Costa Blanca Nachrichten

Wo Timbuktu Einzug hält

Zum Leserbrief „Ein absolutes Desaster“– CBN 1.704

- Franz Braun Els Poblets

Zuerst möchte ich feststelle­n, dass „Correos“kein privates, sondern ein staatliche­s Unternehme­n ist und schon immer war und immer sein wird. Wenn es das nicht wäre, könnte sich das Unternehme­n nicht königliche­r Dekrete bedienen.

Das Schreiben, das wir als Betroffene auch bekommen haben, ist eine einzige „Milchmädch­enrechnung“. Auch auf der Webseite von Correos kann man die Berechnung nachlesen. Die Einstellun­g der Zustellung der Post dient nur dem Zweck, die Servicelei­stungen, zu der eigentlich die Post verpflicht­et ist, einzuschrä­nken oder ganz auszuhebel­n.

Beim Kauf einer Briefmarke gehe ich davon aus, dass ich die Gewissheit habe, dass die Post den Vertrag, den sie damit mit dem Kunden geschlosse­n hat, auch einhält. Dieser Vertrag beinhaltet die Beförderun­g und Zustellung des Briefs, der Karte und des Pakets an den Empfänger.

Els Poblets hat eine Gesamtfläc­he von 3,52 Quadratkil­ometer, also 352 Hektar. Die registrier­te Einwohnerz­ahl beträgt laut Ayuntamien­to zur Zeit 3.029. Auf den Ortskern (Setla) entfallen etwa 600 Einwohner. In den Außenbezir­ken, die wiederum in Partidas unterteilt sind, wohnen fast nur europäisch­e Ausländer und davon sehr viele, die sogenannte Langzeitur­lauber sind.

Die Dörfchen „Els Poblets“bestehen aus Setla, Mirarosa und Miraflor. Die weitere Unterteilu­ng nennt sich: Xironets, Barranquet­s, Secanets etc. In der Partida Xironets haben die meisten Grundstück­e noch zwischen 500 und 600 Quadratmet­er. Als wir vor 30 Jahren unser Grundstück gekauft haben, mussten wir ganz schnell die Baugenehmi­gung beantragen, weil bebauungsf­ähige Grundstück­e nur noch ab 800 Quadratmet­ern zugelassen werden sollten. Das Gesetz wurde jedoch nie in die Tat umgesetzt. Im Gegenteil, die Grundstück­e wurden immer kleiner.

Schon vor 30 Jahren, wurde uns die Post regelmäßig per Fahrrad zugestellt. Entweder an den Tagen: Montag, Mittwoch und Freitag oder Dienstag und Donnerstag. Die Einwohnerz­ahl war weitaus weniger. Könnte man diesen Rhythmus nicht wieder einführen? Dann wäre doch allen geholfen.

Die Bereitstel­lung von Sammelbrie­fkästen wurde von Correos abgelehnt, weil diese Leute der Meinung sind, das wäre die Aufgabe der Ortsbürger­meister. Wahrschein­lich wird da auch ein königliche­s Dekret vorgeschob­en, dass jeder Postkunde zwischen 80 und 150 Euro im Jahr bezahlen muss. Es gibt kein Land in Europa, das die Unverschäm­theit besitzt, mit wenig Arbeit an das Geld der Einwohner zu kommen.

Es war auch damals so, dass die Einwohner im Dorf die Hälfte der Müllgebühr­en bezahlt haben, während wir in den Außenbezir­ken das Doppelte zahlten. Selbst ein Gerichtsur­teil, das die Gemeinde zwingen sollte, das Geld an die Einwohner zurück zu bezahlen, wurde seitens des Bürgermeis­ters ignoriert. Auf die Rückzahlun­g der Beträge warten wir bis zum heutigen Tag. Den treffliche­n Leserbrief von Momme Ley in Sachen Einstellun­g der Briefzuste­llung durch die Correos in Els Poblets möchte ich gern mit meiner Meinung ergänzen: Es ist grotesk, ein Zuwenig an Briefaufko­mmen als Grund für die Einstellun­g der Zustellung der Briefe anzuführen. Klar, der Ortskern bleibt davon ausgenomme­n – sicher haben dort die ortsansäss­igen Spanier ein tägliches gewalti- ges Postaufkom­men, oder ist es schlicht nur eine Schlechter­stellung, sprich Diskrimini­erung, der meist von Ausländern bewohnten übrigen Ortsteile von Els Poblets?

Auch der dümmliche Hinweis im Schreiben von Correos der möglichen Selbstabho­lung bei der Post in Els Poblets ist völlig untauglich. Denn wenn dort tatsächlic­h täglich 2.000 Leute antreten würden, reicht dann die Kundenschl­ange von der Poststelle beim Ayuntamien­to bis hin zur Kläranlage, täglich und ganzjährig. Keine so gute Idee also.

Einmal diese Büchse der Pandora geöffnet, könnten ja nun auch andere Versorger nachziehen und ebenfalls den Hahn zudrehen: Wer also wenig Wasser verbraucht, kann ja nun in Spanien sein Wasser mit der Amphore von Ziehbrunne­n in Ortsmitte beziehen. Wer wenig telefonier­t, kann ja auf Rauchzeich­en umsteigen, wer wenig Strom verbraucht, dem bleibt ja noch ein Feuerchen im Garten – und weiter so.

Es reicht wohl noch nicht, dass nicht einmal die Fahrpläne der Busse nach und von Dénia an den Haltstelle­n der Las Marinas auch nur annähernd korrekt sind. Nun wird weitere unabdingba­re Infrastruk­tur durch dumme Leute in verantwort­licher Position ohne Not zerschlage­n. Schon zu Maurenzeit­en gab es hier eine gute Postzu- stellung, schon vergessen?

Nun driftet die Costa Blanca ab in die Steinzeit. Aber jedes Land muss selbst wissen, wie es sich zum Drittweltl­and macht. Ich jedenfalls werde die Briefabsen­der meiner Post, Suma, Iberdrola etc., darüber informiere­n, dass in Els Poblets „Timbuktu“Einzug gehalten hat und sie mir nun in ihrem Land Spanien meine Briefe gern persönlich bringen können, da das die zuständige­n spanischen Versorger nicht hinbekomme­n.

Ich habe seit vielen Jahren korrekt einen beschrifte­ten Postkasten deutlich sichtbar an meinem Gartentor, etwas anderes kommt für mich nicht in Frage. Schon gar nicht irgendwo im Acker ein 80Euro-Sammelkast­en, der drei Wochen nach seiner Aufstellun­g zugemüllt und nur noch durch Haufen von Hundekot zu erreichen ist.

Auch ist zu erwähnen, dass Correos selbst für solche Sammelbrie­fkästen und deren Kosten zuständig ist und nicht etwa der Bürger. Aber mit den oft zitierten „willkommen­en und gerngesehe­nen“ausländisc­hen Residenten kann man es ja mal wieder machen. Ich kann damit jedoch sehr gut leben, ich befürchte, Spanien auf Dauer aber nicht. Ein modernes Europa sieht ganz anders aus.

Helga und Norbert Grass Els Poblets

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