Weg von Chemie
Der Agrarsektor der Provinz Almería steht laut Experten vor dem Sprung vom integrierten zum ökologischen Anbau
Auch wenn es nicht aus Einsicht geschieht: Der Agarsektor in der Provinz Almería, dessen Ruf in der Vergangenheit gelitten hat, wendet sich zusehends ab von der „chemischen Keule“. Er setzt verstärkt auf eine integrierte oder sogar ökologische Anbauweise. Der Umschwung hat einen einfachen Grund: die Nachfrage steigt.
Die ökologische Landwirtschaft ist in Andalusien klar auf dem Vormarsch. Mit 1,01 Million Hektar vereint die Region etwa 51 Prozent der ökologischen Anbaufläche Spaniens auf sich. Der Anteil der ökologischen an der gesamten landwirtschaftlichen Anbaufläche liegt in Andalusien immerhin bei 18 Prozent, stellt also beinahe schon ein Fünftel dar. In der Rangliste der ökologisch produzierten Erzeugnisse liegen die Oliven an vorderster Stelle, gefolgt von Getreide und Mandeln.
In der Agrarhochburg Almería befindet sich die ökologische Landwirtschaft indes noch klar im Hintertreffen. Hier liegt der Anteil der ökologischen an der gesamten Anbaufläche nur bei vier Prozent, wie in der Provinz Málaga, die einen ebenso niedrigen Wert aufweist. Bevorzugt werden auch hier vor allem Mandeln, Getreide und Oliven ökologisch angebaut, wenn auch in umgekehrter Rangfolge.
Die Exportschlager des Agrarsektors in Almería, sprich Obstund Gemüseerzeugnisse, spielen hingegen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Diese werden lediglich auf einer 1.025 Hektar großen Fläche nach ökologischen Standards angebaut, was kaum mehr als 2,5 Prozent der ökologischen Anbaufläche der Provinz darstellt, die sich über 40.400 Hektar ausdehnt.
Öko in den Startlöchern
Die Ausgangslage in der Provinz Almería ist alles andere als vielversprechend, da der Anteil an ökologisch angebautem Obst und Gemüse verschwindend gering ausfällt. Experten erwarten aber eine drastische Zunahme in nächster Zukunft. Die optimistischsten Schätzungen gehen sogar von einem Viertel der gesamten Produktion aus und zwar bis 2020. Als Beispiel für ihre Zuversicht führen sie die erste grüne Revolution von Almerías Agrarsektor an, hin zu einem integrierten Anbau. Diese wurde nämlich binnen unerwartet kurzer Zeit vollzogen.
Noch vor einem Jahrzehnt genossen die landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus Almería zumindest unter gesundheits- und umweltbewussten Verbrauchern keinen guten Ruf. Im Agrarsektor begann sich damals jedoch die Einsicht durchzusetzen, dass ein sich veränderndes Konsumverhalten nachhaltigere Produktionsmethoden und rückstandsfreie Endprodukte voraussetzt, woraufhin zum Beispiel die „Chemiekeule“mehrheitlich von einem biologischen Pflanzenschutz unter Einsatz von Nützlingen ersetzt wurde.
Mittlerweile wird in der Provinz Almería auf 90 Prozent der
Ökologisch angebaut werden in Andalusien vor allem Oliven und Getreide
landwirtschaftlichen Nutzfläche ein integrierter Anbau betreiben. Darunter versteht man eine naturnahe Produktion, die quasi ein Bindeglied zwischen der konventionellen und der ökologischen Landwirtschaft darstellt.
Die integrierte Landwirtschaft, die sich hinsichtlich Produktivität durchaus als effizient erwiesen hat, verwendet Anbaumethoden, die möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben. Natürliche Ressourcen wie Wasser, Wind oder Sonneneinstrahlung werden bestmöglich ausgeschöpft, um möglichst nachhaltig zu wirtschaften. Den Beschränkungen der ökologischen unterliegt die integrierte Landwirtschaft allerdings nicht.
Die Agrarbetriebe aus der Provinz Almería gelangen aber allmählich zu der Überzeugung, dass die Weiterentwicklung zur ökologischen Produktion der nächste Schritt sein muss. Die Angebotsseite reagiert damit bloß auf die sich zunehmend verändernde Nachfrage, denn steigende Konsumentenzahlen in Zentral- und Nordeuropa verheißen der ökologischen Landwirtschaft ein größeres Wachstumspotenzial.
Eine Frage des Preises
In Deutschland etwa nimmt der Konsum ökologischer Lebensmit- tel zurzeit um etwa drei Prozent pro Jahr zu, was diesen inzwischen Marktanteile von über acht Prozent beschert hat. Die besseren Absatzchancen sind indes nicht das einzige Argument für die Befürworter einer Umstellung von einer integrierten auf eine ökologische Produktion. Eine weitere Motivation für die Branche ist der erzielbare Mehrwert. Tomaten aus ökologischem Anbau beispielsweise werden in den europäischen Supermärkten um bis zu 40 Prozent teurer verkauft als konventionelle. In Anbetracht der Niedrigpreiskrisen, die Almerías Bauern in den letzten Jahren immer wieder erleiden mussten, ist dies sicherlich kein unbedeutender Faktor.
Produzenten horchen auf
Solche Zahlen lassen die Protagonisten des Agrarsektors in der Provinz Almería anscheinend aufhorchen, denn das Interesse von Landwirten und Betrieben für die öko- logische Landwirtschaft nimmt offenkundig zu. Ein Beleg dafür ist ein Fachkongress der in El Ejido unlängst zu dem Thema organisiert wurde. Zu diesem konnten aus Platzgründen nur 500 Teilnehmer zugelassen werden, mit dem Resultat, dass 300 weitere Interessenten vertröstet werden mussten.
Integrierte Produktion als Bindeglied zwischen dem konventionellen und dem ökologischen Anbau