Als die Karolinenfrage eskalierte
Am 4. August 1885 unterrichteten die deutschen Behörden die spanische Regierung von der Ausdehnung ihres Schutzgebietes auf die Karolinen. Daraufhin entbrannte ein Streit zwischen beiden Nationen um die Inselgruppe im Pazifik, der beinahe in eine kriegerische Auseinandersetzung gemündet hätte.
Spanien hatte das östlich der Philippinen gelegene Archipel bereits im 16. Jahrhundert entdeckt, weshalb es einen Souveränitätsanspruch über die Karolinen erhob. Tatsächlich aber hatte man die Inseln in der Folge wieder vernachlässigt und nie offiziell zum eigenen Hoheitsgebiet erklärt.
Das zur Kolonialmacht aufstrebende Deutschland versuchte Ende des 19. Jahrhunderts diesen Umstand und die militärische Schwäche der dekadenten Weltmacht Spanien zu nutzen, um die Karoli- Das Weltmachtstreben von Kaiser Wilhelm I. führte Deutschland beinahe in einen Krieg mit Spanien. nen in Besitz zu nehmen. Der Karolinenstreit eskalierte, als das Kanonenboot Iltis am 24. August 1885 auf der Hauptinsel Yap die deutsche Reichsflagge hisste.
Auf Vorschlag des Reichskanzlers Otto von Bismarck einigten sich beide Länder schließlich darauf, Papst Leo XIII. als Schieds- richter anzurufen. Dieser schlichtete den Konflikt, indem er Spanien zwar die Souveränität zuerkannte, Deutschland zugleich aber wichtige Handelsrechte einräumte.
Nur 14 Jahre später verkaufte Spanien dann die Karolinen zusammen mit den Marianen und Palau an Deutschland. (jan)