Wo Timbuktu Einzug hält
Zum Leserbrief „Ein absolutes Desaster“– CBN 1.704
Zuerst möchte ich feststellen, dass „Correos“kein privates, sondern ein staatliches Unternehmen ist und schon immer war und immer sein wird. Wenn es das nicht wäre, könnte sich das Unternehmen nicht königlicher Dekrete bedienen.
Das Schreiben, das wir als Betroffene auch bekommen haben, ist eine einzige „Milchmädchenrechnung“. Auch auf der Webseite von Correos kann man die Berechnung nachlesen. Die Einstellung der Zustellung der Post dient nur dem Zweck, die Serviceleistungen, zu der eigentlich die Post verpflichtet ist, einzuschränken oder ganz auszuhebeln.
Beim Kauf einer Briefmarke gehe ich davon aus, dass ich die Gewissheit habe, dass die Post den Vertrag, den sie damit mit dem Kunden geschlossen hat, auch einhält. Dieser Vertrag beinhaltet die Beförderung und Zustellung des Briefs, der Karte und des Pakets an den Empfänger.
Els Poblets hat eine Gesamtfläche von 3,52 Quadratkilometer, also 352 Hektar. Die registrierte Einwohnerzahl beträgt laut Ayuntamiento zur Zeit 3.029. Auf den Ortskern (Setla) entfallen etwa 600 Einwohner. In den Außenbezirken, die wiederum in Partidas unterteilt sind, wohnen fast nur europäische Ausländer und davon sehr viele, die sogenannte Langzeiturlauber sind.
Die Dörfchen „Els Poblets“bestehen aus Setla, Mirarosa und Miraflor. Die weitere Unterteilung nennt sich: Xironets, Barranquets, Secanets etc. In der Partida Xironets haben die meisten Grundstücke noch zwischen 500 und 600 Quadratmeter. Als wir vor 30 Jahren unser Grundstück gekauft haben, mussten wir ganz schnell die Baugenehmigung beantragen, weil bebauungsfähige Grundstücke nur noch ab 800 Quadratmetern zugelassen werden sollten. Das Gesetz wurde jedoch nie in die Tat umgesetzt. Im Gegenteil, die Grundstücke wurden immer kleiner.
Schon vor 30 Jahren, wurde uns die Post regelmäßig per Fahrrad zugestellt. Entweder an den Tagen: Montag, Mittwoch und Freitag oder Dienstag und Donnerstag. Die Einwohnerzahl war weitaus weniger. Könnte man diesen Rhythmus nicht wieder einführen? Dann wäre doch allen geholfen.
Die Bereitstellung von Sammelbriefkästen wurde von Correos abgelehnt, weil diese Leute der Meinung sind, das wäre die Aufgabe der Ortsbürgermeister. Wahrscheinlich wird da auch ein königliches Dekret vorgeschoben, dass jeder Postkunde zwischen 80 und 150 Euro im Jahr bezahlen muss. Es gibt kein Land in Europa, das die Unverschämtheit besitzt, mit wenig Arbeit an das Geld der Einwohner zu kommen.
Es war auch damals so, dass die Einwohner im Dorf die Hälfte der Müllgebühren bezahlt haben, während wir in den Außenbezirken das Doppelte zahlten. Selbst ein Gerichtsurteil, das die Gemeinde zwingen sollte, das Geld an die Einwohner zurück zu bezahlen, wurde seitens des Bürgermeisters ignoriert. Auf die Rückzahlung der Beträge warten wir bis zum heutigen Tag. Den trefflichen Leserbrief von Momme Ley in Sachen Einstellung der Briefzustellung durch die Correos in Els Poblets möchte ich gern mit meiner Meinung ergänzen: Es ist grotesk, ein Zuwenig an Briefaufkommen als Grund für die Einstellung der Zustellung der Briefe anzuführen. Klar, der Ortskern bleibt davon ausgenommen – sicher haben dort die ortsansässigen Spanier ein tägliches gewalti- ges Postaufkommen, oder ist es schlicht nur eine Schlechterstellung, sprich Diskriminierung, der meist von Ausländern bewohnten übrigen Ortsteile von Els Poblets?
Auch der dümmliche Hinweis im Schreiben von Correos der möglichen Selbstabholung bei der Post in Els Poblets ist völlig untauglich. Denn wenn dort tatsächlich täglich 2.000 Leute antreten würden, reicht dann die Kundenschlange von der Poststelle beim Ayuntamiento bis hin zur Kläranlage, täglich und ganzjährig. Keine so gute Idee also.
Einmal diese Büchse der Pandora geöffnet, könnten ja nun auch andere Versorger nachziehen und ebenfalls den Hahn zudrehen: Wer also wenig Wasser verbraucht, kann ja nun in Spanien sein Wasser mit der Amphore von Ziehbrunnen in Ortsmitte beziehen. Wer wenig telefoniert, kann ja auf Rauchzeichen umsteigen, wer wenig Strom verbraucht, dem bleibt ja noch ein Feuerchen im Garten – und weiter so.
Es reicht wohl noch nicht, dass nicht einmal die Fahrpläne der Busse nach und von Dénia an den Haltstellen der Las Marinas auch nur annähernd korrekt sind. Nun wird weitere unabdingbare Infrastruktur durch dumme Leute in verantwortlicher Position ohne Not zerschlagen. Schon zu Maurenzeiten gab es hier eine gute Postzu- stellung, schon vergessen?
Nun driftet die Costa Blanca ab in die Steinzeit. Aber jedes Land muss selbst wissen, wie es sich zum Drittweltland macht. Ich jedenfalls werde die Briefabsender meiner Post, Suma, Iberdrola etc., darüber informieren, dass in Els Poblets „Timbuktu“Einzug gehalten hat und sie mir nun in ihrem Land Spanien meine Briefe gern persönlich bringen können, da das die zuständigen spanischen Versorger nicht hinbekommen.
Ich habe seit vielen Jahren korrekt einen beschrifteten Postkasten deutlich sichtbar an meinem Gartentor, etwas anderes kommt für mich nicht in Frage. Schon gar nicht irgendwo im Acker ein 80Euro-Sammelkasten, der drei Wochen nach seiner Aufstellung zugemüllt und nur noch durch Haufen von Hundekot zu erreichen ist.
Auch ist zu erwähnen, dass Correos selbst für solche Sammelbriefkästen und deren Kosten zuständig ist und nicht etwa der Bürger. Aber mit den oft zitierten „willkommenen und gerngesehenen“ausländischen Residenten kann man es ja mal wieder machen. Ich kann damit jedoch sehr gut leben, ich befürchte, Spanien auf Dauer aber nicht. Ein modernes Europa sieht ganz anders aus.
Helga und Norbert Grass Els Poblets