Kunst für Corridas
Orbas Berühmtheit: Carlos Ruano Llopis schaffte es als Maler für Corrida-Plakate ganz nach oben
Orbas berühmter Sohn: Carlos Ruano malte Stierkampfplakate für ganz Spanien
Orbas einzigen Stierkampf hat das Dorf ihm zu verdanken: Der Künstler Carlos Ruano Llopis (1878-1950) sorgte im Jahr 1917 dafür, dass drei mit ihm befreundete Toreros in seinen Heimatort kamen und für einen guten Zweck – die Restaurierung der Pfarrkirche – eine Vorstellung boten. „Er gilt als bester Stierkampfplakatmaler aller Zeiten“, sagt Francisco Caravaca über Ruano Llopis.
Caravaca wiederum zählt zu den Personen, die am meisten über das Leben dieses 1878 in Orba geborenen Künstlers wissen. „Ich selbst könnte mir keinen Stierkampf anschauen, aber ich interessiere mich für die Geschichte Orbas und Ruano Llopis ist ein Teil dieser Geschichte“, sagt Caravaca, den man in Orba auch als „inoffiziellen Gemeindehistoriker“kennt. Zweifaches Erbe Ruano Llopis kündigte mit seinen Gemälden die wichtigsten „Corridas“in ganz Spanien an, zeichnete Stierkampfszenen für Zeitungen und hätte wohl am liebsten selbst in der Arena gestanden. Ein Traum, den er von seinem Vater, einem großen Stierkampf-Anhänger, geerbt hatte, aber aus Liebe zu seiner Mutter nie umsetzte. „Wenn du das tust, werde ich sterben“, soll sie ihm mal gesagt haben. Stattdessen gab sie ihm seine andere große Leidenschaft mit auf den Weg: die Liebe zur Kunst, die für seinen Vater wiederum „Zigeunerzeugs“war. Was Llopis nicht davon abhielt, sich in Valencia, wo die Familie seit 1889 lebte, heimlich an der Kunstschule anzumelden.
Vielleicht hat ihm das erworbene Wissen ein wenig genutzt, als er nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1894 Geld für den Unterhalt der kinderreichen Familie beisteuern musste und dies anfangs mit der künstlerischen Verzierung von Fächern tat. „Auf dem ein oder anderen landete auch ein Stiermotiv“, sagt Caravacas. Das Erbe des Vaters ließ ihn offenbar nicht los, und so waren es letztlich auch die Stierkampfskizzen für Zeitungen und die Plakate für „Corridas“, die ihn Jahre später berühmt machten. „Allerdings hat er nie grausame Szenen gemalt“, betont Caravacas.
Wer einen Teil seines Werks betrachten will, hat dazu in Orba nicht nur im Plenarsaal des Rathauses Gelegenheit, wo einige seiner Zeichnungen hängen, sondern auch in der Kirche, für die er das Altarbild „La Profecía de Abraham“erstellte – das auf den ersten Blick eine religiöse Szene darstellt, in dem Kenner aber, wie könnte es bei Ruano Llopis anders sein, auch versteckte Stierkampf-Bezüge sehen. Orbas Ehrenbürger Ein weiteres Steckenpferd von Llopis waren Porträts, unter anderem von spanischen Politikern. Aber auch Menschen aus Orba standen ihm bei seinen sommerlichen Aufenthalten in dem Heimat- ort Modell. „Ich selbst besitze ein von ihm gemaltes Porträt meiner Urgroßmutter“, sagt Caravaca stolz.
1934 zog Llopis nach Mexiko, wo die Popularität der Stierkämpfe noch größer als in dem mehr und mehr fußballbegeisterten Spanien war. Als weiteres seiner Karrierehighlights entwarf er die Plakate für den 1941 aufgeführten Hollywoodfilm „König der Toreros“. Sein Wunsch, nach Spanien zurückzukehren, erfüllte sich nicht mehr. Am 2. September 1950 starb Carlos Ruano Llopis in Mexiko. Seit 2000 ist er Ehrenbürger von Orba.