Roten Flagge hatte durchaus seine Berechtigung. Das Meer war am Sonntag und Montag vom Levante-Wind dermaßen aufgewühlt, dass sich in La Mata und im benachbarten Playa Flamenca die gefährlichen Unterströmungen gebildet hatten. In La Mata musste eine Frau aus dem Meer gerettet werden, die aus eigener Kraft nicht mehr zurück schwimmen konnte. In Playa Flamenca ein 14-jähriges Mädchen, das von der Unterströmung erfasst und 100 Meter weit aufs Meer hinaus gezogen worden war.
Über 30 Jahre lang hatte das Rote Kreuz in Torrevieja den Service der Strandwache übernommen, subventioniert vom Rathaus. Das Rote Kreuz ist führend in der Ausbildung von Rettungsschwimmern. Doch die neue Stadtregierung, eine Koalition der fünf Parteien PSOE, LV, Suena Torrevieja, APTce und C’s, argumentierte, dass diese Form der Subventionierung illegal gewesen sei. Sie schrieb den Service aus und vergab Konzession an eine Unternehmensvereinigung unter Federführung der Firma Eulen.
In ihrem Bestreben um Korrektheit schlidderten Rathausangestellte jedoch in eine nicht endenwollende Pannenserie, für die das Rathaus den Personalmangel verantwortlich machte. Dieses Manko lastete die Regierungskoalition prompt der vormals regierenden Volkspartei an, die über zwei Jahrzehnte zuvor an der Macht war.
So lautete die Devise in dieser Woche: Baden erfolgt auf eigene Gefahr.