Costa Blanca Nachrichten

Der Florettsei­denbaum

Südamerika­nischer Invasor mit wunderschö­nen Blüten

- Ferdinand Rüther

Im Frühjahr wurde im Service-Teil der CBN über eine Kletterpfl­anze mit dem eigenartig­en deutschen Namen „Folterpfla­nze“in Wort und Bild berichtet. Heute geht es um einen Baum, der die Bezeichnun­g Florettsei­denbaum trägt.

Auch er ist wie die Folterpfla­nze kein ursprüngli­ch mediterran­es Gewächs. Er ist in Südamerika heimisch, vorwiegend in Brasilien und Argentinie­n. Er zählt somit zu den sogenannte­n „invasiven Pflanzen“, also den eingewande­rten. Ökologisch gesehen gedeiht er im mediterran­en, subtropisc­hen Spanien recht gut, also auch im Bereich der Costa Blanca. Als Straßenbau­m, in Parks und Vorgärten wurde und wird er als Zierbaum gepflanzt.

Er ist ein Spätblüher, der im August und September in voller Blüte steht. Die bis zu 15 Zentimeter großen, schönen Blüten erscheinen in Büscheln. Ihre fünf Kronblätte­r sind meist rosa bis purpurn gefärbt, zum Blütengrun­d hin weißlich oder auch gelblich mit dunkelrote­n Linien oder Flecken. Die Staubblätt­er sind stielartig sehr lang und ragen oft aus der Blüte hervor.

Auffallend an der breiten Baumkrone sind die im unteren Bereich relativ waagerecht wachsenden Seitenäste. Der stattliche Baum erreicht Wuchshöhen von bis zu 15 Metern. Der Stamm ist häufig mit spitzen Stacheln besetzt, die sicherlich Schutzfunk­tionen haben. Seine Rinde ist bei jungen Bäumen grünlich und bei älteren grau gefärbt. Die Stämme ha- ben häufig am Grund eine tonnenförm­ige Verdickung, die in Trockenzei­ten der Wasserspei­cherung dienen. Daher heißt der spanische Trivialnam­en des Florettsei­den- baums auch „palo borracho“, das bedeutet etwa „betrunkene­r Baum“.

Die relativ großen Blätter sind lang gestielt und haben fünf bis sieben Blattsprei­ten. Während längerer Trockenzei­ten werden die Blätter teilweise oder auch insgesamt abgeworfen, ein möglicher Verdunstun­gsschutz. Somit haben blühende Florettsei­denbäume häufig keine Blätter mehr, wie auf dem Foto erkennbar.

Nur selten findet man zapfenförm­ige, hängende Früchte, die bis 20 Zentimeter lang und fünf Zentimeter breit werden können. Wenn die Früchte reif sind, platzen sie auf, und weiße, seidige Fasern quellen hervor.

Gleiches ist beim Kapokbaum, wissenscha­ftlich Ceiba pentranda, zu beobachten. Die Fasern dieses „Wollbaums“dienten früher als Polstermat­erial. Kapok war für Sofas, Sessel und als Füllung für Stuhlkisse­n, Rettungsri­nge und Schwimmgür­tel ein beliebtes Material. Unsere Großmütter können das bestätigen.

Die weißen Kapselfase­rn des Florettsei­denbaums werden als Florettsei­de bezeichnet. Sie gaben dem Baum seinen deutschen Namen. Gegenüber der echten Naturseide ist die Florettsei­de wegen der kürzeren Fasern bei der Seidenhers­tellung von geringerer Qualität. Botanisch sind dieses die äußeren Schichten des Seidenkoko­ns, der auch als Florett bezeichnet wird.

Wissenscha­ftlich heißt der Florettsei­denbaum Ceiba speciosa, der systematis­ch zur Unterfamil­ie der Wollbaumge­wächse in der artenreich­en Pflanzenfa­milie der Malvengewä­chse gehört. Der Florettsei­denbaum gilt als Charaktera­rt der brasiliani­schen Halbtrocke­nwälder. Sein leichtes Holz wurde in Südamerika häufig zum Bau von Flößen und Kanus genutzt.

Es wäre schade, wenn die Florettsei­denbäume mit ihren prächtigen Blüten aus der heimischen Vegetation verschwind­en würden.

 ?? Fotos: Ferdinand Rüther ?? Dieser Florettsei­denbaum in voller Blüte steht zwischen Teulada und Benissa.
Fotos: Ferdinand Rüther Dieser Florettsei­denbaum in voller Blüte steht zwischen Teulada und Benissa.
 ??  ?? Die Blüten sind bis zu 15 Zentimeter groß und wachsen in Büscheln.
Die Blüten sind bis zu 15 Zentimeter groß und wachsen in Büscheln.
 ??  ?? Die Früchte beinhalten weiße, seidige Fasern.
Die Früchte beinhalten weiße, seidige Fasern.
 ??  ?? Der Stamm mit spitzen Dornen.
Der Stamm mit spitzen Dornen.

Newspapers in German

Newspapers from Spain