Costa Blanca Norden
Studie der Fakultät Raumplanung an der TU Dortmund gibt Antworten auf diese Frage
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Aus welchen Gründen verlagern Deutschlands Pensionäre ihren Wohnsitz ins Ausland? Welche Formen nimmt Ruhesitzmigration international an? Welche räumlichen Auswirkungen entstehen durch internationale Ruhesitzmigration auf die Zielregion? Diesen Fragen gingen zwölf Studierende der Fakultät Raumplanung an der Technischen Universität Dortmund vergangenen März in Dénia nach. Dazu besuchten sie Veranstaltungen des Euro Club Dénia, nahmen Wohneinrichtungen und Urbanisationen unter die Lupe und sprachen mit deutschen Residenten und Langzeiturlaubern. Ihre Erkenntnisse haben sie in der Studie „Pensionäre unter Palmen – Räumliche Auswirkungen von Ruhesitz-Migration im internationalen Vergleich“zusammengefasst.
Sechs verschiedene Fallbeispiele der Ruhesitzmigration habe man während der Projektarbeit betrachtet. Untersucht worden seien Anlagen für Ruhesitzmigranten in den USA, Mexiko, Deutschland, der Schweiz und Thailand. Dénia habe sich besonders wegen der räumlichen Erreichbarkeit als Untersuchungsgebiet angeboten. Das Resümee der Studenten: „Viele Ruhesitzmigranten, die an die Costa Blanca ziehen, haben jahrelange berufliche oder private Auslandserfahrungen gemacht.“Bei der Entscheidung, den Wohnsitz an die Mittelmeerküste zu verlegen, sei meistens das Klima entscheidend gewesen. „Der milde Winter und der trockene Sommer wirken sich in vielerlei Hinsicht positiv auf das Wohlbefinden aus“, heißt es in der Studie. „Freizeitaktivitäten können ganzjährig im Freien an der frischen Luft stattfinden. Die körperliche Fitness, die während der Berufstätigkeit eher im Hintergrund stand, sowie das Heilklima tragen zur Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität bei.“
Außer dem Klima spielten für viele Ruhesitzmigranten aber auch die Lage sowie die vielfältige Landschaft an der Costa Blanca eine wichtige Rolle. Wobei es vielen wichtig sei, den Lebensabend nicht alleine zu verbringen, sondern sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Daher würden viele an einen Ort ziehen, in dem schon viele Deutschsprachige wohnen und wo der sprachliche Austausch leicht falle.
„Die Möglichkeit, neue Bekanntschaften und Freundschaften zu schließen, erscheint bei Verlagerung ihres Lebensmittelpunktes besonders attraktiv“, meinen die angehenden Raumplaner. Hinzu kämen die günstigeren Lebenshaltungskosten hinsichtlich Krankenversicherung, Miete, Immobilienpreisen, Heizkosten usw. Die Gewissheit, medizinisch gut versorgt zu sein, sei ein wichtiger Beweggrund.
Auch die verschiedenen Wohnformen nahmen die Studenten unter die Lupe. Besonders bei älteren Ruhesitzmigranten seien Seniorenresidenzen beliebt. Dabei seien eine zentrale Lage beziehungsweise eine gute Erreichbarkeit oft nicht entscheidend, da die Anlagen alles für den täglichen Bedarf bieten würden: Verpflegung, Freizeitaktivitäten und vor allem eine gute medizinische Versorgung.
In Dénia seien auch Einzelhäuser eine beliebte Wohnform, selbst wenn diese bei zunehmendem Alter nicht auf Dauer geeignet seien. International auffällig sei, dass die Anlagen, in denen die Senioren hauptsächlich wohnen, immer in touristisch attraktiven Gebieten am Meer oder in Badeorten lägen.
Als räumliche Auswirkungen auf die Zielregion stellten die Studenten fest: „Die Zielländer profitieren von den Ruhesitzmigranten in der Immobilien-, Bau- und Gesundheitswirtschaft, da die Anfrage in diesen Bereichen größer wird.“Als Schwächen nennt die Studie „eventuelle umweltbeeinträchtigende Freizeitaktivitäten wie zum Beispiel Golfplätze“sowie eine ausufernde Bebauung, die in bestimmten Bereichen zu einer planlosen Zersiedlung geführt habe. Außerdem habe man insbesondere durch den deutschsprachigen Euroclub eine Segregation festgestellt. „Die Alltagsaktivitäten und -kontakte der Senioren beziehen sich überwiegend auf die eigene Gruppe, dies wird besonders durch eine hohe (Auto-)Mobilität ermöglicht.“Dementsprechend werde teilweise die spanische Sprache nicht intensiv erlernt, was die Integration erschwere. Die spanische Bevölkerung registriere dies zwar, doch es störe sie nicht unbedingt.
Arbeitsplätze geschaffen
Als positiv hebt die Studie die Arbeitsplatzbeschaffung in den verschiedensten Branchen hervor. So seien durch den Einfluss der Ruhesitzmigranten Arbeitsplätze in der Bauindustrie, dem Gesundheitswesen, der Gastronomie und in weiteren Dienstleistungsbranchen entstanden. Der positive Einfluss auf die Wirtschaft werde dadurch verstärkt, dass sich die Ruhesitzmigranten meist auch im Winter in der Region aufhalten und so für ganzjährigen Umsatz sorgen würden.