Drama um Joan
Pflegeeltern müssen Vierjährigen nach Gerichtsbeschluss seiner leiblichen Mutter übergeben
Am Boden zerstört hat ein Paar aus Sueca am Montag den vierjährigen Joan seiner leiblichen Mutter übergeben. Die Spanier hatten den Jungen im Alter von eineinhalb Jahren bei sich aufgenommen und befanden sich in der Phase der Vor-Adoption. Offenbar war die heute 19-jährige leibliche Mutter jedoch nie mit einer Adoption einverstanden.
Unter Tränen und mit einem Nervenzusammenbruch hat ein Paar im valencianischen Sueca den vierjährigen Joan am Montag seiner leiblichen Mutter übergeben. Albert Bordes und Noelia Estornell hatten den Jungen aus dem 800 Kilometer entfernten Oviedo bei sich aufgenommen, als er eineinhalb Jahre alt war. Die Familie befand sich offiziell in der Phase der Vor-Adoption und hatte nicht damit gerechnet, das Kind je wieder abgeben zu müssen.
Joan kennt seine heute 19-jährige leibliche Mutter nicht, schon während der Schwangerschaft hatte das Jugendamt beschlossen, das Sorgerecht für das Baby zu übernehmen. María José Abeng sei laut Medienberichten seinerzeit damit einverstanden gewesen, ihren Sohn zur Adoption freizugeben.
Eine Richterin in Oviedo entschied nun für Bordes und Estornell überraschend, dass Joan zu seiner Mutter zurückkehren soll. Obwohl das valencianische Paar Einspruch beim Obersten Gerichtshof einlegte, wurde die unverzügliche Übergabe des Kindes angeordnet. Zu den vereinbarten Terminen erschienen die Pflegeeltern nicht, erst nachdem sie polizeilich gesucht wurden, kamen die Valencianer zu dem Treffen.
Entsprechend groß war der Medienrummel bei der Übergabe in der Guardia-Civil-Kaserne. Ebenso schnell war die Schuldige der Tragödie gefunden: Die leibliche Mutter, die bei der Geburt ihres Sohnes 15 Jahre alt war und in einem Kinderheim lebte. Rebellisch soll die heute 19-Jährige sein, der Anwalt der Adoptiveltern erklärte, Zeugen hätten die junge Frau erst vor kurzem betrunken und halbnackt gesehen. Außerdem habe Abeng ihren Lebensgefährten beschuldigt, sie zu misshandeln.
„Er wurde mir entrissen“
Abeng, die die spanische Staatsangehörigkeit hat und ursprünglich aus Guinea stammt, veröffentlichte am Dienstag einen Brief, in dem sie ihre Sicht der Dinge schildert. Mit elf Jahren sei sie in ein Kinderheim gekommen, mit 14 Jahren wurde sie dort geschwängert. Als ihr das Jugendamt im siebten Monat mitteilte, dass ihr das Sorgerecht für das Kind direkt nach der Geburt entzogen werden würde, floh Abeng hochschwanger nach Guinea. Nur auf Druck des Anwalts ihrer Mutter sei sie zurück nach Spanien gekommen.
„Ich habe meinen Sohn nicht zur Adoption freigegeben, er wurde mir entrissen“, schreibt Abeng. Sie habe von Anfang an um Joan gekämpft, sei von Anwalt zu Anwalt gelaufen. Und sie stellt klar: „Ich trinke nicht, nehme keine Drogen, rauche nicht einmal – und misshandelt wurde ich noch nie.“
Mutter und Sohn durchlaufen jetzt eine Gewöhnungsphase, bei der sie Psychologen und Sozialarbeiter begleiten. Unterdessen sind Albert Bordes und Noelia Estornell zu Angehörigen nach Cullera geflüchtet – den Anblick des leeren Kinderzimmers mit Joans Spielzeug könne sie nicht ertragen, sagte Estornell der Presse.