Der Florettseidenbaum
Südamerikanischer Invasor mit wunderschönen Blüten
Im Frühjahr wurde im Service-Teil der CBN über eine Kletterpflanze mit dem eigenartigen deutschen Namen „Folterpflanze“in Wort und Bild berichtet. Heute geht es um einen Baum, der die Bezeichnung Florettseidenbaum trägt.
Auch er ist wie die Folterpflanze kein ursprünglich mediterranes Gewächs. Er ist in Südamerika heimisch, vorwiegend in Brasilien und Argentinien. Er zählt somit zu den sogenannten „invasiven Pflanzen“, also den eingewanderten. Ökologisch gesehen gedeiht er im mediterranen, subtropischen Spanien recht gut, also auch im Bereich der Costa Blanca. Als Straßenbaum, in Parks und Vorgärten wurde und wird er als Zierbaum gepflanzt.
Er ist ein Spätblüher, der im August und September in voller Blüte steht. Die bis zu 15 Zentimeter großen, schönen Blüten erscheinen in Büscheln. Ihre fünf Kronblätter sind meist rosa bis purpurn gefärbt, zum Blütengrund hin weißlich oder auch gelblich mit dunkelroten Linien oder Flecken. Die Staubblätter sind stielartig sehr lang und ragen oft aus der Blüte hervor.
Auffallend an der breiten Baumkrone sind die im unteren Bereich relativ waagerecht wachsenden Seitenäste. Der stattliche Baum erreicht Wuchshöhen von bis zu 15 Metern. Der Stamm ist häufig mit spitzen Stacheln besetzt, die sicherlich Schutzfunktionen haben. Seine Rinde ist bei jungen Bäumen grünlich und bei älteren grau gefärbt. Die Stämme ha- ben häufig am Grund eine tonnenförmige Verdickung, die in Trockenzeiten der Wasserspeicherung dienen. Daher heißt der spanische Trivialnamen des Florettseiden- baums auch „palo borracho“, das bedeutet etwa „betrunkener Baum“.
Die relativ großen Blätter sind lang gestielt und haben fünf bis sieben Blattspreiten. Während längerer Trockenzeiten werden die Blätter teilweise oder auch insgesamt abgeworfen, ein möglicher Verdunstungsschutz. Somit haben blühende Florettseidenbäume häufig keine Blätter mehr, wie auf dem Foto erkennbar.
Nur selten findet man zapfenförmige, hängende Früchte, die bis 20 Zentimeter lang und fünf Zentimeter breit werden können. Wenn die Früchte reif sind, platzen sie auf, und weiße, seidige Fasern quellen hervor.
Gleiches ist beim Kapokbaum, wissenschaftlich Ceiba pentranda, zu beobachten. Die Fasern dieses „Wollbaums“dienten früher als Polstermaterial. Kapok war für Sofas, Sessel und als Füllung für Stuhlkissen, Rettungsringe und Schwimmgürtel ein beliebtes Material. Unsere Großmütter können das bestätigen.
Die weißen Kapselfasern des Florettseidenbaums werden als Florettseide bezeichnet. Sie gaben dem Baum seinen deutschen Namen. Gegenüber der echten Naturseide ist die Florettseide wegen der kürzeren Fasern bei der Seidenherstellung von geringerer Qualität. Botanisch sind dieses die äußeren Schichten des Seidenkokons, der auch als Florett bezeichnet wird.
Wissenschaftlich heißt der Florettseidenbaum Ceiba speciosa, der systematisch zur Unterfamilie der Wollbaumgewächse in der artenreichen Pflanzenfamilie der Malvengewächse gehört. Der Florettseidenbaum gilt als Charakterart der brasilianischen Halbtrockenwälder. Sein leichtes Holz wurde in Südamerika häufig zum Bau von Flößen und Kanus genutzt.
Es wäre schade, wenn die Florettseidenbäume mit ihren prächtigen Blüten aus der heimischen Vegetation verschwinden würden.