Der Contergan-Skandal in Spanien
Mit dem Urteil des Verfassungsgerichts dürfte Spanien wohl das einzige Land auf der Welt sein, in dem der erwiesenermaßen Schuldige im Contergan-Arzneimittelskandal, der deutsche Pharmakonzern Grünenthal, nicht zur Rechenschaft gezogen wird. So jedenfalls sieht es die Opfer-Vereinigung Avite. „Das ist das Ende“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Rafael Basterrechea, selbst ein Betroffener. Dabei hatte ein Bezirksgericht in Madrid den Betrof- fenen 2013 noch Recht gegeben. Die rund 180 Kläger bekamen für jeden Prozentpunkt der Behinderung eine Entschädigung von jeweils 20.000 Euro zugesprochen. Richterin Gemma Fernández Díaz hatte Grünenthal „nachlässiges Verhalten“vorgeworfen, weil das Unternehmen in Spanien Medikamente mit dem Contergan-Wirkstoff Thalidomid vertrieben habe, obwohl es bereits von der Schädlichkeit gewusst habe. Grünenthal ging in Berufung. Sowohl das Landgericht in Madrid als auch der Oberste Gerichtshof urteilten im Sinne des Konzerns. Unter anderem hieß es, die Verjährungsfrist sei zum Zeitpunkt der Anklageerhebung im Jahr 2012 bereits lange abgelaufen gewesen. Auch behauptete Grünenthal, einige spanische Betroffene hätten schon seit 1973 Leistungen von der Conterganstiftung erhalten. Auch bekämen viele der Kläger Unterstützung vom spanischen Staat oder von anderen Stellen. (tl/dpa)