Exportwirtschaft läuft rund
Nur Spanien und Deutschland trotzen dem Trend – Handelsbilanzdefizit schrumpft
Madrid – tl. Weltweit lahmt die Konjunktur. Keine gute Voraussetzung für eine Exportwirtschaft. Und so schrumpfen denn auch die Ausfuhren wichtiger Länder: Frankreich minus 1,2 Prozent, Großbritannien minus 5,8 Prozent, USA minus 6,5 Prozent, China minus 6,9 Prozent und Japan minus 8,7 Prozent. Nur zwei Länder trotzen diesem Trend: Deutschland – und Spanien.
So hat die spanische Exportwirtschaft im ersten Halbjahr Waren im Wert von 128 Milliarden Euro im Ausland abgesetzt. Das entspricht einem Plus von 2,3 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damit schneidet Spanien sogar besser ab als die große Exportnation Deutschland, deren Exporte um 1,5 Prozent zulegten. Autos, Lebensmittel und Investitionsgüter – in dieser Reihenfolge – lauten die Exportschlager der spanischen Wirtschaft.
Der Erfolg wirkt sich zudem positiv auf die Handelsbilanz aus. Im gleichen Zeitraum gingen nämlich die Einfuhren um 0,5 Prozent zurück und erreichten knapp 136 Milliarden Euro. So verringerte sich das Handelsbilanzdefizit auf knapp acht Milliarden Euro. Nur 2013 war das Defizit in einem ersten Halbjahr geringer gewesen. Bei den Einfuhren profitiert Spanien allerdings auch von den derzeit günstigen Energiepreisen. Allein beim ErdölImport konnten bis einschließlich Juni 6,5 Milliarden Euro im Vergleich zu 2015 eingespart werden.
Bei den Exporten kam Spanien wiederum zugute, dass die Entwicklung der Verbraucherpreise seit 34 Monaten unter dem Schnitt in der Euro-Gruppe lag. Aufgrund der günstigen Preise stiegen denn auch die Exporte gerade in Ländern der Euro-Zone stark an – plus 5,2 Prozent. Auch in die übrigen EU-Ländern wurde deutlich mehr verkauft. Eingebrochen ist der Absatz spanischer Waren allerdings in Lateinamerika – minus zwölf Prozent. Ein weiterer wichtiger Faktor für den Erfolg der Exportwirtschaft ist die wiedergewonnene Wettbewerbsfähigkeit. Die allerdings wurde während der Krise mit einer erheblichen Senkung der Löhne erkauft.
Trotz der positiven HalbjahresBilanz macht sich Wirtschaftsstaatssekretär Jaime García-Legaz Sorgen mit Blick auf die kommenden Monate: Die Abwertung des britischen Pfund und des brasiliansichen Real sowie das schwache Wachstum in Frankreich und Italien könnten nicht unbedingt förderlich für die Exporte sein.