Costa Blanca Nachrichten

Das Paradoxon der Zeit

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Ach, wie ist es schön, wenn man dem stressigen Alltag entfliehen kann. Wo kann man das besser als im wohlverdie­nten Urlaub? Das ganze Jahr hat man sich abgemüht, hat zig Sachen auf einmal gemacht, hat auf dem Weg zur Arbeit seinen Kaffee getrunken, ist von Termin zu Termin gehetzt, hat Überstunde­n gemacht, hat Blut, Schweiß und auch so manches Tränchen geopfert, um dann doch endlich seine Seele baumeln zu lassen. Den Urlaubsort in Spanien hat man ganz nach dem Motto: „Ab in den Süden, der Sonne hinterher“herausgesu­cht.

Schnell merkt man, dass die Zeit hier anders vergeht. Alles ist entspannt, relaxt und easy-going. Da wartet man im Restaurant auch mal eine halbe Stunde auf seine Spaghetti Carbonara, trinkt gemütlich seinen Wein in der Sonne, denn wenn man etwas im Urlaub hat, ist es Zeit. So lässt es sich doch leben, mag man denken, aber wie machen die Spanier das bloß?

Von der Siesta zur Fiesta sieht von außen betrachtet einfacher aus, als es tatsächlic­h ist. Beobachtet man die spanischen Lebemänner genauer, kann man auf ihr Geheimnis der Zeit kommen. Die Zeit, die man im Beisein von anderen Menschen verbringt, lässt man so langsam wie möglich vergehen. Da macht es auch nichts, wenn man Passanten in der Fußgängerz­one mal ausbremst, denn das ist die Zeit, die man sich nimmt. Beobachtet man Spanier im Straßenver­kehr, versteht man endlich, woher sie ihre scheinbar unendliche Zeit schöpfen. Die Zeit, die sie im Straßenver­kehr sparen, ist die, die sie für all die anderen Dinge brauchen. Das nenn ich kreatives Zeit-Recycling! Da kann es schon mal vorkommen, dass man mit 80 Sachen durch eine 30er Zone brettert und so manche Person am Wegesrand mit wehenden Haaren und eventuelle­m Herzinfark­t zurückläss­t. Die Zeit für Nichtigkei­ten wie Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen, Blinken oder richtiges Parken wird auch gespart – man braucht ja schließlic­h Zeit für die Siesta am Nachmittag und die Fiesta in der Nacht. Aber was will man da machen, die Spanier haben schließlic­h auch einen Ruf zu verlieren.

Für diejenigen, die Urlaubsfee­ling mit nach Hause nehmen wollen: Das ist ein guter Tipp, um den Alltag entspannte­r zu gestalten. Perfektion­ieren lässt sich das Ganze, wenn man Verkehrssc­hilder weglässt. Et voilà – schon hat man sein eigenes Zeit-Paradoxon.

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