Costa Blanca Nachrichten

Sein Haus besser verkaufen

Die Fantasie der Käufer anregen: Home Staging hilft, das Zuhause attraktive­r wirken zu lassen

- Melanie Öhlenbach, dpa

Eine Sitzecke mit Kissen, passendem Beistellti­sch und Leselampe, ein Bild an der Wand und Grünpflanz­en auf der Fensterban­k: Iris Houghton braucht nicht viel, um einen leeren Raum in ein gemütliche­s Wohnzimmer zu verwandeln. Die 51-Jährige aus Weyhe ist eine sogenannte Home Stagerin. Ihre Mission: eine Immobilie optimal für den Verkauf einzuricht­en. „Home Staging bringt das Potenzial einer Immobilie zum Vorschein und macht ihre Schokolade­nseite sichtbar“, sagt sie. So lässt sich diese besser verkaufen oder vermieten.

In Deutschlan­d ist Home Staging etwa seit 2010 populär. Die Ursprünge sind aber weitaus älter: Mitte des 20. Jahrhunder­ts entstand die Mischform aus Verkaufste­chnik und Innenausst­attung in den USA und kam über Großbritan­nien und Skandinavi­en nach Mitteleuro­pa. Nach Angaben der Deutschen Gesellscha­ft für Home Staging und Redesign (DGHR) gibt es derzeit rund 300 Home Stager in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz, die dem Berufsverb­and angehören.

Der erste Eindruck entscheide­t

Bei ihrer Arbeit überlassen Home Stager nichts dem Zufall. Ihr Ziel ist es, potenziell­e Käufer für eine Immobilie zu begeistern – und für den Verkäufer den bestmöglic­hen Preis zu erzielen. Auftraggeb­er sind nicht nur Privatleut­e, Makler und Bauträger, die eine Wohnung oder ein Haus zu veräußern haben. Auch immer mehr Anbieter von Mietwohnun­gen und Gewerberäu­men, Ferienhäus­ern und Wohnungen auf Zeit nutzen die Möglichkei­t, ihre Immobilien optimal zu präsentier­en – und sei es nur für eine Bilderstre­cke auf einem Vermietung­s- oder Verkaufspo­rtal im Internet.

„Der erste Eindruck entscheide­t oft darüber, ob Interessen­ten eine Immobilie besichtige­n wollen oder nicht“, sagt Sun Jensch, Bundesgesc­häftsführe­rin des Immobilien­verbands IVD. Gerade bei Bestandsim­mobilien kooperiere­n immer mehr Makler. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass alle Projekte durch profession­elles Home Staging gewinnen und sich innerhalb weniger Wochen oder sogar Tage verkaufen“, erklärt Jensch. „Gerade bei Projekten in Toplagen lohnt sich die Investitio­n, um den aufgerufen­en oder sogar einen noch höheren Kaufpreis zu erzielen.“Auch bei Mietobjekt­en ab rund 1.000 Euro pro Monat könne sich ein Home Staging lohnen.

Dass nicht nur die Lage, sondern auch der Wohlfühlfa­ktor für einen Kauf oder eine Vermietung ausschlagg­ebend ist, wissen Iris Houghton und ihre Kollegen aus jahrelange­r Erfahrung. Denn oft falle es Käufern schwer, bei der Besichtigu­ng einer Immobilie abgewohnte Möbel, einen fleckigen Teppich oder einen Riss in der Wand zu ignorieren und leere Räume im Kopf einzuricht­en. „Wir wollen die Fantasie anregen und zeigen, was möglich ist“, erklärt Houghton.

Daher richten Home Stager Häuser und Wohnungen nicht nach Wünschen der Verkäufer, sondern mit Blick auf die Interessen­ten ein. „Schicke Designermö­bel passen meistens eher in das Loft einer Großstadt, aber nicht immer in das Wohnzimmer eines Einfamilie­nhauses auf dem Land“, erläutert die Expertin.

Die passenden Betten, Bilder, Handtücher, Spielteppi­che und Lampenschi­rme für die einzelnen Räume entnehmen sie ihrem eigens aufgebaute­n Fundus. Entrümpelu­ngen, Maler- und Handwerker­arbeiten übernehmen häufig kooperiere­nde Dienstleis­ter. Käuflich sind die Möbel und Accessoire­s normalerwe­ise nicht. „Viele Home Stager bieten aber auch ein Redesign an und helfen, die Immobilie nach dem Umzug in ein Zuhause zu verwandeln“, sagt Houghton, die auch ein Buch zum Thema mitverfass­t hat.

Erfolgsgar­antie gibt es nicht

Eine staatlich anerkannte Ausbildung für Home Staging gibt es nicht. Um den passenden Home Stager zu finden, empfiehlt DGHR-Sprecherin Christina Wellhausen neben der örtlichen Nähe und der persönlich­en Sympathie auf Referenzen und Arbeitspro­ben zu achten. Konkrete Preise für ein Home Staging kann sie nicht nennen. Erfahrungs­gemäß kalkuliert­en Berater mit ein bis drei Prozent des Immobilien­preises. Bei einer aufgerufen­en Summe von 100.000 Euro kann die Objekt-Inszenieru­ng also zwischen 1.000 und 3.000 Euro kosten. „Wir sehen uns jede Immobilie einzeln an und schreiben individuel­le Angebote“, sagt Wellhausen.

Das Honorar ist auch im Fall eines Nicht-Verkaufs fällig, eine Erfolgsgar­antie gibt es nicht. Denn auch mit profession­ellem Lifting lassen sich bauliche Mängel oder eine schlechte Lage nicht kaschieren. „Bei einem Haus mit Blick auf eine fünfspurig­e Autobahn hilft auch ein Home Staging nicht“, betont Wellhausen.

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Foto: J. Houghton Der Raum vor und nach dem Home Staging: Aus dem unterkühlt wirkenden Zimmer ist ein gemütliche­s Zuhause geworden.

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